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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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plötzlich in sie fuhr. Es fühlte sich an wie ein kräftiger Ruck, der sie durchzuckte, und er wandelte Hoffnungslosigkeit in Beherztheit, Angst in Kraft.
    Die Stunden des Tunichtgutes waren gezählt.
    Besser, sie gewann ihn dafür, gemeinsam zu entkommen.
    Der Braunhaarige machte sich auf den Weg.
    Er hatte bis zur Dämmerung gewartet, um den Toten fortzuschaffen. Der Rothaarige zwang den Fremden, die Leiche zusammen mit dem Anführer hinauszutragen.
    Hedwig versuchte ihn auf sich aufmerksam zu machen. Ihm mit den Augen ein Zeichen zu geben. Er sah durch sie hindurch, als wäre sie Luft.
    Prahlerischer Pillendreher!
    Sie zupfte Haube und Haarkringel zurecht, stillte Juli und dachte nach.
    Rot- und Schwarzschopf kamen zurück. „Weitermachen!“, knurrte der Rothaarige und deutete zum Arbeitsplatz am Baumstumpf.
    „Ich habe Hunger“, sagte Hedwig leise.
    Unsichtbar machen, sich still verhalten – es würde sie nicht retten. Also konnte sie sich genauso gut bemerkbar machen. Und dem Salbenverkäufer verdeutlichen, dass sie hier nicht dazugehörte, sondern gefangen gehalten wurde wie er.
    Der Rote drehte sich zu ihr um. Das geile Grinsen in seinem Gesicht öffnete der Angst erneut die Tür. Hedwig schluckte und neigte den Kopf.
    „Dann verdiene dir dein Essen“, raunte er, und sein Knurren wandelte sich zu einem widerlichen Zischen unzähliger Schlangenzungen.
    Er trat einen Schritt auf sie zu und leckte sich brünstig die fleischigen Lippen. Sie sah seine schrägstehenden Augen, sah den roten Kinnbart, die Hand, die sich über die Schamkapsel legte und das, was drunter war, schüttelte.
    Ihr Herz raste. Ihre Zähne schlugen plötzlich aufeinander, sie zitterte. Ihre Gedanken überschlugen sich. Den Blick gesenkt halten oder ihn ansehen? Schweigen oder eine standhafte Entgegnung geben? Gleich würde sie vor Furcht schreien oder weinen. Sie dachte daran, wie der andere, der nun tot war, ihr das Ohr geleckt hatte. Ekel wallte in ihr hoch, sie räusperte sich, musste husten. Nie im Leben würde sie das überstehen. Gütiger Herr, was nun, was?
    „Mach dich nützlich. Kümmere dich um das Feuer.“ Sie wollte schon erleichtert sein, spürte jedoch, dass es nicht ausgestanden war.
    Er packte sie an der Hinterbacke und schob sie zur Feuerstelle.
    „Bitte … lasst das“, hauchte sie.
    Ein dreckiges Lachen. Er deutete auf den kleinen Holzstapel in der Ecke. „Los doch. Ein Scheit nach dem anderen.“
    Sie hörte die Gier in seiner Stimme flackern, kopflos vor Angst griff sie rasch zwei Scheite, warf sie nacheinander aufs Feuer. Funken stoben, es krachte und knisterte, als die rot glühenden unteren Scheite zusammenfielen.
    Grob zerrte er sie herum, verpasste ihr eine Ohrfeige, dass ihr die Tränen in die Augen schossen und die Ohren klingelten. „Einzeln!“, befahl er.
    Sie tat, was er verlangte. Bückte sich, um das Holz aufzunehmen.
    „Bleib so!“
    Sie erstarrte. Er trat hinter sie.
    Dann spürte sie, wie ihr die Röcke hochgehoben wurden. Ihr wurde heiß vor Scham. „Bitte …“ flüsterte sie, wollte mit dem Arm den Stoff nach unten ziehen, er schlug drauf. Kalter Stahl. Oh bitte, lieber Gott, bitte nicht, flehte sie innerlich, als sie begriff, dass er das Schwert benutzte, um ihre Röcke zu lupfen. Sie Stück für Stück nach oben zu schieben. Den kalten Stahl an ihren wollenen Beinlingen entlang zu streichen. Ihr Herz raste, ihr brach der Schweiß aus. Die Angst riss sie mitten entzwei. Das Schwert glitt an ihren Schenkeln hinauf, er stach ein wenig zu, strich höher. Sie spürte, dass er noch nichts sehen konnte, was sie entehren könnte, doch war allein die Langsamkeit, mit der er tat, was er tat, die Genüsslichkeit, die ihm aus dem gesamten Wesen troff, so erniedrigend, dass sie zu weinen anfing. „Bitte …“ flehte sie erstickt. „Lasst mich doch. Bitte.“
    Er lachte sein Vergnügen an ihrer Not mit einem hässlichen Krächzen heraus. Sie dachte daran, dass zwei Schritte entfernt der Fremde saß. Würde er dies geschehen lassen? Zusehen? Oder gar mitmachen?
    Ein Grunzen, wie es der Teufel selbst nicht ekelhafter ausstoßen konnte, zeigte ihr deutlich den Gefallen, den der Rothaarige daran fand, sie derart zu demütigen. Das Feuer knisterte, das Holz knackte. Und zwischen ihren Schenkeln schwebte eine Waffe. Hedwig würgte an ihrer Angst. Gleich würde sie umfallen. Oder verrückt werden.
    „Ma“, girrte Juli drüben auf der Decke. „Da“, machte sie.
    Das brachte irgendetwas in ihr

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