Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
nämlich genoss, Leute umzubringen und ihr Blut zu trinken. Und bisher hatte er deshalb noch nie auch nur einen Funken Reue gezeigt. Er schien sein Leben als Vampir zu lieben. Da stellten sich doch gewisse Fragen …
»Vanity.«
»Los jetzt«, sagte Vanity und versuchte Dante mit Gesten anzutreiben, damit der mit in den Flur am Ende des Eingangsbereichs kam.
»Steckst du da mit drin?«
»Was?«
»Lockst du mich in die Falle?«
Vanity wirkte verwirrt. »Was meinst du denn nur?«
»Die Sache stinkt doch zum Himmel! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du so scharf darauf sein sollst, dich wieder in einen Menschen zu verwandeln. Was aber ganz offensichtlich ist – du willst mich unbedingt zu Gaius bringen. Und nur, um das nochmal ganz klarzustellen – du behauptest, er kommt hierher, um sein Auge reinigen zu lassen?«
»Nachpolieren.«
Dante fasste geistig noch einmal alle Fakten zusammen. Kacy war so begeistert gewesen über diese Chance, Gaius sein Auge zu klauen. Und er selbst hatte sich davon anstecken lassen, ohne richtig nachzudenken.
»Gaius wird sein Auge doch bestimmt selbst polieren können. Das kann ja nicht schwieriger sein, als eine Brille zu säubern. Dafür reicht ein verdammtes Taschentuch.«
Vanity runzelte die Stirn. »Nennst du mich einen Lügner?«
»Nein, ich sage nur, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Und zwar hinten und vorne nicht.«
Angriffslustig machte Vanity ein paar Schritte auf Dante zu. »Also hältst du mich für einen Lügner und bist der Meinung, ich würde dich in eine Falle locken. Und das nach allem, was ich für dich getan habe, du Dreckskerl!«
Die beste Antwort auf einen Angriff war für Dante ein Gegenangriff. Er stürmte also auf Vanity zu und starrte ihn drohend an.
»Jawohl, ich nenne dich einen Lügner!«, brüllte er. »Was soll der ganze Scheiß? Du steckst doch mit Gaius unter einer Decke und hast mich hergelockt, um dich bei ihm wieder einzuschleimen!«
Es folgte ein unangenehmes Schweigen, während Dante auf Vanitys Antwort wartete. Böse funkelten die beiden einander einen Moment lang an, bis Vanity auf einmal vollkommen überraschend strahlend lächelte. Dann lachte er sogar und klopfte Dante auf die Schulter.
»Hahaha, der war gut!«, rief er. »Fast bin ich dir auf den Leim gegangen. Einen Augenblick lang dachte ich echt, du meinst das ernst. Komm mit, wir haben jetzt für solche Scherze keine Zeit mehr. Auf uns wartet der Kampf mit der Mumie.«
Er schlug Dante nochmal freundschaftlich auf die Schulter und setzte sich dann wieder Richtung Flur in Bewegung. Dante wusste nicht, was er davon halten sollte. Offenbar war Vanity der Meinung, er hätte das alles eben nur als Scherz gemeint. Aber das stimmte nicht, es war ihm bitterer Ernst gewesen. Dante folgte zögerlich dem noch immer lachenden Vampir und fragte sich, ob er gerade einen riesigen Fehler machte.
Als sie vor dem Flur angekommen waren, vibrierte sein Handy in seiner Hosentasche. Dante holte es heraus und rief die SMS auf. Sie war von Kacy, die ihm schrieb:
VANITY HAT GELOGEN . HAU DA AB . DAS IST EINE FALLE . RUF MICH AN !
Dante las die SMS zwei Mal, nur um ganz sicherzugehen, dass er sie nicht falsch verstanden hatte. Also hatte er recht gehabt. Vanity war ein Lügner. Und ein Wichser obendrein. Dante blieb stehen, während Vanity weiter geradeaus den Flur entlangging und ihm dabei den Rücken zudrehte. Noch hatte er eine Chance abzuhauen, bevor Vanity es bemerkte. Er steckte sein Handy wieder ein und drehte sich um.
Doch in dem Moment hörte Dante, wie die Eingangstüren geschlossen wurden, und sah es dann auch von Weitem. Vor den Türen stand nun Rameses Gaius in seinem silbernen Anzug. Sein kostbarer blauer Stein funkelte und saß fest in seiner Augenhöhle.
»Mr Vittori«, sagte er und ging auf Dante zu. »So treffen wir uns also wieder.«
»Entschuldigung?«, sagte Dante und tat, um Zeit zu gewinnen, so, als hätte er ihn nicht gehört.
Gaius war irritiert. »Ich sagte, Mr Vittori, so treffen wir uns also wieder.«
»Entschuldigung, ich kann Sie nicht hören«, sagte Dante und sah sich verzweifelt nach einem Fluchtweg um, während Gaius immer näher kam.
»Ich sagte, so treffen wir uns also wieder!«, schrie Gaius nun schon fast.
»Was?«
Gaius blieb mitten in der Empfangshalle stehen. Von Dante trennten ihn jetzt nur noch zehn Meter. »Gut, dann eben anders.«
Die riesige Mumie hob ihren rechten Arm. Auf ihrer Handfläche befand sich ein blaues Licht.
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