Das Buch Ohne Gnade: Roman
haben.«
»Tatsächlich? Und wissen Sie, wer er ist?«
Die Fragen brachten Powell in Rage. »Ja. Und wissen Sie es?«
»Schon möglich.«
»Und was meinen Sie, wer er ist?«
»Sie zuerst.«
»Warum sollte ich?«
»Weil ich denke, dass Sie es nicht wissen.«
Da ihn dieses Gespräch zunehmend ermüdete, lenkte Powell als Erster ein. »Okay, ich glaube, sein Name lautet Sanchez Garcia«, sagte er und seufzte müde. Seine Toleranzgrenze war noch nie sehr hoch gewesen, aber dieser Typ wurde allmählich zu einer Plage.
Der rothaarige Mann paffte seine Zigarre, dann nahm er sie aus dem Mund und inspizierte ihr Ende, um zu sehen, wie lang die Asche war. Als er zufrieden feststellen konnte, dass er sie nicht auf dem Teppich abklopfen musste, fasste er Powell wieder mit einem überheblichen Grinsen ins Auge.
»Das ist richtig. Aber jetzt kommt die eigentliche Frage: Wissen Sie, wer dieser Garcia ist?«
»Ist das wichtig?«
»Es hat schon eine gewisse Bedeutung.«
»Dann los. Erleuchten Sie mich.«
»Sanchez Garcia ist besser unter dem Namen Bourbon Kid bekannt.«
Falls er darauf eine Reaktion erwartete, so wurde ihm dieser Gefallen nicht getan. Powell lehnte sich in seinem Sessel zurück und wandte sich an Tommy, der an der Tür stand und die Hände vor dem Bauch verschränkt hatte.
»Tommy, wer ist dieser Bourbon Kid?«
»Wahrscheinlich der schlimmste Massenmörder der lebenden Geschichte, Sir. Ein Irrer mit einem Alkoholproblem. Grundsätzlich jemand, den man nicht im Nacken sitzen haben will.«
»Hm, hm.« Nigel drehte sich wieder zu dem Mann in seinem Sessel um. »Und wer sind Sie?«
»Man nennt mich Invincible Angus.«
»Und warum nennt man Sie so?«
»Weil das mein Name ist.«
»Ich verstehe. Und ich soll Ihnen zwanzigtausend Dollar zahlen, damit Sie diesen Sanchez Garcia töten, der offenbar laut Tommy der schlimmste Massenmörder aller Zeiten ist?«
Tommy hüstelte. »Ich sagte der lebenden Geschichte .«
Sein Boss versuchte, die Stirn in Falten zu legen. »Was ist der Unterschied?«
»Nun – äh – die eine lebt und die andere nicht.«
»Wissen Sie überhaupt immer, worüber Sie gerade reden?«
»Nein, Sir.«
»Dann halten Sie den Mund.« Powell wandte sich wieder zu Angus um. Obgleich er schnellstens wieder zu seiner Show zurückkehren wollte, war sein Interesse geweckt. »Dass dieser Bourbon Kid ein Massenmörder ist, haben wir demnach geklärt, oder?«
»Richtig.«
Powell sah wieder zu seinem Sicherheitsmann. »Okay. Einen Moment. Tommy, stellen Sie fest, wie Ihre Leute mit der Suche nach diesem Bourbon-Garcia-Typen vorankommen.«
»Ja, Sir.« Er hakte ein kleines Walkie-Talkie an der rechten Hüfte von seinem Gürtel los, drückte auf einen Knopf, hielt das Gerät an den Mund und sprach ins Mikrofon.
»Sandy. Hier ist Tommy. Over.«
Ein paar Sekunden verstrichen, ehe eine Stimme quäkend aus dem Lautsprecher des Walkie-Talkies drang. Sie war laut genug, sodass jeder im Büro sie verstehen konnte.
»Hier ist Sandy. Wir haben Probleme, Boss.«
»Was ist los? Mister Powell ist gerade bei mir. Wir müssen wissen, was gerade im Gange ist.«
»Es wird Ihnen nicht gefallen.«
»Schießen Sie los.«
»Der Punkt ist, dass Tyrone und meine Männer soeben in der Herrentoilette im Parterre Otis Redding in einer der Kabinengefunden haben. Er ist mit absoluter Sicherheit tot. So wie es aussieht, ist sein Genick gebrochen.«
»Gibt es irgendwelche Hinweise auf den oder die Täter?«
»Nein. Aber das ist noch nicht alles. Wir haben hier noch zwei weitere Leichen. Kurt Cobain und Johnny Cash sind ebenfalls tot. Und sie wurden noch schlimmer zugerichtet als Otis Redding.«
Powells Stimmung verdüsterte sich. Er hatte soeben drei seiner Finalisten verloren. Das war schlecht. Tommy sprach wieder in sein Walkie-Talkie.
»Okay, setzt die Suche nach diesen Kerlen fort. Weit können sie nicht gekommen sein.«
»Das ist klar, Tommy – OH SCHEISSE !« Sandys Stimme bekam plötzlich einen panischen Ausdruck und seine Antwort wurde von einem lauten Krachen unterstrichen.
Tommy wurde nervös. »Sandy, was war das, verdammt noch mal?«
Der andere Mann antwortete nicht. Was sie aus Tommys Funkgerät zu hören bekamen, klang wie ein wilder Kampf. Während der nächsten zehn Sekunden erklangen Boxhiebe, die auf Fleisch trafen, schrille Schmerzlaute und Sandys Versuche, das augenblickliche Geschehen zu beschreiben. Es klang, als würden er und Tyrone angegriffen, aber seine Stimme wurde teilweise von
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