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Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon

Titel: Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymus
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übernommen. Er war ein Kind italienischer Eltern und im Gegensatz zum weitaus größten Teil seiner Kundschaft stets schick und modisch und vor allem makellos gekleidet. Im Gegensatz zu all seiner Kundschaft, um die Wahrheit zu sagen. Um den Standard der Bar zu erhöhen (er hatte viel Geld investiert und umgebaut, neu dekoriert und neu möbliert), hatte er unter anderem auch Sicherheitspersonal eingestellt. Zwei Türsteher bewachten den Eingang. Dante musste an ihnen vorbei, bevor er auch nur annähernd eine Chance bekam, Vampire zu treffen.
    Als er versuchte, sich so lässig zwischen den beiden hindurchzuschieben, wie es ihm unter den gegebenen Umständen möglich war, streckte einer der beiden, ein Typ mit dem Spitznamen »Uncle Les«, einen Arm aus und blockierte seinen Weg, bevor Dante die Tür erreichen konnte. Les war ein mächtiger Bursche, wie man es bei einem Türsteher wohl auch erwarten durfte, und er trug eine ärmellose Lederweste über einem schwarzen T-Shirt, zweifellos, um die Galerie an Tattoos auf seinen Armen zu zeigen. Er hatte die langen ergrauenden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und seine zerklüfteten Gesichtszüge und der graue Stoppelbart ließen vermuten, dass er vielleicht Anfang fünfzig war. Immer noch niemand, mit dem man sich ohne weiteres anlegte, alt oder nicht. Dieser Typ sah aus wie jemand, der sich in einer Kneipenschlägerei durchzusetzen wusste.
    »Wie heißt du, Jüngelchen?«, fragte er mit Südstaatenakzent.
    »Dante.«
    »Und woher kommst du?«
    »Aus der Gegend.«
    »Hab dich vorher noch nie hier gesehen.«
    »Das liegt daran, dass ich nicht mehr hier war, seit Berkley erschossen wurde.«
    »Okay«, sagte Uncle Les. Er blickte seinen Kollegen an, um eine zweite Meinung einzuholen. »Was meinst du, Jericho? Lassen wir den Kleinen rein?«
    Jericho paffte an einer dünnen Zigarre, die in seinem rechten Mundwinkel hing, und musterte Dante mit einem eingehenden Blick. Es war schwer zu sagen, was er dachte, denn sein Gesichtsausdruck war eine permanente höhnische Grimasse, und er sah ständig so aus, als könnte er im nächsten Moment auf den Boden spucken.
    Er trug ein schwarzes Baumwollhemd, dessen obere Hälfte offen stand und den Blick freigab auf einen dünnen Flaum auf der gebräunten Brust. Er trug außerdem schwarze Baumwolljeans und auf der rechten Seite eine Metallschiene, die vom Knöchel bis hinauf zum Oberschenkel lief, wo sie mit einem braunen Lederriemen festgebunden war. Jericho war vor fast einem Jahr von einem Mönch ins Bein geschossen worden und benötigte jetzt die Schiene, damit sein Knie nicht nachgab, sobald er es zu stark belastete. Die Schiene war zum Teil verantwortlich für seinen Gesichtsausdruck. Wer auch immer Lust verspürte, sich mit ihm anzulegen, konnte gleich sehen, dass Jericho nicht in der Stimmung war. Er musterte Dante von oben bis unten.
    »Wie lautet dein Lieblingssong, Jüngelchen?«, wollte er wissen.
    »Was zum Teufel hat das denn mit irgendwas zu tun, he?«, protestierte Dante.
    »Beantworte meine Frage.«
    »Jesses. Whatever …! [1] «, sagte Dante, dem es schwerfiel, seine Ungeduld zu verbergen, und noch schwerer zu überlegen, was sein Lieblingslied war.
    »Moment«, sagte Jericho und hob Schweigen gebietend die linke Hand. Mit der anderen stieß er die massiven Eichentüren einen Spaltbreit auf und spähte ins Innere des Ladens. Lärm drang nach draußen. Das Geschnatter der Unterhaltungen wurde übertönt vom Sound einer Band, die auf der kleinen Bühne die einleitenden Akkorde von Whatever [2] spielte.
    »Die Psychics mögen dich. Schätze, du kannst rein«, sagte Jericho übellaunig.
    »Häh? Psychics? Wer zum Teufel sind die Psychics?«
    »Das ist die Band. Wenn sie dein Lied spielt, darfst du rein. Und sie spielt gerade dein Lied, oder? Also schaff deinen Arsch nach drinnen, bevor ich es mir wieder anders überlege.«
    Dante tat wie geheißen und betrat die Bar. Ihm war nicht ganz geheuer, was ihm soeben widerfahren war. Ein weiterer Typ, der hinter Dante angestanden hatte, versuchte ihm in den Laden zu folgen. Dante hörte, wie er auf ähnliche Weise von Uncle Les verhört wurde wie zuvor er selbst.
    »Lieblingssong?«
    »Alles von Michael Bolton.«
    »Schaff deinen Arsch weg von hier!«
    Das Innere des Nightjar hatte sich gehörig verändert. Dante erkannte es kaum wieder. Es schien beinahe doppelt so groß zu sein wie früher und ein ganzes Stück dunkler. Und es herrschte auch eine ganze Menge mehr

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