Das Buch Ohne Gnade: Roman
folgen zu können? Daheim? Verstümmelnd und folternd? Das war es nämlich, was er am besten konnte. Vor allem wenn es galt, damit etwas zu erreichen.
»Bist du okay?«, fragte Jacko.
Der Kid hatte kaum bemerkt, dass sein die Blues Brothers imitierender unfreiwilliger Helfer auf der Bühnenseite neben ihm stand. Er schreckte aus seinen sentimentalen Gedanken und musterte den Idioten in der roten Lederhose und dem schwarzen Anzugjackett. Er hatte all seine Hoffnungen auf diesen Clown konzentriert. Was für eine verdammte Zeitverschwendung.
»Ich bin hier fertig«, sagte er zu Jacko. »Du kannst die Sonnenbrille behalten. Viel Glück im Finale. Wenn du es bis dorthin schaffst.«
»Hä?«
Der Plan, Emily davon abzuhalten, weiterhin am Wettbewerb teilzunehmen, hatte nicht funktioniert. Der Kid hatte alles in seiner Kraft Stehende getan, um sie vor dem Unvermeidlichen zu bewahren, aber sie schien wild entschlossen zu sein, ihn zu ignorieren und sich selbst in Gefahr zu bringen, indem sie das Wettsingen gewann und einen unseligen Vertrag unterschrieb. Die Talente des Kid wurden woanders dringender gebraucht. Jeder, den er im Hotel Pasadena kennengelernt hatte, war ein verdammter Idiot, ein lausiger Betrüger oder ein mörderischer Schleimhaufen. Es wurde Zeit, sich zu verziehen.
indem er einen verwirrt dreinschauenden Jacko zurückließ, ging er zum Rezeptionstisch. Als er schließlich davor stand, hatte seine Laune sich derart verdüstert, dass er die Empfangsdame mit seiner Pistole bedrohte. Er machte ihr unmissverständlich klar, dass er lieber sofort seine Autoschlüssel ausgehändigt haben wollte, als dass ein Helfer seinen Wagen zu einem der Hotelausgänge brachte. Sie brauchte weniger als dreißig Sekunden, um seine Schlüssel zu finden und ihm zu geben.
Der hintere Parkplatz war gerammelt voll mit Autobussen, die scharenweise Trottel von außerhalb der Stadt herangekarrt hatten. Diese Busse standen alle auf dem hinteren Teil, sodass er zu seiner Freude seinen schwarzen Firebird in der ersten Wagenreihe nur ein paar Meter vom Hinterausgang des Hotels fand.
Er öffnete die Fahrertür und wollte gerade einsteigen, als er eine zum Chopper umgebaute Harley-Davidson an der Seite des Hotels von der vorderen Zufahrt kommend entlangrollen sah. Sie fiel ihm auf, weil der Fahrer nicht nur einen, sondern zwei Beifahrer hatte, einen auf dem Sitz vor ihm, den anderen hinter ihm. Und er erkannte alle drei.
Er rutschte langsam hinters Lenkrad und schloss leise die Fahrertür. Was hatte diese drei Typen ins Hotel verschlagen? Und warum waren sie zusammen? Der Erste, den er erkannte, war der fette Typ vorne – Sanchez, der Barkeeper aus dem Tapioca in Santa Mondega. Hinter ihm saß der Fahrer, ein mächtiger, kahl rasierter Biker, und hinter ihm Elvis, ein Berufskiller aus derselben Stadt. Zwei von diesem Trio standen mit der blutigen Schicksalsnacht des Kid vor einem Jahrzehnt in enger Verbindung. Als er zur Kirche gegangen war, um seinen jüngeren Bruder von einem Spätgottesdienst abzuholen, hatte er dort Elvis und Sanchez mit einem ganzen Haufen toter Vampire angetroffen. Elvis und ein Prediger namens Rex hatten die Vampire getötet und, so unglaublich es erschien, Sanchez hatte seinen Bruder vor den Vampirattacken beschützt. Jedenfalls war es das, was sie ihm erzählten, und er hatte keinen Grund, ihnen nicht zu glauben.
Der dritte Mann auf der Harley, der zwischen Sanchez und Elvis eingeklemmt war und das Bike lenkte, war sein Besitzer, Gabriel Locke. Ein New Age Disciple und wahrscheinlich ein ganz netter Bursche, aber angesichts dessen, was kürzlich in Plainview vorgefallen war, ein wenig sauer auf den Kid. Sogar mörderisch sauer.
Er beobachtete, wie die drei von dem Chopper abstiegen und zum Notausgang auf der Rückseite des Hotels gingen. Sanchez, der Obertrottel, versuchte ein paar Mal die Tür aufzuziehen, ehe ihm klar wurde, dass sie sich nur von der Innenseite öffnen ließ. Dann schlugen die drei die Richtung zur Vorderseite des Hotels ein.
Aber warum waren sie hier? Elvis war ein Berufskiller, aber er könnte auch gekommen sein, um als Sänger in der Show aufzutreten. Sanchez war ein Idiot, und es lohnte sich nicht, weiter über ihn nachzudenken, aber Locke – er könnte durchaus erschienen sein, um den Job zu erledigen, den der Kid aufgekündigt hatte. Den Job, zu dem gehörte, Emily zu töten. Er wollte dafür sorgen, dass Julius den Wettbewerb gewann und den Vertrag unterschreiben konnte. Doch
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