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Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen

Titel: Das Buch der Zeit Band 2: Die Sieben Münzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Prevost
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Dass er nicht gerade der Typ war, den man für ein Wochenende einladen würde . . . Zu seiner Entlastung musste man ihm jedoch anrechnen, dass er eine sehr bewegte und traurige Kindheit gehabt hatte und ständig zwischen der Walachei, Transsylvanien und dem Hof des türkischen Kaisers hin- und hergeschoben worden war, wo man ihn vier Monate als Geisel festgehalten hatte. Anscheinend war es im Mittelalter gang und gäbe, dass in einem Kampf der Besiegte dem Sieger seine Söhne überlassen musste. Sein Vater, der Woiwode – so wurden die Fürsten der Walachei bezeichnet -, hatte die meiste Zeit seines Lebens Krieg geführt, bevor er von Ungarn ermordet wurde. Schuld daran war die ungünstige geografische Lage seines Reiches als Dreh- und Angelpunkt zwischen der christlichen Welt und dem Reich der Muselmanen an der Kreuzung wichtiger Handelsrouten, die Europa mit Asien verbanden.
    Im Jahre 1456 machte Vlad Tepes das erste Mal von sich reden, als er durch einen gewagten Gewaltakt die Herrschaft über die Walachei zurückeroberte. Er war damals siebenundzwanzig oder achtundzwanzig Jahre alt. Leider währte die Freude nicht lange, denn wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus: Er stellte bald fest, dass er in dem Sandwich zwischen Türken und Ungarn die saftige Mitte war, die Schinkenscheibe, nach der sich alle die Finger leckten. Also sah er sich gezwungen, nun seinerseits Krieg zu führen, fest entschlossen, sich von keinem seiner gierigen Nachbarn verschlingen zu lassen.
    Und von diesem Moment an lief alles aus dem Ruder: Um sich absolut unverdaulich zu machen, zwang Vlad seinen Untertanen eine grausame Schreckensherrschaft auf, indem er gnadenlos alle umbrachte, egal ob Männer, Frauen oder Kinder, die im engsten oder weitesten – auch im allerweitesten – Sinne eine vage – wirklich sehr vage – Bedrohung darstellten. Von da an häuften sich in den Chroniken dieser Epoche blutige Berichte, nach denen der Woiwode der Walachei wild mordend der Reihe nach alles dahinschlachtete: Eltern, Mönche, Berater, Soldaten, Türken, Ungarn, Stadtbevölkerung, Landbevölkerung . . .
    Schlimmer noch, Vlad schien sich ein Vergnügen daraus zu machen, immer grausamere Foltermethoden zu ersinnen: Diebe wurden in großen Kesseln gekocht, Aufständische mittels riesiger Scheiterhaufen abserviert, Gefangene bekamen Flusskrebse zu essen, die man mit den Gehirnen ihrer Angehörigen gefüttert hatte, und tausend andere solcher Nettigkeiten ... Seine Spezialität jedoch, wenn man es denn so nennen konnte, war der Pfahl, der ihm auch seinen Beinamen Vlad der Pfähler eingebracht hatte. Er liebte nichts mehr als den Anblick ganzer Pfahlwälder – bis zu mehreren Tausend, wenn man den Überlieferungen glauben durfte -, in denen er seine Gegner, unabhängig von Alter oder Geschlecht, aufspießen ließ. Auch wenn in den Schreckensberichten wahrscheinlich etwas übertrieben wurde, war Allan Faulkner auf jeden Fall in die Klauen eines furchtbaren Kerkermeisters geraten . . .
    Es klopfte an der Tür, und Alicia kam herein, ohne noch eine Antwort abzuwarten. Sie sah umwerfend aus in ihrem Tennisdress, die Haut von der Junisonne bereits leicht gebräunt, das blonde Haar hinten zu einem Knoten verschlungen. Ihr Gesicht wirkte jedoch so verschlossen, als hätte ihr gerade irgendetwas die Laune verdorben. Sie warf Sam nur einen finsteren Blick zu, ließ sich auf dem Bett ihres Bruders nieder, stützte das Kinn auf die angezogenen Knie und schmollte. Samuel wandte sich ihr zu und stammelte:
    »Tut . . . tut mir leid, Alicia, ich hätte dich vorher fragen sollen. Aber als ich vor zwei Tagen hier war, hatte ich keinerlei Absicht, mich bei dir einzunisten, ehrlich. Nur, zu Hause läuft es im Moment nicht so gut, und . . .«
    Sie deutete mit einer Handbewegung an, er möge schweigen und sich am besten gar nicht um sie kümmern. Samuel wusste nicht, wie er reagieren sollte. Sein Gesicht brannte, und er war sich wohl bewusst, wie leichtfertig es von ihm gewesen war, ihr seine Gesellschaft einfach so aufzuzwingen. Gleichzeitig konnte er nicht anders, als sie einfach wunderbar zu finden, geradezu überirdisch schön, wie eine Elfenkönigin, die sich in eine düstere Höhle verirrt hatte. Und er daneben, das lästige menschliche Insekt, der Unerwünschte, der glücklich war, bei ihr zu sein, obwohl er sich dessen schämte. Tragisch!
    Er wusste einen Moment lang nicht, was er sagen sollte, zwischen seinen widerstrebenden Gefühlen hin- und

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