Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
werfen und dann ihren Weg die Straße hinunter fortzusetzen in Richtung der Tapioca Bar . Der Barmann hatte sich nicht mehr blicken lassen, seit Rex ihm mit deutlichen Worten zu verstehen gegeben hatte, dass er verschwinden sollte. Er war hinten in der Küche geblieben. Oder vielleicht war er auch inzwischen schlafen gegangen.
Das Wegbleiben des Barmanns war nichts, weswegen sich Rex sonderliche Sorgen machte. Er hatte soeben zwei frühere Mönche von Hubal getötet, die zu Vampiren geworden waren, und er hatte es vor den Augen einer Bar voller Gäste getan. Wahrscheinlich hatte die Hälfte der Kundschaft in der Bar ebenfalls aus Vampiren bestanden. Die Hinrichtung der beiden ehemaligen Mönche Milo und Hezekiah durch Rex mit ansehen zu müssen hatte wohl ausgereicht, um sämtliche anderen Untoten die Flucht ergreifen zu lassen, zusammen mit den normalen Gästen. Doch das garantierte zumindest eines. Es erhöhte die Wahrscheinlichkeit auf einen Besuch von weiteren Untoten. Sie würden in größerer Zahl wiederkommen, so viel schien sicher.
Was nicht sicher schien (auch wenn Rodeo Rex darauf hoffte), war das Erscheinen des Lords der Untoten. Ihn zu töten würde seinen Auftrag mehr oder weniger in einem Aufwasch erledigen. Die restlichen Untoten würden sich mit großer Wahrscheinlichkeit in eine andere Stadt verziehen. Es waren feige Kreaturen, alle ohne Ausnahme. Wenn sie erfuhren, dass Rex ihren Anführer erledigt hatte, hielt sie nichts mehr in Santa Mondega. Die Bevölkerung der Stadt würde quasi über Nacht drastisch schrumpfen.
Ganz gleich, wie viel er trank, es gelang ihm nicht, ein Gefühl von Unruhe abzulegen. Seit er im Boxzelt an der Kaffeebar die Person erblickt hatte, von der er später erfahren hatte, dass es sich um Bourbon Kid handelte, hatte er ein extremes Unbehagen verspürt. Sein Verstand kehrte zu jenem Tag vor einer Reihe von Jahren zurück, als er Bourbon Kid zum ersten Mal begegnet war. Er hatte damals keine Ahnung gehabt, dass der Mann, den er zu einem Wettkampf im Armdrücken herausgefordert hatte, der berüchtigte Bourbon Kid gewesen war. Er hatte damals einen anderen Namen benutzt. Wie zum Teufel hatte er sich noch mal genannt? Rex dachte minutenlang darüber nach, doch der Name wollte ihm beim besten Willen nicht einfallen. Nicht, dass es eine Rolle gespielt hätte. Bourbon Kid war einmal mehr in der gleichen Stadt wie Rex, und Rex sah eine Chance auf Revanche.
Bei ihrer früheren Begegnung war Rex in einer heruntergekommenen, verrauchten alten Bar im Rotlichtbezirk von Plainview, Texas, über Bourbon Kid gestolpert. Bourbon Kid nahm es mit jedem im Armdrücken auf; er gewann locker jeden Kampf und hatte bereits eine hübsche Summe Geldes angehäuft. Rex hatte mit dem größten Vergnügen seinen Einsatz auf den Tisch gelegt und ihn herausgefordert.
Er hatte damit gerechnet, leicht zu gewinnen – wie jede andere Kraftprobe seit seinen frühesten Teenagerjahren. Doch irgendetwas war furchtbar schiefgelaufen. Sein Gegner (der, wie er erst heute herausgefunden hatte, der meistgesuchte Mann in Santa Mondega war) hatte beinahe dreißig Minuten lang eine übermenschliche Schau von Durchhaltewillen geliefert bei einem Wettkampf, der seit damals zur Legende geworden war. Er hatte buchstäblich Hunderte von Schaulustigen angezogen. Je länger der Kampf gedauert hatte, desto mehr Schaulustige waren in dem Lokal aufgetaucht und desto mehr Geld hatte den Besitzer gewechselt, als die Leute ihr hart verdientes Geld auf das Ergebnis des Kampfes gesetzt hatten.
Es hatte ausgesehen, als würde der Kampf die ganze Nacht andauern. Beide Männer hatten sich geweigert, auch nur einen Fingerbreit zu weichen. Das heißt, bis Bourbon Kid ganz unvermittelt, als hätte er plötzlich angefangen sich zu langweilen, den Arm hatte erschlaffen lassen und Rex seine Hand auf den Tisch gehämmert hatte. Es war der befriedigendste Sieg gewesen, an den er sich zurückerinnern konnte.
Doch das war der Moment gewesen, an dem die Dinge eine hässliche Wendung genommen hatten. Dieser Mann, der während des gesamten Kampfes nicht ein einziges Wort gesagt hatte, weigerte sich nun, Rex’ Hand loszulassen. Statt den Griff zu lockern, packte er fester zu. Und fester. Und noch fester. Rex erinnerte sich jedes Mal, wenn er auf seine Metallhand sah, an den unerträglichen Schmerz, den der Fremde ihm zugefügt hatte. Bourbon Kid hatte so fest gedrückt, dass jeder einzelne Knochen in Rex’ Hand zerquetscht worden und er in
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