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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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Zuvorkommendste behandeln mussten. Was Valerie anscheinend in diesem Moment tat.
    Clementine hatte außerdem einen Ruf als Internationaler Playboy. Ein blondes Fotomodell Anfang zwanzig hing an seinem Arm. Sie hatte ein unglaublich großes Paar – vorwiegend mit Silikon gefüllter – Titten unter einem engen weißen T-Shirt, die sie gegen den Oberarm ihres Begleiters drückte. Ihre langen Beine, nahtlos golden gebräunt, waren fast bis zur Hüfte zu bewundern, wo sie in kurzen goldenen Shorts verschwanden. Sie war, kurz gesagt, das perfekte Pendant zu Jonah Clementine und seinem dreitausend Dollar teuren maßgeschneiderten grauen Savile-Row-Anzug. Seit der Skandal um seine Geschäftemacherei von sämtlichen Nachrichtendiensten ausgiebig zerpflückt worden war, hatte er offensichtlich Zeit gehabt, die Dienste eines persönlichen Fitnesstrainers in Anspruch zu nehmen. Obgleich schon Anfang vierzig, hatte er eine Statur, die nicht mehr die eines Bürohengstes war. Er hatte einen muskulösen Oberkörper, der ihn, zusammen mit einer orangen, wahrscheinlich künstlichen Sonnenbräune, durchaus attraktiv aussehen ließ. Er trug ein cremefarbenes Seidenhemd unter seinem Anzugjackett und hatte sich ein rot-schwarz kariertes Tuch locker um den Halsgebunden. Im Gegensatz zu den Gästen, die der Kid in den von ihm bevorzugten Bars antraf, war er glatt rasiert und duftete nach einem teuren Eau de Cologne, während das kurze, bürstenartige Styling seines schwarzen Haars aussah, als wäre mindestens eine Stunde nötig gewesen, um es vor einem Spiegel zu perfektionieren.
    »Sir, wie viele Gläser möchten Sie dazuhaben?«, fragte Valerie als Reaktion auf seine Bestellung einer Flasche Champagner.
    »Bitte nur zwei, Valerie. Gönn dir auch einen Drink, okay? Ich habe heute eine Gewinnsträhne erwischt.«
    »Haben Sie das nicht immer?«, scherzte die Bardame höflich und ging zum Kühlschrank hinter der Theke, um den Champagner zu holen.
    Während sie eine Flasche Diamant Bleu – das typische Neureichengetränk – aussuchte, beäugte der Millionär den Bourbon Kid. Der Kid hatte sich seine unangezündete Zigarette in den Mundwinkel geklemmt, wo sie für einen Moment unberührt hing, ehe sie sich plötzlich von selbst anzündete. Es war ein Trick, der im Laufe der Jahre viele Leute beeindruckt hatte. Er beeindruckte Jonah Clementine jedoch nicht im Mindesten. Er war der Typ Mann, den nur Dinge beeindruckten, die er kontrollieren konnte. Eine Niete wie der Bourbon Kid ging ihm höchstens auf die Nerven. Und das war genau das, was der Kid beabsichtigte.
    »Entschuldigen Sie, aber es ist nicht gestattet, in der Bar zu rauchen.« Die Worte klangen einleuchtend und umgänglich, waren jedoch ganz klar als Befehl gemeint.
    Der Kid ignorierte ihn.
    »Hey, Sie! Ich rede mit Ihnen!«
    Der Kid nahm die Zigarette mit der linken Hand aus dem Mundwinkel und schaute zu Jonah Clementine hinüber. Dann blies er eine Rauchwolke in Richtung des Playboys.
    »Was zum Teufel fällt Ihnen ein?«, schnappte Clementine. »Außer Ihnen sind auch noch andere Leute hier. Nicht jeder möchte Ihren Qualm einatmen.«
    »Was wollen Sie eigentlich?« Jemand, der vorsichtiger gewesen wäre als Clementine, jemand, der nicht so sehr daran gewöhnt gewesen wäre, stets seinen Willen zu bekommen, hätte den drohenden Unterton in der Stimme des Fragenden sicherlich wahrgenommen. Wahrgenommen und vielleicht darüber nachgedacht, was er bedeuten könnte. Aber Clementine machte weiter, zutiefst erstaunt, dass jemand es wagte, sich ihm zu widersetzen.
    »Ich will, dass Sie Ihre verdammte Zigarette ausdrücken, sonst lasse ich Sie hinauswerfen.«
    »Nö.«
    Clementine runzelte die Stirn. »Nö? Ist das alles? Nö? «
    »Jo.«
    »Okay. Sie lassen mir keine Wahl. Valerie, ruf den Sicherheitsdienst. Er soll diesen Kerl entfernen. Und zwar auf der Stelle. «
    Die junge Frau hinter der Theke wand sich unbehaglich. Auf gewisse Art und Weise war sie froh, dass Clementine es ihr abgenommen hatte, den Typ wegen der Raucherei zur Rede zu stellen, denn sie wollte nicht, dass der Mann mit der Sonnenbrille sie für seinen Hinauswurf aus der Bar verantwortlich machte. Aber sie hatte auch wenig Lust auf die unnötige Unruhe, die sich hier schon bald breitmachen würde.
    Versteckt unter der Theke befand sich ein Alarmknopf, der genau für solche Zwischenfälle vorgesehen war. Valerie bückte sich und drückte entschlossen darauf. Innerhalb von fünfundvierzig Sekunden eilte ein stämmiger

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