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Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Buch des Kurfürsten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlene Klaus
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sich dicht neben sie, und sie roch seinen Kräuterduft, vermischt mit dem Geruch lange getragener Kleidung, der aus seinem Umhang aufstieg.
    „Ich habe es aufgeschrieben aus der Erinnerung. Es ist das, was ich sollte radieren.“ Er zeigte mit seiner Schreibfeder auf das Wort „zugehorde“. „Dies ich weiß noch sehr gut, weil das g auslief unten in einer großen Schleife. Sah aus wie eine Acht, die liegt. Es war schwer zu radieren diese feine Wellenlinie. Darunter es gab noch zu löschen etwas wie drei Blumen mit Ranken herum.“ Die Federspitze zeigte auf „Brackheim“. „Das ich konnte nicht gut lesen, die Tinte war blass. Und alles in verschlungener Schrift, die schwer war zu erkennen. Ich weiß daher nicht, ob es so ist richtig.“ Er zuckte die Schultern. „Die anderen Wörter ich erinnere. Aber möglich, ich habe auch da etwas falsch geschrieben. Doch es dauert, bis sorgsam radiert ist.“ Er tippte sich mit dem Federkiel an die Schläfe. „Ich hatte Zeit, sie zu merken.“
    Beeindruckt betrachtete Hedwig das Niedergeschriebene. Burg? Ortsnamen? Mannlehen.
    Ryss ergänzte, indem er auf den freien Teil wies, den er links auf der Seite gelassen hatte: „Dort waren noch zu sehen Reste von Linien und Beiwerk. Verzierungen vielleicht, wie bei den großen Anfangsbuchstaben der anderen Einträge. Ich denke, der Tote hatte bereits radiert viel. Und zwar von links, Zeile für Zeile nach rechts.“ Er zeigte mit der Feder Linien von links nach rechts an. „Möglich, er arbeitete ungenau oder hatte seine eigene Manier. Jedenfalls war alles, was war noch übrig, das.“ Die Feder beschrieb Kreise über Ryss’ Aufzeichnung.
    „Ihr habt das Buch angesehen?“ Hedwig sah ihn an.
    Wieder zuckte er die Schultern. „Ich habe geschaut, wenn Rotnase war austreten. Man weiß nie, welchen Vorteil man kann ziehen aus Wissen.“
    „Wenn das hier alles ist, was Ihr lesen konntet, womit wolltet Ihr die beiden dann erpressen? Ihr hattet ja nicht einmal einen Namen.“
    „Ich dachte nach darüber.“
    „Es hätte Euch nichts genutzt. Ich sah den Blick, den sie sich wegen Euch zuwarfen. Sie wollten Euch töten.“ Sie erschrak selbst über ihre eigenen Worte. Sie ließ Ryss’ Buch sinken. „Mein Ehemann hat eine unverzeihliche Tat begangen, indem er das große Buch aus der Kanzlei fortnahm, aber er tat es, weil sie mich und Juli hatten. Philipp hätte niemals etwas getan, das seiner Arbeit und seinem Fortkommen schadet. Er ist stolz, in kurfürstlichen Diensten zu sein. Nachdem der Widerling tot war, sprachen sie davon, Philipp zu holen. Wäret Ihr nicht gekommen, hätte mein Ehemann den Eintrag radieren müssen. Was sie hinterher mit uns beiden getan hätten …“
    „
Gekommen
ist gut“, sagte er gallig.
    „Wie bitte?“
    „Ich bin nicht einfach
gekommen
! Ich … Was überlegt Ihr?“
    „Warum mich noch gefangen halten, da Philipp ihnen doch gab, was sie wollten? Es ergab nur dann Sinn, wenn das große Lederbuch wieder zurück sollte in die Kanzlei. Wozu sonst der Aufwand? Sie hätten es verbrennen oder zerstören können.“ Trotzdem nagte an ihr die Frage, was sie mit ihr und Philipp getan hätten, wenn alles in ihrem Sinn abgelaufen wäre. Noch einmal zog sie den Lederband zu sich heran. Vielleicht erkannte sie irgendein Wort? Sie blätterte. Manchmal war eine Seite leer, zuweilen gab es Lücken zwischen zwei Einträgen. Auf einer Seite war die Niederschrift oben und unten so winzig gehalten, dass man es unmöglich lesen konnte. Der Satz mittendrin jedoch war zu entziffern: „Hat ein Revers geben“, las sie halblaut.
    „Was meint das?“, fragte Ryss.
    „Philipp hat mir gesagt, wenn jemand eine Urkunde bekommt, bestätigt er das mit einem Schriftstück. Dass er diese Urkunde bekommen hat, versteht Ihr?“ Sie sah kurz zu ihm auf, stolz darauf, dass auch sie einmal etwas wusste, das ihm nicht geläufig war.
    Er nickte.
    Sie blätterte weiter. In der nachfolgenden Überschrift konnte sie einen Namen eindeutig erkennen: Göler von Ravensburg. Sie überflog die Zeilen. Soweit sie verstand, betraf der Eintrag Zolleinnahmen. Das Wortgefüge danach bestätigte wohl den Erhalt des vorangegangenen. Dann wieder ein Name, den sie kannte: von Venningen. Allesamt Rittergeschlechter. Sie schlug das Buch am Anfang auf, wo sie zuvor so etwas wie ein Verzeichnis gesehen hatte. Sie betrachtete es aufmerksam. Es war tatsächlich eine Auflistung, wie sie nun begriff, da ihr weitere Namen ins Auge fielen: von Helmstatt, von

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