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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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Tage in der Buchhandlung aufzutauchen. Wenn Sam es geschickt anstellte, würde er die sieben Münzen bis zum Abend beisammenhaben. Und dann konnte er immer noch alles Nötige veranlassen: Grandma Bescheid sagen, auf die Polizei warten und so weiter.
    Damit stand sein Entschluss fest. Sam blockierte die Eingangstür mit einem Stuhl und schlüpfte in seinen Zeitreise-Anzug, Spezialanfertigung aus dem Hause Faulkner. Er stieg in die geheime Kammer hinunter und kniete sich vor den Sonnenstein. Zwei Münzen schob er in die Vertiefung – die eine aus dem Museum, die andere aus Delphi -und platzierte die dritte – die mit den arabischen Schriftzeichen – in der Mitte der Sonne. Er wartete ein paar Sekunden, bis das kaum hörbare Brummen einsetzte. In dem Moment, als er die Hände auf die Rundung des Steins legte, hörte er Schritte im Keller.
    »Sammy?«
    Er versuchte seine Hand anzuheben und vom Stein zu lösen, doch die Anziehungskraft war bereits zu stark.
    »Sammy? Ich bin's, Lili. . .«
    Die letzten Worte gingen im Rascheln des Vorhangs und der sich öffnenden Tür unter.
    »Sammy, warte! Die Polizei kommt gerade, sie . . .« Sein Arm brannte stärker und stärker. Er bog sich mit aller Kraft durch, um nicht weggerissen zu werden, doch die heiße Lava strömte unaufhaltsam durch seinen Körper.
    »Nein! Du musst. . .«
    Er spürte Lilis kühle Hand auf seiner Schulter, die im Begriff war, sich aufzulösen, doch es reichte nicht: Der Sog war einfach zu stark.
    Samuel schlug schwer auf dem Boden auf. Irgendetwas drückte auf seinen Rücken. Unter Aufbietung aller Kräfte versuchte er sich davon zu befreien, obwohl er eigentlich noch viel zu geschwächt war. Da merkte er, dass dieses Etwas ein anderer Körper war, der sich heulend, schluchzend und schutzsuchend an ihn presste:
    »Ilil?«
    Seine Cousine rollte sich wimmernd auf die Seite und wandte sich ab, um sich zu übergeben. Im Dämmerlicht sah Sam sie nur als hellen Fleck, der sich auf dem feuchtkalten Boden krümmte. Was machte Lili denn hier? Welches Wunder hatte bewirkt, dass sie ihm gefolgt war? Er blickte sich suchend nach dem Sonnenstein um: Er stand etwa einen Meter entfernt, und auf ihm lagen so etwas wie ein Totenschädel und mehrere Fetzen eines Tierfells. Etwas weiter entfernt brannte eine winzige Flamme in einer groben Schale. Sam hatte eine ungute Vorahnung.
    »Ahahrg!«
    Lili richtete sich schwankend auf- sie trug die gleiche Art Nachthemd, die Sam bei seinem ersten Aufenthalt auf Iona angehabt hatte – und ihr Cousin ging zu ihr.
    »Ilil! Ata?« Das war nicht gerade das, was er sagen wollte, aber aus seinem Mund kam nichts anderes heraus.
    Tränenüberströmt wandte sie sich zu ihm um:
    »Amma! Ata na?«
    Ihr Gesicht war vollkommen verzerrt vor Schmerz und Angst.
    »Ilil, mom na!«, brachte er heraus, in dem Versuch, sie zu beruhigen.
    Doch die Tatsache, dass er nicht in der Lage war, etwas anderes als dieses unverständliche Gegurgel von sich zu geben, schien bei ihr eher das Gegenteil zu bewirken. Er schlang die Arme um sie und drückte sie fest an sich.
    »Aramy!«, schluchzte sie. »Ammy!«
    Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, zupfte sie ihn am Ärmel und wies mit Nachdruck auf den Stein. Doch wie ernst diese neue Situation auch sein mochte, Sam hatte nicht die Absicht, sofort wieder zurückzukehren: Jeder Zeitsprung kostete ihn eine Münze, und es stand für ihn außer Frage, sich hier wegzubewegen, ohne vorher mindestens eine oder zwei Münzen aufgetrieben zu haben. Andererseits war Lili jetzt nicht mehr in der Gegenwart, wo sie ihm sonst immer die Rückkehr ermöglichte, indem sie fest an ihn dachte. Unter welchen Voraussetzungen würde die Rückreise diesmal stattfinden? Darüber sollte er am besten zuerst nachdenken, bevor er irgendeine Dummheit machte.
    Mit sanftem Druck brachte Samuel seine Cousine dazu, etwas näher in das fahle Licht der Lampe zu rücken, die im schwachen Luftzug leicht flackerte und unförmige Schatten an die Felswand warf.
    »Ngol?«, fragte Lili. »Ngol«, bestätigte Sam, denn das war das einzige Wort, das ihm für Höhle oder Grotte in den Sinn kam – genauer gesagt bedeutete es eigentlich so viel wie »Schutz vor den Winden, wo man zusammen ist«.
    »Langda!«, rief Sam aus.
    Offensichtlich bedeutete das »Geist der Lebewesen, der auf dem Felsen tanzt«. Samuel war ebenso fasziniert wie erschrocken. Anscheinend hatte der Sonnenschein sie mit einem gigantischen Zeitsprung in die Vergangenheit katapultiert. In

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