Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
Vom Netzwerk:
plötzlich erschrak. „Und Ihr? Warum Ihr seid weg aus Eurem Dorf, von Eurer Familie?“, fragte er zurück.
    „Ich …“, machte sie überrumpelt.
    „Jeder hat seine Gründe, dabei wir wollen es lassen.“
    „Ihr hört ja, dass er nicht reden mag“, lachte einer rechts von ihr. „Presst ihn nicht aus wie einen Henkel Trauben!“
    Man räusperte sich verlegen, nickte zustimmend.
    Hedwig leerte den Rest ihres Kruges in einem Zug, rülpste und tönte: „Nun,
ich
werde Euch sagen, warum ich wegging,
Master
Ryss! Ich wollte es nämlich gar nicht unbedingt. Viele Mädchen gehen aus ihrem Dorf weg, um woanders Magd zu werden, doch meine Eltern haben das für mich nie erwogen. Aber dann traf ich Philipp, und es war einfach so, dass ich von Anfang an da sein wollte, wo er war. Und da er nach Heidelberg wollte, wollte ich mit ihm.“ Mit einer Geste verlangte sie nach der Kanne, um sich nachzuschenken. Man schob sie ihr hin. „So, nun wisst Ihr es. Und ich …“, sie deutete mit dem Daumen auf sich selbst, „ich habe sehr wohl ein Ziel! Ein gutes Leben werden wir uns aufbauen, mein Ehemann und ich! Ich will einen Garten außerhalb der Stadtmauer, eine Kuh, eine Ziege, Hühner. Oh ja, das will ich!“ Ein ganzer Schwall Bier ging daneben, als sie sich schwungvoll eingoss. Die Männer lachten.
    „Wie schön für Euch“, presste Ryss zwischen den Zähnen hervor. „Nur zu.“
    „Oh ja, nur zu!“ Sie nickte und setzte den Krug an die Lippen. Derart viel Bier war sie nicht gewohnt, doch sei’s drum! Sie hob das Gefäß: „Auf die Ziele im Leben!“, lallte sie.
    Die Männer stimmten mit ein, schwenkten die Krüge, lachten. Hedwig schaute zu Ryss und zog die Nase hoch. Am liebsten hätte sie ihm beschwingt die Zunge herausgestreckt. Aber das ließ sie sein. Ryss sah sie kurz an, nachdenklich, dann trank er.
    Irgendwann reichte der Bärtige ihr Juli über den Tisch, die Kleine schlief. Hedwig nahm sie und merkte, dass auch sie bettfällig war. Die Gaststube hatte sich geleert, die hübsche Schankmagd spülte Tonkrüge in einem Bottich am Tresen, ein Junge in Kniehosen und blauem Kittel fegte den Boden. Sie verabschiedete sich von den Männern und stakste die Treppe zu ihrer Kammer hinauf.
    Es klopfte leise.
    Hedwig war eben dabei, ihren Rock über den Stuhl zu hängen, was mühsam war, denn der Stuhl schwankte. Oder die Kammer. In einem Gluttiegel glomm der Rest eines Feuers, auf einem schmalen Tisch flackerte eine Kerze neben dem Wasserkrug und der Waschschüssel, aus der das Schmutzwasser von vorhin bereits geleert worden war, was Hedwig nahezu fürstlich fand. Es war ungewohnt, wenn auch angenehm, solche Dinge nicht selbst tun zu müssen. Nun gut, sie zahlte ja auch dafür. Sie sah rasch zu Juli, die auf dem Bett schlief, ehe sie ihren Mantel nahm, ihn über das Untergewand zog und zur Tür ging.
    Draußen stand Ryss. „Ihr schlaft noch nicht.“
    „Wie Ihr seht.“
    „Ich wollte … Kann ich hereinkommen?“
    Er wankte in der dunklen Kühle vor der Tür und strömte Biergeruch aus. Es war sicher kein guter Gedanke, ihn einzulassen. Es wäre außerdem unschicklich.
    „Bitte.“
    In ihrer Kammer war es leidlich warm, und der kalte Luftstrom von draußen traf sie unangenehm. Sie ließ ihn ein und schloss die Tür. Sie rieb sich beidseitig über die Mantelärmel und sagte: „Was gibt es noch? Wirt Kaltschmidt sagte uns, zu welcher Stunde wir uns in der Früh bereithalten sollen, die Kammern sind bezahlt.“
    Ryss stellte sich ans Bett und betrachtete die schlafende Juli. Er trug seinen Umhang, als wolle er jetzt schon aufbrechen.
    Plötzlich fürchtete Hedwig, er würde ihr sagen, dass er nicht mit nach Heidelberg kommen würde, dass er, nun, da sie in Sicherheit war, in die andere Richtung weiterziehen würde, wie er es ursprünglich vorgehabt hatte.
    „Ryss?“
    Er drehte sich zu ihr um und sah sie an. „Ich will mich bedanken bei Euch“, sagte er.
    „Och?“ Sie schob die Lippen vor. Überrascht und fragend erwiderte sie seinen Blick.
    „Wisst Ihr, nun, so starrsinnig Ihr seid, es ist dennoch so …“ Er zuckte die Schultern.
    „Ihr seid gleichwohl ein Sturkopf!“, sagte sie brummig. Wollte er ihr nun Dank aussprechen – wofür auch immer – oder sie verstimmen?
    „Habt Dank für Eure Fürsorge. Es tat gut, dass sich jemand kümmerte. Das ich hatte lange nicht.“
    Jetzt war sie wahrlich verblüfft. „Aber …“, begann sie. Doch sie verstummte, denn was sollte sie darauf schon sagen? Sie hatte

Weitere Kostenlose Bücher