Das Buch Gabriel: Roman
Eigentümer des Restaurants. Aber wenn nur harmlose Farmfische nachgewiesen, es sieht aus, als ob er Mann absichtlich vergiftet hat, weil er ihm so große Menge gegeben hat, dass jeder sofort sehen würde, das ist zu viel.«
»Hm. Dann ist unsere einzige Hoffnung also eine Probe des Torafugu von jenem Abend?«
»Ja. Und eine deutliche Verbindung zum Restaurantbesitzer.«
Das Telefonat wird danach auch nicht mehr besser, obwohl ich noch in Erfahrung bringe, dass es über eine Gefängnistelefonkarte vielleicht die Möglichkeit gibt, in den kommenden Tagen mit Smuts zu sprechen.
Ein Schatten senkt sich herab. Bis zum 27. sind es keine zehn Tage mehr.
Nur der Baske kann uns retten, und das kommt mir unter den gegebenen Umständen ein bisschen viel verlangt vor – er müsste nicht nur eine Fugu-Probe zur Verfügung stellen, sondern die Sache auch noch einem Kunden anhängen. Ja, er muss sogar das Gesetz brechen, um sie ihm anhängen zu können. An meiner Mission zieht ein erhebliches Gewicht. Verkatert schleppe ich es nach draußen auf die Straße, bevor das Telefon noch einmal klingeln kann. Denn so minimal die Chance auch zu sein scheint – wenn ich die Gegenleistung des Master-Limbus nicht abgerufen kriege, habe ich überhaupt keine.
Die Jesuiten in meinem Kopf schicken mir eine Warnung, nach Thomas’ Wagen Ausschau zu halten – nicht nur hier, sondern auch in der Nähe des Flughafens, auch wenn wir eigentlich keine direkte Verabredung haben. Da er ein Mann der Tat ist, erscheint mir das eine angemessene Vorsichtsmaßnahme. Falls er ungeduldig geworden ist, könnten weitere Ausflüchte wegen des Schlüssels meine Glaubwürdigkeit unwiderruflich schädigen.
Durch Löcher in der Wolkendecke fallen Lichtstrahlen auf die Stadt. In einem von ihnen stehend, halte ich ein Taxi an. Als ich am Flughafen ankomme, glänzt der Boden vom Regen. Das zischende Geräusch beim Bremsen, die Lichter, die in Pfützen schillern, und die sich gegen ihn stemmenden Fußgänger heben meinen Puls auf den Ruhezustand, wie er in der Limbus-Schwebe herrscht: furchtsame Aufgeregtheit.
Am Flughafen ist heute mehr Betrieb. Ich lasse das Taxi an dem kleinen Gedenkgarten gegenüber den Adlerklauen der Eingangsgebäude halten. Verborgen hinter Büschen und Bäumen halte ich Ausschau nach schwarzen Mercedes-Limousinen. An der Stirnseite der Empfangshalle halten Autos, andere fahren weg, der Parkplatz ist voller als üblich. Und tatsächlich parkt eine halbe Parkplatzreihe von mir entfernt ein funkelnder schwarzer Mercedes. Ich recke den Hals, um besser zu sehen – ja, er ist es.
Ich beobachte und warte, und dann – ist da plötzlich noch einer. Und als ich einen Schritt zurückmache, um mir eine Zigarette anzuzünden, biegt ein dritter schwarzer Mercedes auf den Parkplatz. Merken Sie sich das für Ihre eigene Odyssee: Ein Limbus kennt keine Feiertage. Weswegen genau jetzt das ausschließlich in der Nähe des Absurden ausschlagende Erfolgsbarometer in meinem Hirn diese Szene gegen meinen Todeswunsch ausspielt und nachfragt, ob es wirklich mein Plan gewesen ist, meine Tage auf Erden in einem Gedenkgarten in Deutschland zu beenden.
Es wird mir zu viel. Ich frage mich, ob ich noch auf einem Trip bin, der sich momentan darauf verlegt hat, Autos zu vervielfältigen. Ich beschließe, mich mit gesenktem Kopf dem Terminal zu nähern, und sehe, als ich auf halber Strecke über den Vorplatz ein Motorengeräusch höre und einen Blick über die Schulter werfe, einen weiteren schwarzen Mercedes. Ich hetze die Stufen hinauf und werfe mich in das Vakuum des Gebäudes, lasse mich durch die scheppernden Türen hineinziehen.
Vom Kiosk aus sieht Gerd mich eintreten. »Daaa, steeeht, eeein«, singt er durch die Durchreiche, »Pferd auf dem Flur, ja, ja ein Pferd auf dem Flur – haa! Was?«
»Ha, ha, ja.« Ich trete ans Fenster.
»Weißt du was, Gottfried hat mich angerufen. Er ruft eigentlich nie an, aber plötzlich ist er am Telefon und sagt, dass ihm dein Wein geschmeckt hat. Wenn du mir sagst, aus welchem Supermarkt du ihn hattest, kann ich vielleicht noch welchen besorgen.«
»Ich bezweifle, dass du ihn hier findest. Aber ich habe noch eine Flasche, die kann ich ihm geben.«
»Nee, die solltest du behalten. Ist doch nur Gottfried, der kann auch Chianti trinken.«
»Du darfst ihn nicht unterschätzen – er hat ein echtes Einhorn unter den Weinen erkannt.«
»Bah, typisch Gottfried, man weiß nie, was mit ihm los ist. Meistens ist er wie eine
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