Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
nächster Zeit irgendwas Größeres? Wenn nämlich dieses verdammte Bourbon trinkende Stück Scheiße zurückkommt, mache ich meine beschissene Bar dicht, Mondfestival oder nicht!«
»Sanchez, mein Freund, glaub mir, du willst nicht wissen, warum ich in der Stadt bin … Du willst es nicht wissen. Ich mache mich jetzt besser auf und suche die beiden Mönche. Ich hab nämlich eine Verabredung mit … Scheiße! Ich kann’s nicht fassen! «
Rex’ Blick war auf etwas hinter Sanchez’ rechter Schuler fixiert, neben dem Eingang zum Zelt.
»Was ist denn?« Sanchez sah, dass Rex durch irgendetwas abgelenkt wurde. Was immer es war, es machte seinen Blick hart und ließ ihn die Zähne blecken. Er sah wütend aus, als stünde er im Begriff, einem anderen Kerl den Kopf abzureißen.
»Er ist hier!«, zischte er. »Dieser verdammte Hurensohn!«
»Wer?«
Rex starrte noch immer über Sanchez’ Schulter. Sanchez drehte sich um, um zu sehen, worauf Rex starrte. Drüben in der Ecke des Zelts gab es eine kleine improvisierte Kaffeebar. Sie war kaum anderthalb Meter lang mit nur einer Bedienung hinter dem einfachen Tresen. Es gab nichts zu tun, einfach weil es eine Kaffeebar war und kein Mensch Kaffee trank – zumindest hatte bis vor ein paar Minuten niemand Kaffee getrunken.
Sanchez’ Herz drohte zu stocken. Er hatte Bourbon Kid seit fünf Jahren nicht gesehen, und er hatte in dieser Zeit nur deshalb einigermaßen gut schlafen können, weil er geglaubt hatte, dass er tot war. Doch da saß er nun, auf einem Barhocker, und trank Kaffee. Er hatte die Kapuze tief in die Stirn gezogen, sodass Sanchez eigentlich nicht hätte imstande sein dürfen zu erkennen, ob er es war oder nicht. Doch wenn man einmal gesehen hat, wie ein Mann kaltblütig eine ganze Bar voller Leute ausgelöscht hat, dann erkennt man ihn wieder, selbst wenn er sich eine Meile weit entfernt in der Dunkelheit hinter einem Baum versteckt.
» O mein Gott! «, dachte Sanchez laut. »Bourbon Kid!«
»Was?«, sagte Rex und drehte sich zu Sanchez um. »Wo?«
»Na, da!«, sagte Sanchez und zeigte zur Bar. »Der Kerl, den du die ganze Zeit angestarrt hast. Das ist er! Das ist Bourbon Kid!«
Rex schlang das weiße Handtuch mit einer Hand um Sanchez’ Hals und fing das andere Ende mit der freien Hand auf. Dann benutzte er die auf diese Weise hergestellte Schlinge dazu, das Gesicht des Barmanns dicht zu sich heranzuziehen. Die lässige, freundliche Art war verschwunden. An ihrer Stelle war nackte Aggression.
»Willst du mich etwa auf den Arm nehmen, Kerl? Wenn du meinst, du könntest mich verarschen, Kerl, mache ich dich kalt!«
Rauheit , dachte Sanchez, dem ganz schwindlig wurde. Jede Menge Rauheit in Rexens Stimme .
»Nein, Mann, ich schwöre! Das ist er! Das ist Bourbon Kid!« Sanchez wusste nicht, was ihm mehr Angst machte – Rex oder der Mann mit der Kapuze an der Kaffeebar neben dem Eingang.
Beide Männer sahen zu der Bar. Sie hatten den gleichen Mann angesehen, doch sein Platz war nicht länger besetzt. Sie hatten ihn nur ein paar Sekunden aus den Augen gelassen, und diese Zeit hatte ihm gereicht, um zu verschwinden. Er hatte sich in Luft aufgelöst, war einfach in der Menge aufgegangen.
»Du glaubst also, dieser Kerl war Bourbon Kid?«, fragte Rex.
»Nein. Ich weiß , dass er es war.«
Rex musste Sanchez glauben. Er war Bourbon Kid noch nie persönlich und wissentlich begegnet, sondern hatte immer nur Geschichten über ihn gehört. Doch jetzt, inmitten all der anderen Dinge, die er zu verdauen hatte, beispielsweise der gewaltsame Tod seines Freundes Elvis, musste er die Tatsache in Betracht ziehen, dass er Bourbon Kid schon früher gesehen hatte – ohne zum damaligen Zeitpunkt zu wissen, dass es Bourbon Kid war. Gottverdammt, das konnte doch nicht sein! Oder vielleicht doch?
»Dieser Hurensohn! Sanchez, bist du absolut sicher, dass er es war?«
»Selbstverständlich bin ich sicher, verdammt! Ich habe dabei zusehen müssen, wie er vor fünf Jahren meine gesamte Kundschaft ausradiert hat! Ich würde diesen Bastard überall auf der Welt wiedererkennen!«
Sanchez stockte für einen Moment. »Warte mal … was hast du denn geglaubt, wer er ist?«
Rex wandte sich um und ging langsam und mit gesenktem Kopf in die Mitte des Rings. Die Menge war verstummt, als spürte sie, dass etwas nicht stimmte und dass Rex an diesem Tag nicht mehr kämpfen würde. Viele von ihnen wichen sogar ängstlich vom Ring zurück, als befürchteten sie, er könnte
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