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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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hatte Bull beim Armdrücken zahllose Male geschlagen, was Bull gewaltig ärgerte, denn er war sehr stark für sein Alter und hatte noch nie gegen jemanden verloren. JD hatte einen leichten Vorteil, weil er ein Jahr älter war, doch eines Tages würde das nichts mehr zählen, und wenn dieser Tag gekommen war, würde Bull über ihn triumphieren, sei es beim Armdrücken oder sonst irgendetwas. Der Tag würde kommen. Definitiv.
    Casper war bei seiner Ankunft völlig durchnässt gewesen. Er hatte sich durch den schweren nächtlichen Gewittersturm bis zum Haus seines Vaters gekämpft und war nun ein zitterndes, bebendes Häufchen Elend, das wirres Zeug über Vampire, rote Wände, über Elvis und über Schrotflinten schwingende Priester plapperte. Der übliche Schwachsinn von dem kleinen Arschloch.
    Nach zwanzig Minuten war es Russo und Bull gelungen, den Jungen ein wenig zu beruhigen und ihn auf den Teppich vor das Kaminfeuer zu setzen. Dort saß er in seiner Jeans und seinem Pullover, nass vom Regen, die Beine an die Brust gezogen und die Arme um die Knie geschlungen. Er zitterte entweder vor Kälte oder vor Angst. Oder beidem.
    Russo sah seinen Sohn Bull fragend an. Bull war eine hübschere, jüngere Ausgabe von ihm selbst, mit mehr Haaren auf dem Kopf und weißeren Zähnen im Mund. »Und? Was meinst du?«
    »Der Junge ist ein Volltrottel. Ich schätze, JD sollte auf ihn aufpassen und hatte keine Lust. Er ist einfach weggegangen und hat den kleinen Spinner zu uns geschickt. Arschloch.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Dieses Miststück Maria. Sie macht wahrscheinlich wieder die Beine breit, um Geld zu verdienen, während JD unterwegs ist und Autos klaut. Und wir sitzen hier mit dem verdammten kleinen Trottel.« Russo war so verärgert, dass er sich keine Mühe gab, die Tatsache zu verbergen, dass er absolut nichts für Casper empfand.
    Bull pflichtete seinem Vater bei. »Ich weiß nicht, warum du ihn nicht einfach vor die Tür setzt. Sie sagt zwar, er wäre deiner, aber weißt du – er könnte von jedem sein. Sieh dir doch den kleinen Trottel an! Er sieht dir überhaupt nicht ähnlich! Er ist viel zu kümmerlich, um einer von uns zu sein.«
    In diesem Augenblick ertönte an der Hintertür ein lautes Klopfen. Bull bedeutete seinem Vater, sitzen zu bleiben. »Ich gehe«, seufzte er.
    Er ging aus dem Zimmer in die Küche und zupfte sich im Gehen den Stoff des Pyjamas aus der Pofalte. Die Hintertür war auf der anderen Seite der Küche, und durch die eingelassene Glasscheibe konnte er eine dunkle Gestalt mit einer Kapuze erkennen.
    »Wer ist da?«, rief er durch die verschlossene Tür nach draußen.
    »Ist Russo zu Hause?«, antwortete eine belegte Stimme.
    »Wer will das wissen?«
    »Lass mich einfach rein, ja?«
    » JD ? Bist du das?«
    »Mach die verdammte Tür auf, wird’s bald?«
    Bull meinte die Stimme von JD zu erkennen, auch wenn sie irgendwie anders klang. Sie hatte einen unvertrauten rauen Unterton, der nicht sonderlich freundlich wirkte. Er drehte den Schlüssel im Schloss und zog die Tür auf.
    »Ist Russo da?«, fragte die Stimme unter der dunklen Kapuze.
    »Bist du hier, um deinen Bruder abzuholen? Er macht uns noch verrückt! Redet dummes Zeug daher wie ein Zweijähriger!« Er hielt inne und sog schnüffelnd die Luft ein, als JD sich an ihm vorbei und in die Küche schob. »Jesses, Mann, hast du etwa getrunken ? Du stinkst, Herrgott noch mal!«
    JD ignorierte ihn und stapfte durch die Küche und ins Wohnzimmer, wo er seinen kleinen Bruder vor dem Kamin auf dem Fußboden sitzen sah. Zu seiner Überraschung ignorierte Casper ihn völlig. Er war in Gedanken versunken. Russo saß Casper gegenüber in seinem Lehnsessel und schien wirklich sauer zu sein. Es kümmerte JD einen Dreck.
    »Russo, du musst mir einen Gefallen tun«, sagte er. Es klang nicht nach einer Bitte. Sondern nach einem Befehl.
    Russo erhob sich aus seinem Lehnsessel und straffte die Schultern, bereit für jede Konfrontation. Für einen Mann Anfang vierzig war er noch verdammt gut in Form. Lediglich das dünner werdende Haar verriet sein Alter. Er baute sich vor JD auf, und aus jeder Bewegung troff Aggression. Seine Körpersprache verriet Bände – der Mann war nicht in der Stimmung, sich von irgendjemandem einen Befehl geben zu lassen. Und er bemerkte sehr schnell, dass JD nach Alkohol stank.
    »Keine Chance, JD . Schnapp dir Casper und mach, dass du aus diesem Haus verschwindest. Und komm mir ja nicht noch mal mit diesem Scheiß, hörst du?

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