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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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anderen Schreibtischseite seinem Arbeitgeber gegenüber. Sekunden später nannte die Empfangsdame Powell den Namen, um den er gebeten hatte, und er legte den Telefonhörer zurück auf die Gabel.
    »Und, hatte die alte Hexe nun Recht oder nicht?«, fragte Tommy.
    »Na ja, wie ich hörte, treffen nur fünfzig Prozent ihrer Vorhersagen zu, aber das ist kein allzu schlechter Schnitt. Solange sie uns die richtige Zimmernummer dieses Profikillers genannt hat, bin ich glücklich und zufrieden.«
    »Und wer ist er?«
    »Laut Empfang lautet sein Name Sanchez Garcia. Schicken Sie ein paar von den Jungs rauf und lassen Sie ihn suchen. Und achten Sie darauf, dass sie bewaffnet sind. Wenn er tatsächlich ein Auftragsmörder ist, könnte er gefährlich sein.«
    »Was sollen meine Leute mit ihm machen?«
    »Ihn verhören.«
    »Und wenn sich herausstellt, dass er ein Profikiller ist?«
    »Herausfinden, für wen er arbeitet und beide aus dem Weg räumen.«
    »Und wenn er kein Profikiller ist?«
    Powell zuckte die Achseln. »Dann sollen sie nur ihn töten.«

NEUN ♦
    Nachdem er endlich im Hotel Pasadena angekommen war, begab der Kid sich schnurstracks in eine Bar. Er musste über vieles nachdenken. Und als jemand, der sich generell nur ungern in langen Reflektionen erging, erlaubte er sich nur einen einzigen Tag pro Jahr, um sich an die Vergangenheit zu erinnern und sich vorzustellen, wie die Dinge sich entwickelt haben könnten, wenn, zehn Jahre zuvor, der Halloweentag anders verlaufen wäre.
    Er hatte sich die stillste Bar des Hotels ausgesucht, eine Lounge unmittelbar neben dem Foyer, saß auf einem Hocker am Ende der Theke und starrte in ein halbvolles Glas Bourbon. Die Bardame, Valerie, eine zierliche junge Frau mit zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenem dunklem Haar, hatte in dem Moment, als sie seiner ansichtig wurde, sofort weise erkannt, dass er keinen Smalltalk wünschte. Seine Körperhaltung sprach Bände. Er umgab sich bewusst mit einer feindseligen Aura – obgleich er dies an den meisten Tagen völlig unbewusst tat. Sie hatte ihm seinen Drink schnellstens eingeschenkt und das Glas kommentarlos und ohne viele Umstände mitsamt einem Untersetzer vor ihm auf die Theke gestellt.
    In der Bar hielten sich höchstens zwanzig Personen auf. Als hätten sie seine miese Stimmung wahrgenommen, hatte sich keiner der anderen Gäste für einen Platz an der Theke entschieden. Sie saßen alle an kunstvoll im Raum verteilten Tischen und waren in leise, angeregte Unterhaltungen vertieft. Dies war keine der heruntergekommenen Kneipen, an die der Bourbon Kid gewöhntwar. Die Bar hatte ein bisschen zu viel Klasse und ihre Gäste waren zu gediegen. Aber in seiner augenblicklichen Stimmung war es ihm so gerade recht.
    Er war aus verschiedenen Gründen zum Devil’s Graveyard gekommen. Sich zu betrinken, war der erste Punkt der Tagesordnung. Auf diese Art und Weise würde er sich nachher nicht mehr an allzu viel erinnern. Es war auf den Tag genau zehn Jahre her, dass er, im Alter von sechzehn Jahren, seine Mutter getötet hatte. Hinzu kam, dass er in derselben Nacht seine Jugendliebe, Beth, auf dem örtlichen Pier mit dem Versprechen zurückgelassen hatte, bis zur Geisterstunde wieder zurück zu sein. Das war gewesen, ehe er festgestellt hatte, was von seiner Mutter noch übrig war. Es ärgerte ihn immer noch regelmäßig, es in dieser Nacht nicht geschafft zu haben, zu Beth zurückzukehren. Er hatte wichtigere Angelegenheiten zu erledigen, wie zum Beispiel ein Zuhause für seinen verstörten jüngeren Bruder, Casper, zu finden. Casper war mit schweren Lernbehinderungen geboren worden, und die Nachricht vom Tod der Mutter hatte bei ihm einen hysterischen Anfall ausgelöst. Um die ohnehin schon schlimme Situation noch schlimmer zu machen, hatte der Kid, den man damals auch als JD kannte, Caspers Vater später in der Nacht in einem Wutanfall das Genick gebrochen. Die Brüder hatten verschiedene Väter. JD hatte seinen eigenen Vater auch nicht lieber gemocht als Caspers, er war nur noch nicht dazu gekommen, ihn umzubringen.
    Dennoch war es Beth, die meistens bei den seltenen Gelegenheiten, an denen er der Vergangenheit gestattete, wieder zu ihm zurückzukehren, seine Gedanken ausfüllte. Nur an diesem einen Tag in jedem Jahr gestattete er sich, sich an ihr Aussehen zu erinnern, als er sie zum ersten Mal geküsst hatte. Sie hatten gemeinsam eine Halloween-Party an ihrer Highschool in Santa Mondega besucht. JD s Mutter hatte ihm ein

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