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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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gestolpert, weitgehend den Spuren gefolgt, in der Hoffnung, zurückzufinden.
    „Es wäre schön, wenn Ihr herkämt“, hörte sie ihn aus dem hinteren Teil der Scheune flüstern.
    Also warf sie einen letzten Blick auf die Ziege, die ihr noch immer neugierig den Kopf entgegenreckte, und tappte in die Dämmerung des hinteren Scheunenteils. Drei Kühe auf dunkel-matschigem Stroh glotzen. Ryss deutete auf eine Leiter ihnen gegenüber. „Ich habe es nicht gewagt zu hoffen“, sagte er.
    Hedwig sah hinauf. Der Heuboden. Besser hätten sie es wahrlich nicht treffen können.
    Ryss machte sich daran, nach oben zu klettern. Auf halber Höhe hielt er inne und drehte sich halb zu ihr um. „Reicht mir das Buch.“
    Sie tat es.
    Als das dunkle Loch ihn verschluckt hatte, raffte sie die Röcke und kletterte hinterher.
    Es hatte aufgeklart, Mondlicht machte den Schnee glänzen und warf Schatten. Hedwig trat von der Luke weg, Nachtlicht fiel auf die Gläschen und Tiegel, die Ryss aus seinem Rucksack gefischt und vor sich ausgebreitet hatte. Er saß auf dem Hintern, barfuß, das linke Bein ausgestreckt, das rechte untergeschlagen, und löste in seinem Mörser diese rotbraunen Klumpen, die er Gummi Arabicum nannte. Hedwig sah zu, wie er sie zusammen mit etwas Flüssigkeit aus seinem Trinkschlauch sowie Öl vermischte. Es sei Hopfenöl, das beruhige die Wunde, erklärte er. Im Gegensatz zu Ameisen- und Regenwurmöl – beide seien genau wie das vermeintlich geweihte Öl vom Grab des heiligen Martin –, nun ja. Er machte eine matte Geste mit der Hand, während er sich selbst beim Rühren zusah. Hedwig drückte das Stroh zu einem lagerähnlichen Haufen zusammen und versteckte das Buch darunter. Juli bettete sie obenauf.
    „Bitte sucht den Tiegel mit der Salbe aus Ringelblume in meinem Rucksack“, sagte er, ohne aufzusehen. „Und dann, wenn Ihr wärt so gütig …“ Er hörte auf zu rühren und fuhr sich mit dem Handrücken unter der Nase lang. „Einen Fetzen Eures Unterkleids. Als Verband.“ Er rührte weiter. „Genau genommen zwei.“ Noch immer sah er nicht auf.
    „Wie soll ich das erkennen?“, fragte Hedwig und kniete sich vor seinen Rucksack hin.
    „Der Tiegel hat auf seinem Deckel eine Blüte aus Ton.“
    „Aber Ihr habt so viele davon.“
    „Nein. Nur die eine.“
    Sie hielt das speckige Leder des Rucksacks weit auseinander und spähte hinein. Natürlich sah sie nichts in dem spärlichen Licht, sie musste tasten. Beim dritten Gefäß hatte sie Glück. Ryss nickte bestätigend, als sie es neben den Mörser stellte. Er hörte auf zu rühren und zog den kleinen Dolch aus seinem Stiefelschaft. „Für das Unterkleid.“ Er reichte ihn ihr.
    Sie sah ja ein, dass er einen Verband brauchte, doch womit sollte sie Juli frisch machen? Bald hatte sie gar nichts mehr an! Ach, aber sie waren ja in einem Ort! Sicher konnte sie irgendwo ein Stück Leinen erwerben. Sie schnitt zwei Streifen aus ihrem Untergewand. Ryss prüfte die Festigkeit seiner zusammengerührten Wundsalbe. „So geht es“, sagte er mehr zu sich als zu ihr. Er entledigte sich seines Umhangs. Als er das Wams auszog, unterdrückte er ein Stöhnen. Dann wollte er das Hemd ausziehen und merkte, dass er zuerst das Tuch entfernen musste, das er am Bach eilig um den Oberarm gebunden hatte.
    Er sah kurz auf, als Hedwig an seine Seite kniete und das Tuch, das inzwischen blutgetränkt war, ohne ihn erst zu fragen, losband. Sie half ihm, das Hemd über den Kopf zu ziehen. Es war aus dickem Wolltuch, es war warm, es roch nach Schweiß und Kräutern – nach Ryss. Der zog scharf die Luft ein, als der Ärmel des Hemdes an seiner Wunde schabte. Schließlich saß er mit bloßem Oberkörper im Mondschein und besah den Schnitt. Hedwig wurde verlegen. Sie vermied den Blick auf seine weiße Haut. Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, hatte ihm wie selbstverständlich geholfen. Ihm helfen wollen! Doch jetzt erinnerte sie sich an die Freude dort unten am Bach, ihn lebend zu sehen, und plötzlich fühlte sich ihr Herz an wie jener heiße, in Tuch gewickelte Bettstein, den Appel Madame Belier am Abend ins Bett tat. Doch anders als jener, der liegen blieb, polterte der ihre in ihrem Innern umher und verursachte ein Beben und Zittern in ihrem Leib, dass sie ganz erschüttert davon war. Wie konnte ihr heiß sein, wo es doch hier drin gerade mal so war, dass es nicht gefror? Wie kam es, dass sie die Nähe eines Mannes, dem sie unter anderen Umständen aus dem Weg gegangen wäre,

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