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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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als hätte er eine grausige Erscheinung gesehen. Er hatte furchtbare Angst vor irgendetwas, so viel stand fest. Er unternahm keinen Versuch, die Tür hinter sich zu schließen, und er wartete auch nicht darauf, dass JD hinter ihm herkam. Er rannte einfach hinaus und ließ die Tür weit offen. Eine Bö wehte den Regen in den Raum.
    Bull nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. Einen Moment später kam JD aus dem Wohnzimmer und streifte ihn so, dass Bull seine Milch verschüttete. Sein Gesicht war in den Schatten der großen Kapuze verborgen. Arschloch , dachte Bull, als er ihm hinterhergrinste und winkte.
    »Tschüss«, sagte er sarkastisch. »Lass dich mal wieder blicken.«
    Zu Bulls Ärger machte JD keine Anstalten, die Tür hinter sich zu schließen, also stellte er seine Milch ab und durchquerte die Küche, um es selbst zu tun und den heulenden Wind sowie den prasselnden Regen auszusperren. Als die Tür geschlossen war, senkte sich eine beinahe unheimliche Stille über das Haus. Im Wohnzimmer rührte sich nichts. Bull rechnete halb damit, dass sein Vater herauskommen und anfangen würde, über JD zu schimpfen. Als dies nicht geschah, wartete Bull noch einige Sekunden länger, bevor er nach seinem Vater rief.
    »Möchtest du etwas zu trinken, Dad? Sie sind weg.«
    Keine Antwort.
    »Dad?«
    Immer noch keine Antwort. Bull nahm sein Glas in die Hand, dann verließ er die Küche und ging ins Wohnzimmer. Wo er etwas so Grausiges erblickte, dass es ihn für den Rest seiner Tage verfolgen würde. Er war erst fünfzehn Jahre alt. Er hatte den Tod noch nie aus nächster Nähe gesehen, und doch war er hier, in diesem Raum. Und es war sein Vater, der gestorben war. Das Glas mit Milch entglitt seiner Hand, prallte auf seinen Fuß und rollte über den Boden.
    » Nein! Gütiger Gott, nein! Dad! Nein! «
    Sein Vater lag auf dem Rücken. Sein Genick war gebrochen und der Kopf merkwürdig verdreht. Seine Zunge hing heraus, und seine Augen waren nach oben in den Kopf gerollt, so dass nur noch das Weiße zu sehen war.
    Nachdem Bulls erster Schock wegen des Anblicks abgeklungen war, stieg Wut in ihm auf. Heiße, hasserfüllte Wut. Der Hass, den er schon immer für JD empfunden hatte, schoss in ihm hoch wie ein ausbrechender Vulkan und drohte ihn zu verschlingen. Er stürzte wie ein Besessener in die Küche und zur Hintertür, entriegelte sie und riss sie auf. Der Nachthimmel enthüllte nichts außer strömendem Regen und um das Haus pfeifenden Windböen. Er brüllte in die Dunkelheit hinaus, damit der Wind seine Stimme trug, so weit es ging.
    » Du Dreckschwein! Ich werde dich töten, JD ! Warte nur, ich kriege dich! « Er kämpfte gegen die Tränen der Trauer und der Wut, die ihren Weg aus seinen Augenwinkeln suchten. » Eines Tages, wenn du glaubst, alles ist längst vergessen. Ich warte auf dich! Du verdammtes Arschloch. Du bist eine lebende Leiche, Mann. Ich bringe dich um. Ich schwöre, ich bringe dich um. Vielleicht vergibt dir Gott eines Tages, aber wenn er es tut, warte ich auf dich. Du Arschloch. Du verdammtes dreckiges Arschloch ! «
    Bull schrie und heulte noch eine ganze Weile länger in die Nacht hinaus, in den Wind und den Regen. Er wollte dieses Gefühl speichern, wollte sicher sein, dass er entsprechend reagierte, wenn JD ihm das nächste Mal über den Weg lief.
    Wollte sicher sein, dass er das Dreckschwein tötete.

Fünfzehn
    Zurück in der Zukunft
    Captain Robert Swann, US Special Forces, saß seit fast drei Jahren in einem geheimen Hochsicherheitsgefängnis in der Wüste jenseits der letzten Ausläufer von Santa Mondega. In der ganzen Zeit hatte er nicht einen einzigen Besucher gehabt. Das Gleiche konnte man von den meisten anderen Gefangenen auch sagen. Es waren Männer, die man vergessen hatte, deren frühere Leben, jedenfalls die meisten, aus sämtlichen Aufzeichnungen getilgt worden waren. Von den vierhundert Insassen würde höchstens eine Handvoll das Glück haben, je wieder die Sonne als freier Mann aufgehen zu sehen. Ihnen allen war eines gemeinsam: Sie wussten etwas, das sie nicht hätten wissen sollen, oder sie hatten jemandem etwas getan, mit dem sie sich nicht hätten anlegen sollen. Sie waren quasi im Todestrakt, ohne jede Aussicht darauf, getötet zu werden, um ihren Qualen ein Ende zu setzen.
    Swann gehörte zu der ganz üblen Sorte. Er war ein Serienvergewaltiger, und er hatte den Fehler begangen, die Tochter von jemandem zu vergewaltigen, der weit oben in der Hierarchie der Regierung stand. Sein

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