Das Buch Ohne Gnade: Roman
Wettbewerb gewinnen können.«
Powell begann sein Kinn zu massieren, als würde er plötzlich von einem quälenden Juckreiz gepeinigt.
»Wer sind sie?«, wollte er wissen.
»Warten Sie. Ich sehe etwas. Es – es ist eine Zimmernummer.«
»Reden Sie weiter.«
»Dieses Zimmer befindet sich im siebten Stock.« Annabel, die weiterhin starr in die Kristallkugel blickte, begann von derAnstrengung, sich zu konzentrieren, zu schwitzen. Auch Powell starrte auf die Kugel, konnte jedoch nichts anderes sehen als den weißen Dunst, der darin waberte. Abermals begann die alte Frau zu reden, ihre Stimme nach wie vor ein monotones Leiern, während ihre Erklärung immer wieder durch kurze Pausen unterbrochen wurde.
»Es ist Zimmer Nummer – dreizehn im – siebten Stock. Dort finden Sie – den Attentäter – den Sie suchen.«
»Donnerwetter«, sagte Powell und klang überrascht. Er musste zugeben, dass er unerwarteterweise beeindruckt war. »Das ist sehr genau. Kennen Sie auch den Namen des Zimmerbewohners?«
Annabel schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Es herrscht einige Verwirrung, was den Namen dieses Mannes betrifft. Ich kann nicht feststellen, weshalb.« Ihre Stimme klang allmählich wieder normal.
Scheiße! , dachte Powell, aber das behielt er für sich. »Okay«, raunte er sanft. »Können Sie noch etwas anderes erkennen?«
»Ja, da ist noch eine Sache. Aber ich vermute, das wissen Sie längst.« Sie klang jetzt zögernd.
Powell runzelte fragend die Stirn. »Und was ist das?«
»Diese Show ist verflucht.«
»Wie bitte?« Wenn er überrascht war, dann schaffte er es auf bemerkenswerte Art und Weise, dies zu verbergen.
»Auf dieser Show liegt irgendein Fluch. Ich kann nicht genau erkennen, was es ist, aber wenn ich daran teilnähme, glaube ich nicht, dass ich gewinnen möchte.«
Der Hotelbesitzer und Veranstalter der Show winkte lässig ab und lächelte die Frau an. »Wegen irgendwelcher Flüche mache ich mir keine Sorgen. Oder was mit demjenigen geschieht, der den Wettbewerb gewinnt. Ich möchte nur sicher sein, dass die Show ohne Störungen abläuft.«
»Es ist Ihre Entscheidung«, sagte Annabel. »Aber ich denke, ein weitaus angemessenerer Name für Ihre Show wäre The Hex Factor .«
Powell seufzte. »Ich glaube, wir sind hier fertig. Tommy, drehen Sie das Licht bitte wieder hoch.« Der weiße Nebel in der Kristallkugel löste sich allmählich auf, und Annabel lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie sah ein wenig müde, wenn nicht sogar älter aus. Der Sicherheitswachmann drehte das Licht wieder hoch, und Annabel verfolgte mit unverhohlener Genugtuung, wie Powell die restlichen zweihundert Dollar auf dem Tisch zu ihr herüberschob.
»Danke, Annabel. Anscheinend haben Sie Ihre Sache gut gemacht.« Er sah sie an und fügte hinzu: »Falls wir Ihre Dienste noch einmal brauchen sollten, kennen wir ja Ihre Zimmernummer.« In seiner Stimme schwang ein einschüchternder Unterton mit, und Annabel hatte nicht den geringsten Zweifel, dass, wenn sich auch nur eine einzige ihrer Prophezeiungen als falsch erweisen sollte, die fünfhundert Dollar sofort den Besitzer wechseln würden. Sie angelte die zwei Hundertdollarscheine vom Tisch und versteckte sie in den Falten ihrer Kleidung bei den anderen drei. Dann nahm sie die Kristallkugel vom Tisch und legte sie in ihre Handtasche zurück.
»Es war nett, mit Ihnen Geschäfte zu machen«, sagte sie, während sie sich aus ihrem Sessel erhob. Dabei übertrieb sie noch nicht einmal – fünfhundert Dollar waren fünfhundert Dollar.
»Ja, war es das? Vielen Dank, Annabel, ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.« Powell griff über den Tisch und schüttelte abermals ihre Hand, ehe er eine letzte Frage stellte. »Haben Sie schon eine Idee, wer diesen Wettbewerb gewinnen wird?«
Die Hellseherin grinste. »Wenn ich eine Wette einginge, würde ich sagen, es ist jemand, dessen Name mit J beginnt.«
Powell und Tommy wechselten abermals einen vielsagenden Blick, und dann öffnete der Sicherheitswachmann für Annabel die Tür. Als sie gegangen war, nahm Powell den Hörer seines weißen Tischtelefons von der Gabel und drückte auf mehrere Tasten. Der Anruf wurde schon nach dem ersten Rufzeichen angenommen. Eine Frauenstimme meldete sich.
»Empfang. Was kann ich für Sie tun?«
»Hi, hier ist Mister Powell. Können Sie mir bitte sagen, wer in Zimmer Nummer sieben-dreizehn wohnt?«
»Ja, Sir. Einen Moment, bitte.«
Tommy kam herüber und setzte sich in den Sessel auf der
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