Das Buch des Todes: Roman (German Edition)
doch noch zu retten.
»Ich weiß«, knurrte der Weihnachtsmannvampir. » Das wird dir aber nichts helfen.«
Rick musterte seinen Angreifer. Der Kerl war wirklich furchteinflößend. Was man von seinem Gesicht trotz des schmutzigen Barts erkennen konnte, war fleckig und rot. Und falls er kein Kissen unter der Jacke trug, hatte er ziemliches Übergewicht. Seine Arme waren lang und kräftig, der Kopf so groß wie ein Kürbis. Seine Weihnachtsmannmütze hatte er anscheinend in XL gekauft. Ihr Zipfel hing neben seinem Gesicht herunter.
»Bitte«, flehte Rick verzweifelt. »Ich bin wirklich ein guter Mensch, das schwöre ich.«
Der Vampir beugte sich über ihn. »Ich habe in letzter Zeit eine ganze Menge Kinder getroffen, die auch alle gute, unschuldige Menschen waren. Das hat sie nicht gerettet, und dich wird es auch nicht retten.«
Rick packte den Bart seines Widersachers, doch als er daran zog, löste der sich einfach von dessen Gesicht. Der Bart war aus Tierhaar gewebt und wurde nur von einem Gummiband hinter den Ohren festgehalten. Er roch unangenehm nach Ziege.
»Bitte«, bettelte Rick nun wieder. »Ich gebe Ihnen alles, was Sie wollen. Lassen Sie mich nur gehen.«
»Dann erzähl mir mal, wo das Buch des Todes steckt.«
»Das Buch des Todes? «
»Ganz genau. Du hattest es heute Morgen im Olé Au Lait. Ich habe dich damit gesehen. Wo ist es jetzt?«
Rick schluckte. »Ich habe es zurück in die Bibliothek gebracht«, sagte er schließlich.
Der Weihnachtsmann kam Ricks Gesicht ganz nahe, um zu sehen, ob er auch wirklich die Wahrheit sagte. Die Fahne dieses Ungeheuers war wirklich unerträglich, als er dann sagte: »In der Bibliothek war ich schon. Da hat man mir gesagt, dass das Buch verschwunden ist.«
»Ich habe es nicht offiziell zurückgegeben, sondern es zwischen die Referenzwerke ins Regal gestellt.«
»Warum? Warum hast du es nicht der Bibliothekarin gezeigt?«
»Weil ich es für meinen Freund Sanchez zurückgebracht hab. Er hatte es ohne Erlaubnis ausgeliehen, also musste ich es unauffällig ins Regal stellen.«
Der Weihnachtsmann verpasste Rick ein paar Ohrfeigen. »Ich glaube dir kein Wort!«, knurrte er.
»Wenn Sie wollen, gehe ich morgen früh mit Ihnen hin und zeige Ihnen, wo es steht.«
Der Weihnachtsmann setzte sich auf Ricks Brust. »Du hast doch eben behauptet, es wäre bei den Referenzwerken. Da werde ich es ja wohl auch allein finden.«
»Okay, wie Sie meinen. Aber dann ist doch zwischen uns alles klar, und Sie können mich jetzt in Ruhe lassen, oder?« Rick hoffte wirklich, dass die Sache damit ausgestanden war.
Der Weihnachtsmann griff in seine Jacke und holte eine braune Papiertüte heraus, aus der er dann einen silbernen Flachmann zog. Mit der freien Hand hielt er Rick die Nase zu und drückte seinen Kopf auf den Boden. »Mach den Mund auf«, befahl er und setzte Rick den Flachmann an die Lippen. »Komm schon, schmeckt gut!«
Ricks Lungen schrien nach Sauerstoff. Keine Luft mehr zu bekommen, versetzte ihn in vollkommene Panik. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Mund zu öffnen und verzweifelt nach Atem zu ringen. Zu seinem Entsetzen nutzte der Vampir diesen Moment, um ihm aus dem Flachmann ein paar Tropfen einer warmen grünen Flüssigkeit einzuflößen. Der Geschmack erinnerte ein bisschen an eine Zitrone und war nicht einmal unangenehm. Auf jeden Fall besser als die Pisse, die Sanchez Rick in all den Jahren vorgesetzt hatte.
Schließlich ließ der Weihnachtsmann seine Nase los. Rick holte Luft und musste husten. Noch immer konnte er die grüne Flüssigkeit auf seinen Lippen schmecken.
Zu Ricks Überraschung stand der Vampir nun auf. Wieder atmete Rick tief ein, doch jetzt schnürte sich ihm die Kehle zu, und eine Last schien auf seinem Brustkorb zu liegen. Dann wurde ihm auf einmal warm, was nach der Kälte draußen ein angenehmes, wohliges Gefühl war, das auch seine Angst verscheuchte. Leider war es damit schnell wieder vorbei. Es folgte eine vollkommene Benommenheit, die in Sekundenschnelle von seinem gesamten Körper Besitz ergriff. Rick wollte etwas sagen, fragen, was mit ihm geschah. Doch er musste feststellen, dass ihm Zunge und Lippen den Dienst versagten.
Der Vampir nahm die rote Mütze ab. Darunter kam dunkles, fettiges Haar zum Vorschein. Er grinste den Cafébesitzer breit an und entblößte dabei seine riesigen Vampirfänge.
»Das Mittel, das ich dir eben verabreicht habe, lähmt dich«, erklärte er. »Du wirst also ruhig daliegen und alles mitbekommen,
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