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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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tauchten sie beide auf den Grund, doch als sie gerade unter dem Rad waren, fing das Wasser plötzlich an zu brodeln, und die Balken, die Sam vorher zur Seite geräumt hatte, stürzten wieder übereinander. Ein erneuter Erdstoß, der ihnen den Rückweg abschnitt!
    In dem schwarzen, aufgewühlten Wasser fing Lili an in Panik zu geraten. Samuel musste sie fest gepackt halten, während er sich an der Wand in Richtung des Sonnensteins tastete. Er fuhr mit den Fingern über die Kanten und Risse, fand die Sonne und platzierte routiniert die Münze in ihrer Mitte. Lili versuchte mit aller Kraft, sich loszureißen, wie ein kopfloses, kleines Tier, das nur ans Licht, an die Luft will. Aber er durfte jetzt nicht nachgeben, nicht jetzt. . .
    Samuel verstärkte seinen Griff, zählte in Gedanken bis zehn und legte seine Hand auf die schroffe Oberfläche des Steins. Auch ihm ging allmählich die Luft aus. Darüber hinaus trafen Lilis Tritte manchmal in seinen Bauch. Doch er musste durchhalten. Nach einer Weile, die ihm schier endlos vorkam, während vor seinen Augen schon gelbe Schmetterlinge zu tanzen begannen, spürte er endlich ein Vibrieren unter seiner Handfläche. War es der Sonnenstein oder eine letzte Erderschütterung?
     
    XII.
    Bulldozer
     
    Die Welt wollte gar nicht mehr aufhören zu beben. Rum-bumm! Rumbumm! Samuel rappelte sich hoch und spuckte den Staub aus, der ihm am Mund klebte. Um sie herum war zwar kein Wasser mehr, doch die Luft war zum Schneiden dick vor Staub und Erdpartikeln. Es war zum Ersticken!
    »Lili?«
    Seine Augen brannten, er konnte sie kaum offen halten. Zudem war es ziemlich dunkel.
    »Lili?«
    Rummbumm! Rummbumm! Waren sie noch immer in Pompeji? Vielleicht in eine Höhle unter dem Reservoir gestürzt, während der Ascheregen die Stadt unter sich begrub?
    »Hier, Sammy«, krächzte da plötzlich eine Stimme. »Ich.. . ich bin hier.«
    »Du sprichst ja Englisch, Lili. Vielleicht. . .«
    Rummbumm! Rummbumm!
    »Ist das der Keller?«, fragte seine Cousine, während sie sich in seine Richtung tastete. »Was ist hier los?«
    »Ich weiß auch nicht, es wackelt alles. Wir müssen versuchen, hier rauszukommen.«
    Sie hörten so etwas wie das laute Dröhnen eines Motors, und dann löste sich plötzlich zwei Meter über ihnen ein Stück Decke.
    »Eine Baust. . .«, begann Lili.
    Ein Lichtstrahl fiel durch das Loch. Links von ihnen erblickte Sam eine Eisenleiter. Mit einer reflexartigen Bewegung hob Sam seine Cousine hoch, damit sie hinaufklettern konnte, bevor der Rest des Daches einstürzen würde. Oben angekommen, durchquerten sie geduckt einen dunklen Raum. Plötzlich standen sie unter freiem Himmel und blinzelten in das helle Tageslicht. Um sie herum klafften riesige Löcher in den Mauern. In einem Fensterrahmen hing der klägliche Rest eines Fensterflügels, auf dem Boden lagen in tausend Stücke zersprungene Dachziegel und . . .
    »Vorsicht!«
    Ein riesiges, metallisch glänzendes Ding sauste auf sie zu. Sie warfen sich zur Seite, und das blaue Monster kam einen Meter vor ihnen schwankend zum Stillstand. Es handelte sich um eine Art Traktor. Er hatte Ketten anstelle von Rädern und vorne einen enormen Schutzschild.
    »Oh mein Gott, oh mein Gott!«
    Ein Mann mit Schirmmütze auf dem Kopf und Zigarette im Mundwinkel sprang aus dem Führerhaus.
    »Du lieber Himmel, Kinder, was glaubt ihr, wo ihr hier seid! Ich hätte euch zermalmen können!«
    Mehrere Arbeiter eilten zu Hilfe.
    »Was ist los, Ronald?«, rief einer der beiden. »Hast du irgendwas kaputt gemacht?«
    »Hier, diese beiden Gören, Jed, sind plötzlich vor mir aufgetaucht. Ich sage dir, um ein Haar und ich hätte sie . . .!« Der besagte Jed musterte die beiden Eindringlinge mit angewiderter Miene. Lili machte eine Bewegung, als wollte sie ihre schwarz verschmierte Tunika abklopfen, und ordnete ihre Haare, als käme sie gerade aus dem Bad.
    »Hier ist Zutritt verboten«, sagte er schließlich, »habt ihr die Schilder nicht gesehen? Dafür müsst ihr Bußgeld zahlen!«
    Samuel warf einen schnellen Blick in die Runde. Tatsächlich befanden sie sich auf einem Abbruchgrundstück, einer Baustelle, die von hohen Bretterzäunen und Stacheldraht umgeben war. Zwischen eingestürzten Gebäuden und riesigen Schutthaufen standen etwas altmodisch wirkende Baufahrzeuge und Planierraupen. Dahinter erhoben sich nicht die vertrauten Hügel von Saint Mary, sondern triste graue Hochhäuser. Demnach waren sie nicht in die Barnboimstraße zurückgekehrt! Doch da

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