Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
sich!«
Lieutenant Scraggs setzte sich auf die lange Holzbank, die sich an der Wand entlangzog. Hinter ihm stand eine Reihe leerer Spinde. Ihm gegenüber standen weitere Spinde sowie eine zweite Bank entlang der anderen Wand. Der ganze Raum machte einen verwahrlosten Eindruck und stank nach Schweiß.
Der Captain nahm direkt gegenüber Scraggs Platz und beugte sich vor, sodass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von dem von Scraggs entfernt war.
»Sie müssen etwas für mich erledigen, Snaps.« Halb grollte, halb flüsterte er.
»Scraggs, Sir. Sicher, Captain. Sagen Sie nur, was ich tun soll.«
»Es ist dieser Detective Jensen. Ich lasse sein Mobiltelefon abhören, und nach dem, was ich höre, ist er auf etwas sehr viel Größeres gestoßen, als er uns weismachen will.«
»Haben Sie Somers gefragt, Sir, was Jensen im Schilde führt? Wie ich höre, kommen die beiden ganz gut miteinander aus.«
» Pferdescheiße! « Rockwell hob die Stimme. »Somers kommt mit niemandem aus! Das wissen Sie sehr genau.«
»Also haben Sie ihn nicht gefragt, Sir?«
»Nein. Und ich will auch nicht, dass Sie ihn fragen, klar?«
»Was soll ich also tun, Captain?«
»Ich will, dass Sie Detective Jensen finden und ihm folgen, ganz gleich, wohin er geht«, sagte Rockwell und senkte die Stimme einmal mehr zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Lassen Sie ihn nicht merken, dass Sie ihn beschatten, klar?«
Rockwell streckte die Hand aus und legte sie dem Lieutenant auf die Schulter. Er sah ihm tief in die Augen, um zu zeigen, wie ernst es ihm war. Scraggs nickte, um zu zeigen, dass er den Befehl des Captains verstanden hatte.
»Haben Sie eine Spur, Captain? Ich meine, wo soll ich anfangen?«
»Fangen Sie in der Olé Au Lait Kaffeebar an.«
»Warum ausgerechnet dort? Was gibt es dort, Sir?«
»Nun, wenn Sie gegen acht Uhr heute Abend dort sind, werden Sie Jensen und Somers antreffen, alle beide. Sie haben ein kleines privates Treffen arrangiert. Jensen will Somers über das informieren, was er während seines Besuchs in der städtischen Bücherei herausgefunden hat.«
Scraggs war nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. »Ich schaffe es nie im Leben, mich nah genug an die beiden heranzuschleichen, um sie zu belauschen, ohne dass sie mich entdecken«, informierte er den Captain.
»Das sollen Sie auch nicht. Ich möchte lediglich, dass Sie Detective Jensen folgen, wenn er geht. Und halten Sie mich auf dem Laufenden, wohin er geht.«
»Okay, Captain. Ist das alles?«
»Nein. Wenn Sie Jensen nicht folgen können oder er Sie irgendwie abschüttelt, suchen Sie Somers und folgen ihm. Ich fürchte, diese beiden Clowns haben etwas herausgefunden, das sie besser nicht hätten herausfinden sollen.«
»Was denn, Sir? Oder sollte ich lieber nicht danach fragen?«
Der Captain sah aus, als überlegte er, ob Scraggs noch mehr wissen musste oder nicht, doch er konnte sich sicher denken, dass es Lieutenant Scraggs’ Job war zu fragen.
»Jensen war heute Morgen in der städtischen Bücherei. Nachdem er die Bücherei verlassen hatte, rief er Somers auf seinem Mobiltelefon an und berichtete, dass er eine heiße Spur gefunden hätte. Was auch immer es war, es klingt, als wäre es der Schlüssel zu all den Morden und zur Identität des Killers. Ich muss wissen, was Jensen herausgefunden hat, bevor irgendjemand anders ihn findet. Gut möglich, dass er sein Leben und das von Somers in ernste Gefahr gebracht hat.«
»Reden wir etwa über Bourbon Kid, Sir?«, fragte der Lieutenant.
»Das wäre durchaus möglich«, antwortete Rockwell und nickte. »Verstehen Sie, das ist die andere Sache, Scraggs. Wir kriegen ständig Anrufe von irgendwelchen Spinnern wegen Bourbon Kid.«
»Ja, ich weiß. Ich habe gehört, dass er wenigstens einmal am Tag in der Stadt gesehen wird.«
Der Captain erhob sich.
»Offen gestanden, es war eher einmal in der Woche, Scrubbs«, sagte er. »Bis heute … Allein bis jetzt haben schon gut hundert Leute angerufen, die diesen Hundesohn gesehen haben wollen.«
Siebenunddreißig
Kyle und Peto saßen an einem runden Holztisch im riesigen Bierzelt und diskutierten darüber, wie schwerwiegend die Niederlage war, die Peto durch Rodeo Rex hatte einstecken müssen. Beide Mönche waren dazu erzogen worden, das Konzept von Demut und Bescheidenheit zu achten, doch einem leidenschaftslosen Beobachter mochte auffallen, dass der Novize unwillig war, über seinen letzten Kampf zu reden, während sein älterer Mentor allem Anschein nach nichts
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