Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
unübersehbar frustriert.
»Die Chancen, dass Annabel de Frugyn am Leben bleibt, sinken mit jeder Sekunde, die das Buch in ihrem Besitz bleibt! Wir müssen sie finden, bevor sie ermordet wird! Tun Sie mit Ihrer Trickmaschine alles, was in Ihrer Macht steht, um eine Adresse zu finden! Ich mache es auf die altmodische Art und frage in der Stadt herum. Irgendjemand muss wissen, wer diese Annabel de Frugyn ist! Danken wir unseren Glückssternen, dass wir nicht nach einem John Smith suchen müssen!«
»Da sagen Sie was«, antwortete Jensen. »Der Erste, der die Adresse findet, hat gewonnen. Der Verlierer ist eine Pussy und kauft die Drinks, okay?«
Somers war bereits auf dem Weg aus dem Büro.
»Ich nehme Kaffee. Schwarz, mit zwei Stück Zucker!«, grollte er.
Siebenundzwanzig
Dante und Kacy wären direkt zum Pfandleiher gegangen und hätten den Stein versetzt, wenn sie gekonnt hätten, doch es gab ein kleines Problem: Der Laden hatte geschlossen. Was sollten sie tun? Es erschien verrückt, den Stein einfach wegzuwerfen, insbesondere, weil er allem Anschein nach so wertvoll war.
Die beste Idee, die Dante hatte, war, damit zu einem Bekannten zu gehen, der im städtischen Museum für Kunst und Geschichte arbeitete. Professor Bertram Cromwell war ein alter Freund von Dantes Vater und so freundlich gewesen, ihm den Job im Museum zu verschaffen. Dante hatte Bertram Cromwell sehr gemocht während seiner kurzen Zeit beim Museum, und er hatte sich extrem schuldig gefühlt nach dem unglücklichen Zwischenfall mit der zerbrochenen Vase. Cromwell hatte ihm keinen Vorwurf daraus gemacht und war im Gegenteil so freundlich gewesen, dem jungen Mann ein positives Zeugnis zu schreiben, mit dem er sich beim Hotel hatte bewerben können. Dafür allein würde Dante dem Professor immer dankbar sein, denn es hatte ihn davor bewahrt, mit eingeklemmtem Schwanz nach Hause zurückzukehren zu seinen Eltern nach Ohio.
Schon bei ihrem ersten Zusammentreffen hatte Dante immer wieder darüber gestaunt, dass Cromwell genauso aussah, wie man sich einen Professor vorstellt. Makellos gebürstetes weißes, gewelltes Haar, eine Brille mit schmalem Rand, über die er immer wieder hinweg spähte, wenn er sich mit seinen Mitarbeitern unterhielt, und vielleicht hundert verschiedene Anzüge, kostspielig und maßgeschneidert. Er war schätzungsweise Ende fünfzig, doch er hatte das Aussehen und Gebaren eines zehn Jahre jüngeren Mannes. Und da er unübersehbar sehr gebildet war, wurde er niemals unhöflich. Im Gegenteil, er verfügte über die Gabe, zu jedermann freundlich zu sein, ohne im Mindesten herablassend zu erscheinen. Er war definitiv einer von jenen Menschen, die Dante sich als Vorbilder ausgesucht hätte, wäre er reich oder klug gewesen. Im Moment jedoch war er arm und verzweifelt, und das war nicht genau das Gleiche.
Das Museum war eines der größten Gebäude in Santa Mondega und nahm einen ganzen Block an der Hauptstraße ein. Es war ein großes, weißes Haus, acht Stockwerke hoch und im Federal Style erbaut. Entlang der Fassade hingen die Flaggen eines jeden Landes auf der Welt. Eine der beeindruckendsten Tatsachen am Santa Mondega Museum für Kunst und Geschichte war die Tatsache, dass es repräsentative Exponate aus sämtlichen Ländern der Welt beherbergte, ob es nun ein unbezahlbares Kunstwerk war oder eine einfache Muschelschale.
Dante und Kacy stiegen die drei breiten weißen Betonstufen zum Haupteingang des Gebäudes hinauf und durchquerten die Drehtüren aus Glas, hinter denen sich der Empfangsbereich befand. Professor Bertram Cromwell stand in einem großen Saal zur Linken der Empfangshalle. Er beendete soeben eine Führung mit einer Gruppe von Studenten. Es waren vielleicht fünfzehn junge Leute, die ununterbrochen Fotos schossen, anstatt dem zuzuhören, was der Professor über die gezeigten Gemälde zu sagen hatte.
Dante wusste, wie sehr der Professor es hasste, zu ignoranten Touristen zu reden, die sich weigerten zuzuhören, doch Profi wie er war, brachte er die Führung dennoch zu Ende, ohne ein einziges Stück bildender Informationen auszulassen. Nichtsdestotrotz konnte er es wahrscheinlich kaum erwarten, dass diese Folter unter all den blitzenden Fotoapparaten zu Ende war.
Als er Dante und Kacy draußen in der Empfangshalle erblickte, winkte er ihnen, Platz zu nehmen, während er die Studentengruppe verabschiedete. Die beiden setzten sich auf ein bequemes cremefarbenes Sofa neben dem Empfangsschalter. Die Eingangshalle
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