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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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Gefecht gesetzt hatte, war er zum Devil’s Graveyard aufgebrochen, um dort ein Massaker zu veranstalten.
    Ein Sid-Vicious-Double ging an ihm vorbei, verließ die Bar und schlug die Richtung zum großen Theatersaal ein, der den meisten Raum des Hotelparterres einnahm. Sein Anblick riss den Kid aus seinen Grübeleien. Die Back-From-The-Dead -Show hatte eine ganze Reihe interessanter Gestalten ins Hotel gelockt. Leute, die so taten, als seien sie längst verstorbene Sänger, wimmelten überall herum, und wie der Idiotische Michael-Jackson-Imitator bewiesen hatte, waren sie totale Spinner. Und zwar ausnahmslos alle. Und alle hatten die gleiche Vorliebe. Sie fühlten sich in der Haut eines anderen wohler als in ihrer eigenen.
    Seit er sich im Hotel aufhielt, hatte der Kid seine Sonnenbrille nicht abgenommen. Seine Augen waren höchstwahrscheinlich blutunterlaufen und trübe von den vielen Stunden auf der Straße und den Drinks und dem Mangel an Schlaf kurz vor seiner Ankunft. Die Sonnenbrille eignete sich auch bestens dazu, Fremde auf Distanz zu halten. Niemand konnte zu ihm Augenkontakt herstellen und niemand deutete die dunklen Gläser fälschlicherweise als Einladung zu einem Schwätzchen. Zusammen mit seiner typischen schwarzen Kleidung unterstützte die Sonnenbrille seinen »Lasst-mich-verdammt-noch-mal-in-Frieden«-Look. Und sie verfehlte auch nicht ihre Wirkung auf das Personal, das sich am anderen Ende der Bar aufhielt, solange es für sie in seiner Nähe nichts zu servieren gab.
    Auf die Theke hatte er neben sein Glas Bourbon eine nicht angezündete Zigarette aus einer erst vor Kurzem geöffneten Packung deponiert, die neben einem kleinen Silbertablett lag, das für Trinkgelder vorgesehen war. Er wusste, dass das Personal Stoßgebete zum Himmel schickte, er möge die Zigarette nicht anzünden,denn das hieße, dass sie ihn auffordern müssten, sie wieder auszumachen. Für den oberflächlichen Betrachter erschien es vielleicht, als hätte er überhaupt nicht die Absicht, die Zigarette anzuzünden, oder einfach vergessen, dass sie noch dort lag. Für jeden, der seinen Ruf kannte, war es jedoch klar, dass sie dort lag, um mit jemandem einen Streit vom Zaun zu brechen, der etwas gegen Raucher hatte.
    Nachdem er zwanzig Minuten lang sein halbvolles Glas angestarrt hatte, nahm er es hoch und leerte es in einem Zug. Er stellte es heftig genug auf die Theke, um Valerie, die Bardame, die ihn vorher schon bedient hatte, auf sich aufmerksam zu machen. Sie kam nervös zu ihm.
    »Das Gleiche noch mal, Sir?«
    Er nickte und sie schenkte ihm ein weiteres halbes Glas Sam Cougar ein. Als Belohnung dafür, dass sie ihm das Glas gefüllt hatte, ohne ihn in irgendeinen Wortwechsel zu verwickeln, warf er einen zerknüllten Zwanzigdollarschein auf die Theke.
    »Behalten Sie den Rest.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    Während sie die Einnahme in der Registrierkasse am Ende der Theke verbuchte, erklang hinter dem Kid die Stimme eines Mannes.
    »Eine Flasche von deinem besten Champagner, Valerie«, sagte sie fröhlich. Sie war lautstärkemäßig derart eingepegelt, dass jeder in der Bar sie hören konnte. Und, wie ihr Eigentümer hoffte, beeindruckt war.
    Er war offensichtlich jemand, den die Bardame kannte und verabscheute, denn sie wandte sich augenblicklich um und zwang sich zu einem falschen Lächeln. Ein Lächeln, das verkündete, dass sie ihn nicht mochte, jedoch gezwungen war, ihm in den Hintern zu kriechen, wenn sie ihren Job behalten wollte.
    Zu seiner gelinden Überraschung erkannte der Kid den Mann aus den Fernsehnachrichten. Sein Name war Jonah Clementine, ehemaliger Aufsichtsratsvorsitzender einer bedeutenden InternationalenBank, die nach über hundert Jahren erfolgreicher Geschäftstätigkeit aufgelöst worden war. Tausende fleißiger Angestellter hatten ihren Job verloren und nur geringe oder gar keine Abfindung erhalten, während Clementine den Skandal mit einem bedeutenden Zuwachs an Vermögen, wenn auch nicht an Ansehen, überstanden hatte. Nachdem er und seine Partner sich über mehrere Jahre jährliche Bonuszahlungen von über zwanzig Millionen Dollar genehmigt hatten, war es ihm gelungen, sich eine Zahlung von dreißig Millionen zu sichern, kurz bevor die Bank in aller Öffentlichkeit und unter sehr lautem Getöse zusammenbrach. Er war genau jener Typ Gast, den das Hotelpersonal von ganzem Herzen hasste. Er behandelte sie als niedere Wesen, die kaum seiner Beachtung wert waren und die ihn stets lächelnd aufs

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