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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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unten, irgendwo im Keller dieses Hauses, das die Arbeiter gerade abreißen wollten, war immer noch der Sonnenstein.
    »Das ist unser Haus«, protestierte Sam. »Sie dürfen es nicht abreißen!«
    »Und ob wir das dürfen, Jungchen!«, gab Jed zurück. »Amtliche Genehmigung und alles! Wenn du hier gewohnt hast und deine Eltern ausziehen mussten – dafür kann ich nichts, so ist das Leben! Und wenn du nicht gleich die fünf Dollar Strafe auf den Tisch legst, übergebe ich dich der Polizei.«
    Fünf Dollar, überlegte Sam, aber welche Dollar, kanadische, amerikanische, australische?
    »Sei doch nicht so hart, Jed«, mischte sich der Fahrer des Bulldozers ein. »Es sind doch nur Kinder. Hast du gesehen, in welchem Zustand sie sind?«
    »Wenn die Penner anfangen, sich hier auf der Baustelle einzunisten, sind wir unseren Job los, Ron. Willst du das etwa?«
    »Ja, schon gut, aber wir beide haben doch auch Kinder, oder nicht? Stell dir vor, deine kämen hier aus diesem Loch gekrochen! Du weißt doch, wie das läuft: Die kaufen den Arbeitslosen für eine lächerliche Summe ihre Häuser ab und bauen stattdessen schicke Wohnungen. Und ich möchte nicht wissen, zu welchem Preis sie die dann verkaufen! Es ist doch immer das Gleiche: Die Reichen profitieren vom Unglück der Armen. Und wenn wir dabei auch noch mitmachen . . .«
    Jed zuckte die Schultern. Er schien im Grunde kein schlechter Kerl zu sein, sondern nur ein Vorarbeiter, der mit der Arbeit nicht in Verzug geraten und sich keinen Ärger einhandeln wollte.
    »O. k., Ron, aber sorg dafür, dass sie verschwinden. Sie haben uns schon lange genug aufgehalten.«
    »Aber Sie können dieses Haus nicht abreißen!«, lehnte Sam sich auf. »Es ist wertvoll, sehr wertvoll! Es beherbergt etwas Einzigartiges und . . .«
    Ron zog Sam beiseite.
    »Hör, was man dir sagt, mein Junge, sonst musst du nicht nur die Strafe zahlen, sondern landest auch noch im Obdachlosenheim. Dein Haus steht nicht mehr, das siehst du doch! Also versuch dein Glück woanders. Du hast das ganze Leben noch vor dir!«
    Samuel versuchte sich zu widersetzen, doch die Arbeiter wollten sich nicht länger aufhalten lassen. Sie packten die Kinder beim Kragen, schleiften sie zur Baustellenausfahrt und beförderten sie unsanft nach draußen.
    »Und wenn ich euch noch mal hier herumlungern sehe, hole ich die Polizei«, drohte Jed.
    Samuel und Lili taten so, als entfernten sie sich, machten dann jedoch kehrt und suchten im Bauzaun nach einer Lücke, durch die sie hindurchschlüpfen könnten. Durch einen Spalt zwischen zwei Brettern verfolgten sie die Arbeit des Bulldozers, der gerade die letzten Mauern einriss und den Sonnenstein unter Tonnen von Bauschutt begrub.
    »Wie sollen wir jetzt nur zurückkommen?«, murmelte Lili.
    »Keine Ahnung.«
    Die Angst schnürte auch ihm den Hals zu.
    »Es muss ... es muss doch eine Lösung geben.«
    Er drückte seine Cousine fest an sich und spürte, wie sie trotz der Wärme zitterte.
    »Fühlst du dich so elend, Lili?«
    Er strich ihr über den Rücken und kitzelte sie ein bisschen, um sie ein wenig aufzuheitern. Doch er konnte ihr nur ein schwaches Lächeln entlocken.
    »Ich habe Angst, Sammy.«
    »Wir werden schon einen Ausweg finden, Lili... Wir haben doch immer einen gefunden, oder etwa nicht? Denk nur an die Höhle . . . Die Felle und der Bärenschädel, das war echt eine geniale Idee! In Pompeji warst du auch klasse. Hast du gemerkt, wie lange du es im Wasser ausgehalten hast? Du bist eine großartige Zeitreisende, Lili! Wir sind ein Wahnsinnsteam! Und wir werden uns jetzt nicht unterkriegen lassen, klar? Ich verspreche dir, dass wir eine Lösung finden, um wieder nach Hause zu kommen. Als Erstes sollten wir etwas Vernünftiges zum Anziehen auftreiben ... Dann warten wir, bis es dunkel wird, und versuchen auf der Baustelle noch einmal unser Glück. Einverstanden?«
    Sie brummte ein undeutliches Ja, und Sam half ihr auf die Beine, bevor sie sich die Umgebung etwas näher ansahen. Linker Hand lagen Mehrfamilienhäuser, zwischen denen sich adrette Rasenstreifen schlängelten. Weiter rechts reihten sich zahlreiche, aus Resten unterschiedlicher Baumaterialien errichtete Hütten aneinander, die an der Vorder -und Rückseite von unbefestigten Wegen gesäumt wurden. Dahinter erstreckten sich weitere, offenbar erst vor Kurzem entstandene Siedlungen. In der Ferne sah man sogar ein paar Wolkenkratzer. Die Stadt dehnte sich insgesamt sehr weit aus, sie wirkte modern, aber an vielen Stellen

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