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Das Buch des Wandels

Titel: Das Buch des Wandels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Horx
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tiefes Trauma.
    Eine solche Operation kostet mindestens 50 000 Euro; mit Komplikationen können es leicht 100 000 sein. In den USA, dem Mutterland des kardiovaskulären Risikos, haben bereits 600 000 Patienten den Eingriff durchlitten. Weitere 1,3 Millionen tragen Stents, kleine Röhren aus Metallgeflecht, mit denen der Blutfluss in den Herzkranzgefäßen aufrechterhalten werden soll. 30 Milliarden Dollar haben alle Operationen zusammen gekostet. Dabei sind die Ergebnisse nicht immer nur glänzend: Bypasseingriffe können zwar die unmittelbare koronare Krise beenden, Schmerzen lindern und dem Patienten wieder »Luft verschaffen«. Aber drohende Herzinfarkte werden nur selten verhindert. Durchschnittlich nach einem Jahr sind die meisten Stents wieder blockiert, die Operationen müssen in der Hälfte der Fälle innerhalb von drei Jahren wiederholt werden.
    Die Gründe für diese Rückfälle sind komplex. Manchmal sind es traumatische Reaktionen auf die Operationen selbst, die zur Restenose führen, dem Wiederverschluss der Kranzgefäße. Zumeist aber ist es der Patient selbst, der seinen Rückfall organisiert. Indem er weiter zu fett und zu viel isst, zu viel Alkohol trinkt, sich zu wenig sportlich betätigt, mit seinem gestressten Leben einfach weitermacht wie zuvor.
    Nur zehn Prozent aller Bypasspatienten schaffen es, nach der Operation ein gesünderes Leben zu führen – und damit ihre Chancen auf ein längeres Leben ohne Schmerzen, Todesangst und Atemnot entscheidend zu erhöhen! 1
    Wissen die Patienten, die sich auf den Operationstisch legen lassen, über ihren eigenen Anteil an der Krankheit Bescheid – die
arterienverstopfenden HDL-Fette, die sie zu sich nehmen, die gefäßschädigende Wirkung von zu viel Zucker und Salzen? Kennen sie die Ursachen dafür, dass sich an den Innenseiten ihrer Koronararterien langsam immer dickere Beläge wuchern? So gut wie immer! Leiden sie unter ihrer Krankheit? Sehr. Es gibt kaum eine existentiellere Gesundheitskrise als die koronare Herzinsuffizienz, allenfalls noch Krebs kann es mit den Schmerzen und den Ängsten aufnehmen. In den Wohlstandsnationen des Westens sind koronare Herzerkrankungen heute die Todesursache Nummer eins, mit weitem Abstand.
    Warum, zum Teufel, leben wir dann nicht alle gesünder und glücklicher und länger und körperlich aktiver, mit höherem Muskeltonus, mehr Lachen, mehr sozialer Nähe? Wie die Hundertjährigen auf Okinawa oder die Bewohner der berühmten Bergdörfer in den Abruzzen, wo die 80-Jährigen nicht nur ausschließlich Olivenöl benutzen, sondern auch jeden Tag 500 Höhenmeter zu Fuß bewältigen? Warum ruinieren wir uns und obendrein auch noch gleich das Gesundheitssystem?
    »Achtzig Prozent aller Gesundheitskosten werden von fünf negativen Verhaltensgrundmustern verursacht«, sagt Raphael Levey, einer der führenden globalen Gesundheitsexperten, Gründer der Organisation Health Care International, lapidar. »Zu viel Rauchen, zu viel Trinken, Essen, Stress und nicht genug körperliche Bewegung.«
    So einfach ist das. Und doch so schwer. Und so entscheiden wir jeden Tag über unsere persönliche Zukunft. Mit winzigen, unscheinbaren, scheinbar harmlosen Entscheidungen. Mit jedem Bissen, den wir zum Munde führen, mit jeder sportlichen Betätigung, die wir unterlassen, mit jedem Sex, den wir nicht haben, fällen wir ein Urteil über unser Schicksal.

Komfortzonen des Ich
    Mein Freund K. ist eine medizinische Wissenskoryphäe. Er arbeitete als Sprecher in der Pharmaindustrie, hauptsächlich jedoch im Management eines Konzerns, der große Rehabilitationskliniken im Alpenraum und in Osteuropa unterhält. Dort entwickelte K. Nachsorge- und Trainingsprogramme für Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten. Bewegung, gesunde Ernährung, Stressabbau waren die Themen, über die er gerne und häufig redete. Man konnte alles von ihm über die gefährlichen Apfeleffekte, die Bauchfettablagerungen bei Männern erfahren, über das metabolische Syndrom, an dem nach seinen Angaben fast ein Drittel der europäischen Bevölkerung leidet, ohne es zu wissen (besonders Belgier und Griechen). Über die Geschlechtsspezifik des Herzinfarkts, der bei Frauen andere Symptome zeigt als bei Männern. Und die Segnungen von Substanzen, die sich in Rotwein, gutem Olivenöl und Knoblauch finden. K. ist einer jener gar nicht mehr so seltenen Männer, die außerordentlich gut und dazu gern in Gesellschaft kochen können. Ein Genussmensch mit Gesundheitsfimmel.
    Vor etlichen

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