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Das Buch Ohne Gnade: Roman

Das Buch Ohne Gnade: Roman

Titel: Das Buch Ohne Gnade: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus , Michael Kubiak
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käme. »Ladys und Gentlemen, bitte begrüßen Sie unsere nächste Interpretin – Emily Shannon!«
    Emily trat hinaus auf die Bühne, wo das Licht der Scheinwerfer von ihren roten Schuhen funkelnd reflektiert wurde. Sie blieb in der Bühnenmitte neben der Showmasterin stehen. Sofort begann das gesamte Publikum zu applaudieren, denn am Kostüm war klar zu erkennen, wen sie darstellte.
    Nina nannte es für jeden, der nicht von selbst darauf gekommen war. »Emily singt jetzt ›Over the Rainbow‹ aus dem Film ›Der Zauberer von Oz‹. Bitte applaudieren Sie für – Judy … Garland !«

NEUNZEHN ♦
    Emilys Darbietung von »Over the Rainbow« versetzte Nigel Powell in eine gehobene Stimmung. Die junge Frau hatte die Stimme eines Engels. Ihr Auftritt war schlicht atemberaubend und brachte ihr völlig zu Recht die bisher längsten und lautesten Standing Ovations des Tages ein. Sie hatte den anderen die Schau gestohlen, wie er es auch erwartet hatte. Und seine beiden Mitjuroren waren nur allzu bereit gewesen, sie mit Lob geradezu zu überschütten. Sie hatte sie nicht enttäuscht. Er hatte sie als einen der fünf Finalisten ausgewählt und hoffte im Stillen, dass sie am Ende den Wettbewerb gewinnen würde.
    Powells huldvolle Stimmung nach ihrem Auftritt hielt jedoch nicht sehr lange an. Kurz nachdem Emily die Bühne verlassen hatte, erschien Tommy, der Chef des Sicherheitsdienstes, auf einer Bühnenseite und gab ihm ein Zeichen. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Aber was? Er ließ eine zwanzigminütige Pause ansagen, um sich des Problems anzunehmen. Er hoffte, dass Tommy nicht wegen einer Bagatelle ein solches Aufheben machte.
    Nachdem er die Bühne verlassen hatte, strebte Powell mit langen Schritten zu seinem Büro. Tommy schien es eilig zu haben, während er vorausging. Sie hatten die Hälfte des Weges dorthin zurückgelegt, und noch immer hatte der Sicherheitsmann seinen Chef nicht darüber aufgeklärt, warum er ihn vom Jurorentisch des Back-From-The-Dead -Gesangswettbewerbs weggeholt hatte. Powell wurde allmählich ärgerlich.
    Der Flur, der zu seinem Büro führte, war leer, aber angesichts der Tatsache, dass wegen der unvorhergesehenen Pause viele Zuschauer die Bars oder die Toiletten oder das Kasino des Hotels aufsuchen würden, war wohl davon auszugehen, dass dieser Bereich des Hotels sich schon bald mit lärmenden Gästen füllen würde. Tommy trieb seinen Arbeitgeber zur Eile. Das erboste Powell noch mehr. Was bildete sich Tommy ein, dass er es wagte, ihn zu hetzen?
    »Warum haben wir es so eilig?«, fragte er und schaffte es nicht, seinen Zorn zu verbergen.
    »Ich möchte nicht, dass uns jemand belauscht, Boss.«
    »Ich hoffe für Sie, dass es um eine wichtige Angelegenheit geht, Tommy. Ich kann nicht jedes Mal, wenn Sie ein Schwätzchen halten wollen, die Show stoppen. Wir unterliegen einem verdammt engen Zeitplan, wissen Sie«, beschwerte Powell sich.
    Er hatte noch immer keine Ahnung, weshalb er fast rannte, aber Tommy, der immer noch einen Vorsprung von mindestens einem Meter hatte, winkte ihn hastig weiter. Er kam sich vor wie die Zielperson eines Attentats, die von einem Leibwächter zu einem sicheren Ort gebracht wurde, und hoffte inständig, dass dies nicht der Fall wäre. Der Sicherheitsmann wurde jetzt noch schneller und verfiel sogar in einen leichten Trab, während er ihm über die Schulter etwas zurief.
    »Ja, ich weiß. Aber heute Abend ist eine Menge geschehen, Boss.«
    »Reden Sie schon.«
    »Wir glauben, dass Otis Redding tot ist.«
    Powell blieb wie angewurzelt stehen und Tommy rannte noch ein paar Schritte weiter, ehe ihm bewusst wurde, dass sein Arbeitgeber ihm nicht mehr folgte.
    »Kommen Sie, Boss!«
    »Otis Redding?«
    »Ja.«
    »Nein.«
    »Doch. Es ist mein Ernst. Er ist tot. Ich habe vier Leute zu Sanchez Garcias Zimmer hinaufgeschickt, genauso wie Sie verlangt haben. Und dort oben sahen sie zwei Typen mit einer Leiche in einem der Fahrstühle. Sie glauben, es war Otis Redding.«
    Zwei junge Zuschauer rannten von hinten kommend an Powell vorbei und rempelten ihn beinahe um in ihrer Eile, während der Pause als Erste an der Bar zu sein. Als ihm klar wurde, dass die beiden höchstwahrscheinlich die Vorhut einer ganzen Schar waren, setzte er sich wieder in Bewegung und holte mit langen Schritten zu Tommy auf, der diesmal neben ihm blieb, anstatt vorzulaufen.
    »Haben wir die Typen aus dem Fahrstuhl?«, fragte Powell.
    »Noch nicht.«
    »Hat noch jemand anders die Leiche gesehen? Wenn

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