Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
anderes im Sinn hatte. Im Zelt hatte bei ihrem Eintreffen großes Gedränge geherrscht, doch im Verlauf der letzten halben Stunde war es stetig ruhiger geworden. Wo sich zuvor die Trinkenden noch in Fünferreihen vor dem Tresen gedrängt hatten, standen sie nun nur noch zwei Reihen tief.
Fast eine Stunde verging, bis Rodeo Rex schließlich kam. Er trug eine ärmellose schwarze Lederweste über dem T-Shirt (es gab keine Ärmel, die weit genug gewesen wären, den Bizeps dieses Riesen zu umhüllen). Die schwindende Menge im Bereich der Theke teilte sich vor ihm, und er ging schnurstracks zu einem der Barmänner und bestellte sich eine sehr große Flasche Bier. Es dauerte nur Sekunden, bis er seinen Drink erhielt – auf Kosten des Hauses –, sehr zur unausgesprochenen Frustration der anderen Gäste, die lange darauf warten mussten, bedient zu werden.
Rex erblickte Kyle und Peto und manövrierte seine Riesengestalt durch eine Gruppe betrunkener Anhänger und Gratulanten zu ihrem Tisch, wo er auf einem freien Stuhl Platz nahm.
»Wie geht es Ihnen, junger Freund? Ich hoffe doch, ich habe Ihnen nicht zu sehr weh getan«, sagte er zu Peto und tätschelte dem jungen Mönch die Schulter.
»Danke sehr der Nachfrage, aber ich bin wieder okay. Ich war für eine Weile ziemlich groggy, aber das scheint vorbei zu sein.«
»Sehr gut.« Rex schien aufrichtig erfreut über diese Nachricht. Seine nächste Bemerkung zerstörte jedoch die freundliche Atmosphäre. »Genug der leeren Worte«, sagte er. »Ich nehme an, das Auge des Mondes wurde erneut gestohlen. Habe ich recht?«
»Ja«, gestand Kyle. Es schien sinnlos, das abstreiten zu wollen, insbesondere gegenüber diesem Mann. »Erst vor ein paar Tagen. Wir müssen es zurückholen, noch vor der Sonnenfinsternis morgen. Wenn es vorher in die falschen Hände gerät, werden die Folgen für diese Stadt niederschmetternd sein.«
»Kein Scheiß, Sherlock? Das ganze Kaff würde in ewige Dunkelheit getaucht, richtig?«
»Das ist richtig, Sir. Aber woher wissen Sie all das?«
»Weil ich genau wie ihr beide auf einer Mission hier bin, die mir der Allmächtige aufgetragen hat.«
» Ehrlich? «, fragte Kyle erstaunt. Es war schwierig, wenn nicht unmöglich zu begreifen, wie ein gewalttätiger Riese wie dieser Rodeo Rex auf einer Mission im Namen Gottes sein sollte. Davon abgesehen, dass er ein relativ angenehmer Zeitgenosse zu sein schien – und erst recht abgesehen von allem anderen –, wirkte er einfach nicht demütig genug, um ein Diener Gottes zu sein.
»Ja, ehrlich «, antwortete Rex. »Verstehen Sie, in dieser Stadt, Santa Mondega … nun ja, ich komme nur ein- oder zweimal im Jahr hierher. Ich komme immer unangemeldet, und ich bleibe nie lange. Und wissen Sie auch warum?«
»Nein«, sagte Kyle. »Warum sollten wir?« Er wurde allmählich ärgerlich.
»Dachte ich mir. Ich gebe diese Informationen normalerweise nicht einfach an jedermann weiter, aber hier ist der Grund: Ich habe einen speziellen Zweck im Leben. Der Herr hat mich mit einer Aufgabe betraut, zu der nur wenige Männer imstande sind. Ich hingegen wurde eigens für diese Aufgabe erschaffen. Ich bin Gottes persönlicher Kopfgeldjäger.«
»Wie bitte?«, unterbrach ihn Peto. Er hatte aufmerksam zugehört, während Rex zu Kyle gesprochen hatte, doch angesichts dieser blasphemischen Behauptung gelang es ihm nicht länger, seine Zunge im Zaum zu halten. »Sie behaupten allen Ernstes, Gott bezahlt Sie dafür, Menschen zu töten? Ich sage, das ist vollkommener Schwachsinn. Und es ist außerdem Gotteslästerung!«
»Hören Sie, Klugscheißer, wollen Sie, dass ich Ihnen noch eine Abreibung verpasse, vor all den Leuten hier?«, entgegnete Rex.
»Nein!«
»Dann halten Sie die Klappe, und lassen Sie mich ausreden.«
»Tut mir leid.«
»Verdammt richtig, tut Ihnen leid. Hören Sie zu, Mann, hören Sie gut zu. Gott hat mich genauso beauftragt, wie er Priester oder Exorzisten beauftragt, Sein Werk zu tun. Doch mich gibt es nur einmal. Ich bin einzigartig.« Er beugte sich ein wenig vor, um sicherzustellen, dass beide Mönche ihm ihre volle Aufmerksamkeit schenkten. »Gott der Herr hat mich beauftragt, die Welt von den Untoten zu befreien. Und Santa Mondega, meine Mönchsfreunde, ist die Hauptstadt der Untoten auf dieser Welt!«
Rex lehnte sich zurück, nahm einen großen Schluck von seinem Bier und wartete gelassen auf die Reaktion der beiden Mönche. Eine unbehagliche Pause entstand, während Kyle und Peto auf Rodeo
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