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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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noch unvollendet. Sie war nicht in der heutigen Zeit anzusiedeln, auch nicht im Wilden Westen, aber irgendwo dazwischen . . .
    Samuel traf schließlich eine Entscheidung: Rechter Hand, hinter den Hütten, gab es zahlreiche Leinen, an denen Wäsche zum Trocknen hing.
    »Ein hübsches kleines Ensemble, Cousinchen, würde dir das gefallen? Ich schenke es dir!«
    Sie nahmen einen etwas weiter abseits liegenden Weg und hofften, dass die Bewohner zur Mittagszeit mit Kochen oder Essen beschäftigt waren. In einem Garten spielten drei schwarze Kinder mit einer Katze. Glücklicherweise drehten sie ihnen den Rücken zu. Etwa hundert Meter weiter fanden sie, was sie suchten: die Wäsche einer Großfamilie – eine ganze Palette an Hemden und geflickten Bermudas.
    »Ich weiß, was du jetzt denkst«, flüsterte Sam Lili zu. »Das hier ist nicht unbedingt ein Laden und wir werden auch nicht bezahlen. Aber wir haben keine andere Wahl! «
    Er sprang über den Holzzaun und war in zwei Schritten bei einer blauen Hose, einer Art Vorläuferin der heutigen Jeans. Normalerweise war Sam etwas pingelig, wenn es um die Auswahl einer Jeans ging: Sie sollte leicht abgetragen aussehen, aber nicht zu sehr, bequem geschnitten sein, aber nicht zu weit, und vorzugsweise so tief sitzen, dass der Rand der Unterhose zu sehen war. Glücklicherweise stand jetzt jedoch keine Modenschau an ... Er zog also an den Wäscheklammern und fing im selben Moment ein T-Shirt auf, das seiner Cousine passen müsste, obwohl wahrscheinlich das verwaschene Braun, das sehr verwaschen und sehr braun war, nicht zu ihren Lieblingsfarben zählte. Dann erspähte er ein Hemd ungefähr in seiner Größe und schlich zum anderen Ende der Leine. Plötzlich kam Bewegung in die weißen Laken, die sich wie bei einer Parade vor ihm aufreihten:
    »Wer treibt sich denn da in meiner Wäsche herum?«
    Der Zipfel eines Kopfkissenbezuges wurde hochgehoben, und zum Vorschein kam das überraschte Gesicht einer alten schwarzen Frau.
    »Du willst mich doch wohl nicht bestehlen, mein Junge! Matthew! Komm schnell in den Hof! Hier ist ein kleiner Weißer, der sich dein Hemd unter den Nagel reißt!«
    Samuel machte einen Satz rückwärts und war, ehe er es sich versah, über den Zaun. »Matthew!«
    Er zerrte seine Cousine am Ellbogen mit, und die beiden robbten davon, so schnell sie konnten.
    »Matthew, dein Hemd macht sich aus dem Staub! Du glaubst doch nicht, dass ich in meinem Alter da hinterherlaufe!«
    »Diebe!«, ertönte eine andere Stimme. »Bei Granny Lucy sind Diebe!«
    Mehrere Nachbarn zeigten sich entsetzt an den Fenstern, und im Handumdrehen hatten sich alle in den Gärten versammelt. Zwei Männer stürzten auf die Straße, um Sam und Lilli den Weg abzuschneiden, während die Kinder ihnen hinterher rannten.
    »Diebe! Diebe bei Granny Lucy!«
    »Ist ja gut! Ist ja gut!«, schrie Sam und blieb abrupt stehen. »Wir haben einen Fehler gemacht, wir geben alles zurück!«
    Er schwenkte die Kleidungsstücke als Zeichen der Kapitulation über dem Kopf, doch da waren sie bereits von ihren aufgebrachten Verfolgern umzingelt.
    »Das sind die Diebe!«
    »Man sollte die Polizei rufen!«
    »Nein, das regeln wir selbst! Keine Gnade für Diebe!«
    »Außerdem sind sie nicht aus dem Viertel!«
    Von rechts traf ihn eine schallende Ohrfeige, die Sams Ohr wie Feuer brennen ließ.
    »Jaja, wir brauchen keine Polizei!«
    Ein weiterer Schlag traf ihn auf die Schulter, aber als er herumfuhr, sah er, wie die alte Frau von eben wild gestikulierend auf die Gruppe zugehumpelt kam. »Seid ihr verrückt geworden?«, schrie sie. »Lasst sie in Ruhe!«
    »Aber das sind doch die, Granny Lucy, die deine Sachen geklaut haben!«
    »Ja, und wir werden es ihnen zeigen!«
    »Lass sofort dieses Kind los, Barthélémy Jones!«, befahl sie. »Wenn deine arme Mutter dich jetzt sehen würde!«
    Der Junge, der Sams Handgelenk umklammert hielt, ließ los und senkte betreten den Kopf.
    »Ist es das, was sie euch sonntags in der Kirche beibringen? Kein Mitgefühl für die Ärmsten zu haben?«
    »Aber sie sind bei uns eingedrungen«, protestierte Barthélémy, »und wenn wir uns auf unserem Territorium nicht Respekt verschaffen . . .«
    »Barthélémy Jones, was bist du doch für ein Dummkopf! Erinnere mich daran, dass ich dir die Ohren lang ziehe, wenn du mir das nächste Mal über den Weg läufst! Hast du gesehen, wie sie angezogen sind? Glaubst du im Ernst, sie kommen aus den reichen Vierteln, um aus Spaß deine Lumpen

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