Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
Wie wir bereits festgestellt haben, hätte ihn diese Berührung auf der Stelle erledigt, deswegen hat er wohl seine eigene Version geschrieben, zusammen mit einer ganzen Reihe neuer Kapitel.«
»Und was hat das mit alledem zu tun?«, fragte Stephanie. Diese ganze Geschichte machte sie von Minute zu Minute nervöser.
De La Cruz steckte einen Finger in den Kragen und weitete ihn ein wenig. »Möchtest du denn gar nicht wissen, warum es hier unten versteckt ist?«
»Vielleicht, weil es rein zufällig den Tod von jedem verursacht, der versucht, es zu lesen?«
Benson lachte auf. Sie sah ihn an, doch sein Gesicht hatte rasch wieder den ernsten und seriösen Ausdruck angenommen.
»Es ist hier unten versteckt, weil ich es hier versteckt habe«, sagte De La Cruz. Er ging zum Tisch und klappte den schwarzen Lederdeckel des Buches auf.
Stephanies Nervosität war kaum noch zu steigern. Worauf wollte De La Cruz nur hinaus?
»Ich verstehe nicht, was das alles bedeuten soll«, stammelte sie.
De La Cruz seufzte. »Dieses Buch hat das Versteck des Heiligen Grals enthüllt«, sagte er geduldig. »Ich bin zusammen mit Benson und Hunter hergekommen auf der Suche danach. Das Problem war, wie du durch das Lesen des echten Buches feststellen konntest, dass kein Blut Christi mehr übrig war, um es aus dem Kelch zu trinken.« Er stockte kurz, während er seine Gedanken ordnete, um dann fortzufahren: »Um also letztendlich Unsterblichkeit zu erlangen, also quasi ein Gott zu werden, musste ein Individuum das Blut nicht nur eines gewöhnlichen Sterblichen, sondern auch das eines Vampirs und sicherheitshalber auch noch das eines Nachkommen von Ishmael Taos oder Armand Xavier trinken. Alles aus diesem Becher hier.« Er hob den goldenen Kelch auf und hielt ihn vor sein Gesicht, um seine Schönheit zu bewundern. Er war nicht viel mehr als zwanzig Zentimeter hoch und geformt wie ein Cognacglas aus Metall, vielleicht mit einem etwas längeren Stiel.
»Und was soll jetzt damit passieren? Sollen wir das FBI rufen?«, fragte Stephanie, die immer noch nicht begriffen hatte, worauf die Erklärung des Captains hinauslief.
»O nein, meine Liebe«, sagte De La Cruz. Er stellte den Kelch ab und lehnte sich rückwärts gegen den Tisch. »Du hast uns eben erzählt, dass du zu wissen glaubst, wo wir den Bourbon Kid finden können, den Sohn von Taos. Was bedeutet, dass wir nur sein Blut trinken müssen, zusammen mit dem Blut eines der vielen Vampire in dieser Stadt und dem Blut eines gewöhnlichen sterblichen Individuums, um unsterblich zu werden. Du, meine liebe Stephanie, bist dieses sterbliche Individuum.«
Sie wirbelte zu Benson und Hunter herum, um zu sehen, ob die beiden genauso verwirrt waren wie sie selbst.
Beide Männer standen da und starrten sie an. Der Hunger hatte sie übermannt, und sie hatten die Münder weit geöffnet und perfekte, mörderische Fangzähne entblößt. In plötzlicher Todesangst wandte Stephanie sich zur Flucht, stand aber plötzlich De La Cruz gegenüber, der sich von hinten genähert hatte. In einer Hand hielt er einen Dolch mit einer fünfzehn Zentimeter langen Klinge, und wie seine beiden Kollegen hatte auch er jetzt den Mund aufgerissen und zeigte ein paar bösartige Fangzähne. In der dünn gewordenen Haut seines Gesichts waren die blauen Adern zu sehen, die nach Stephanies Blut lechzten.
Mit einer blitzschnellen Bewegung schlitzte der vornehm gekleidete Detective Stephanies Kehle weit auf und beobachtete mit weiten Augen und brennendem Durst, wie ihr Blut in den Kelch zu strömen begann, den er mit der anderen Hand gegen ihre Brust gedrückt hielt.
Dreiundzwanzig
Es war bereits dunkel, als Dante vor dem Nightjar ankam. Seine Gedanken rasten, auch wenn er äußerlich ziemlich cool erschien. Würde dieses Serum, das man ihm injiziert hatte, tatsächlich wirken? Oder würde man ihn geradewegs als Betrüger erkennen? Und wie viele Vampire waren überhaupt im Laden? Er hatte noch mehr Sorgen – beispielsweise die Frage, wie er Vampire von gewöhnlichen Menschen unterscheiden sollte. Wahrscheinlich konnte nur die Zeit eine Antwort darauf geben. Im Moment kam es nur darauf an, reingelassen zu werden.
Das Nightjar hatte sich ganz gewaltig verändert in dem Jahr, seit Dante Santa Mondega verlassen hatte. Zum Beispiel gab es einen neuen Betreiber. Der frühere Inhaber Berkley war in der Nacht vor der Sonnenfinsternis vom Bourbon Kid erschossen worden. Dann war ein Typ namens Dino gekommen und hatte den Laden
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