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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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Marktplatz an einem wimpelgeschmückten Stand ergattert hatte. Sein Blick genügte, und sie gaben Ruhe.
    Er trat heran. „Ich grüße Euch, Herr Lücke. Ich bin Matthias Großhans, Ihr mögt Euch erinnern?“
    Der junge Mann schaute verständnislos, Matthias konnte geradezu sehen, wie seine Gedanken arbeiteten, und er hoffte, einen Kunden nicht dadurch zu vergraulen, dass er sich nicht mehr an seinen Namen erinnerte. Er warf Gundel einen verstohlenen Blick zu, der sagte: „Sieh, Weib, es geht dem anderen ebenso.“
    Doch noch bevor Matthias sich erklären konnte, zuckten die Augen des Gesellen zu einem jungen Weib, das vom Marktplatz her gelaufen kam und nun atemlos vor dem Portal links der Verkaufstische stehen blieb. Lücke blickte tadelnd, flüsterte: „Verzeiht, sofort“ und rief über die Schulter ins Rauminnere: „Velten, das Tor!“
    Das junge Weib indes trat auf ihn zu, schlug die Kapuze zurück und betrachtete ihn sowohl verdutzt als auch erschreckt. „Hedwig ist doch nicht auch krank?“, fragte sie, und ihr Blick wanderte zu seinem Weib Gundel und zeigte Erstaunen. „Verzeiht, ich grüße Euch, aber mit Verlaub, Ihr seid doch Herr Großhans, Hedwigs Vater?“, fragte sie, indem sie ihn wieder ansah.
    Matthias nickte. Er erinnerte sich an das schöne Mädchen, eine Kollegin Hedwigs. Aber ihren Namen wusste er nicht mehr. Hilfe suchend sah er Gundel an. Die lächelte verblüfft und sagte: „Wieso krank, Appel? Dein Name ist doch Appel, nicht wahr?“
    Das Mädchen nickte. Sie hatte schwarze Locken und wunderschöne dunkle Augen mit dichten Wimpern.
    Das mit Beschlagwerk geschmückte Portal schwang auf, der Knecht des Hauses kam heraus. Offenbar hatte er Appel ausschelten wollen, sein Mund schnappte wieder zu, er hielt inne, da er sie bei ihnen stehen sah. Und offenbar stimmte etwas nicht, denn Appel schaute so verdutzt und betreten, dass plötzlich eine eigentümliche Spannung aufkam.
    „Aber … Frau Großhans?“, stammelte sie und starrte Gundel unverwandt an. Sie schien Mühe zu haben, etwas zu begreifen. Dann plötzlich hellte sich ihr Gesicht auf und sie sagte: „Oh! Dann war es also nichts Schlimmes, Ihr seid wieder genesen! Und bringt Hedwig und Juli zurück?“ Sie sah um sich. „Wo sind sie?“
    Gundel warf ihm einen raschen, verständnislosen Blick zu, ehe sie Appel wieder ansah und fragte: „Wovon sprichst du nur? Wer ist genesen?“
    „Aber Ihr wart doch krank.“
    „Wer, ich?“
    Das Mädchen nickte, und Matthias sah, dass sowohl der Geselle am Verkaufstisch als auch der Knecht am Tor voller Neugier das Gespräch verfolgten. Da schlug Appel die Hand vor den Mund und flüsterte: „Aber sie ist doch zu Euch gereist. Mit Juli.“
    Matthias spürte, wie ihm unbehaglich wurde. „Ist Hedwig denn nicht da?“, fragte er Appel.
    Die schüttelte den Kopf, und der Geselle mischte sich nun ein, indem er sagte: „Verzeiht, Herr Großhans, ich denke, es ist besser, wenn ich Herrn Belier rufe.“
    Gundels Hand legte sich auf seinen Arm, er sah sie an, erkannte Besorgnis in ihrem Gesicht. „Was geht hier vor, Mann?“, fragte sie tonlos.
    „Das werden wir gleich herausfinden“, suchte er sein Weib zu besänftigen, obwohl er selber ein ungutes Gefühl hatte.
    Der Knecht stellte das Tor fest und winkte sie in das längliche Hofgelände. Gleich rechts lag der Eingang zu den beiden Verkaufsräumen, von dem der vordere mit seiner Längsseite zur Hauptstraße zeigte, wo eben noch der Geselle Lücke die Tuche ausgelegt hatte. Jetzt stand er in der Tür und bat sie herein. Matthias sah sich nach den Jungen um. „Ihr wartet hier!“, befahl er. Schweigend fügten sie sich, da Cornelius den Arm ausstreckte und sie an die Hofwand drückte. Diese war mit verschlungenen Malereien verziert, für die Matthias genauso wenig ein Auge hatte wie für das kräftige Rot der aufgemalten Diamantquader. Beklemmend war ihm zumut, etwas war mit seiner Tochter. Er spürte, wie Gundel den Atem anhielt vor Anspannung, als sie den Verkaufsraum betraten und der Geselle Lücke ihnen zu verstehen gab, er werde den Hausherrn aus dem Kontor holen, das hinter dem angrenzenden zweiten Raum lag.
    Um sie her stapelte sich golddurchwirkter Damast, Samt, Atlas, Wollgewebe, und Matthias starrte darauf, während er mit Gundel wartete, dass Herr Belier käme. Sein Weib hatte erneut die Hand auf seinen Arm gelegt, er spürte ihre Sorge, es war die seine.
    Der Hausherr kam, an der Seite des Gesellen Lücke eilte er durch die Tür auf

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