Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
hatte, ebenfalls eine trug, war es wohl sicher anzunehmen, dass Dante nun nicht mehr aus der Menge herausstach. Er rief sich ins Gedächtnis, was er Kacy hatte versprechen müssen. Mach nichts Dummes, und zieh keine unnötige Aufmerksamkeit auf dich.
»Danke, Mann. Ich weiß es zu schätzen.« Er streckte dem anderen die Hand hin. »Ich bin übrigens Dante. Wer zum Teufel bist du?«
»Obedience.« Der Bursche ergriff Dantes ausgestreckte Hand und schüttelte sie oberflächlich.
»Wie?«
»Obedience.«
»Muss an meinen Ohren liegen. Es hat sich angehört, als hättest du ›Obedience‹ gesagt.«
»Hab ich auch. Man nennt mich Obedience, weil ich die Angewohnheit habe, immer genau das zu tun, was man mir sagt. Ich mag es zu gefallen, verstehst du?«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
»Das ist ja großartig!«, sagte Dante, begierig, seinen neuen und willigen Bekannten zu prüfen. »Dann kauf mir doch bitte ein Bier und stell mich einigen deiner Freunde vor, ja?«
»Kein Problem«, sagte der gehorsame Obedience lächelnd.
Er führte Dante auftragsgemäß zur Theke und bestellte zwei Bier. Jeder der Gäste im Lokal sah ein wenig aus wie ein Vampir, aber keiner schien sich richtig in eine Kreatur der Nacht verwandelt zu haben. Was mir nicht ungelegen kommt , dachte Dante, während er zusammen mit Obedience auf das Bier wartete.
Als es schließlich kam, reichte Dantes neuer Freund ihm eine Flasche Shitting Monkey Beer und führte ihn durch eine Menge merkwürdig aussehender Leute. Manche von ihnen waren als Clowns verkleidet, andere trugen Fummel, und wiederum andere sahen aus wie Maori-Stammesleute. Außerdem gab es eine besonders große Gruppe von weißen Rastafaris in vielfarbigen selbst gebatikten T-Shirts. Obedience ignorierte sie alle, während er eine dunkle Ecke ansteuerte, wo drei Männer standen und die Girlgroup beobachteten.
»Gut ausgewählt übrigens, dein Lieblingssong«, sagte Obedience anerkennend.
»Danke«, antwortete Dante. »Ist mir wie aus heiterem Himmel in den Sinn gekommen.«
»Jepp. So was passiert.«
Sie blieben vor den drei Männern stehen, die alle ähnlich wie Obedience gekleidet waren. Alle trugen die gleichen Wraparound-Sonnenbrillen. Obedience packte den am nächsten Stehenden der drei am Arm. Er hatte einen genauso akkurat wie unvorteilhaft auf der Seite gescheitelten Schopf blonder Haare und einen dichten gelben Briefmarkenschnurrbart auf der Oberlippe. Außerdem trug er ganz schmale, beinahe weibliche (wenn so was möglich ist!) Koteletten und war sehr blass. Selbst für einen verdammten Vampir , dachte Dante bei sich.
»Fritz, ich möchte dir Dante vorstellen«, sagte Obedience und deutete mit einer Handbewegung auf seinen neuen Freund. Fritz streckte Dante die Hand hin, und Dante schüttelte sie.
» Ich bin SSsehr erfreut, dich kenn’n zu lernen, Dante. Ich heiSSSe übrigensss Fritz! «, brüllte der Blondschopf mit stark deutsch eingefärbtem Akzent.
»Ganz meinerseits, äh … Fritz, richtig?«, antwortete Dante weniger laut. Auch wenn die Musik laut war, bestand kein Grund, dermaßen zu schreien, wie es dieser deutsche Typ hier tat.
»Du musst Fritz entschuldigen«, sagte Obedience. »Er kann nicht anders.«
» Mein Kehlkopf wurde verletzt, alSSs ich von meinem Macher gebisSsen wurde !«
»Ah, richtig. Okay«, sagte Dante unsicher in der Hoffnung, dass ihm zu viel Konversation mit dem lautesten Mann von Santa Mondega erspart blieb. Es würde schwierig werden, an der Seite von diesem Typen unauffällig zu bleiben.
»Und wer ist dieser Typ?«, fragte Dante und zeigte auf den ersten der beiden identisch gekleideten Männer neben Fritz.
» SSSilence !«, brüllte Fritz.
»Hey, schon gut, bleib auf dem Teppich, Mann, okay? Ich hab doch nur gefragt, verdammt.«
» Nein, nein! Du misSsverstehSSst daSSs !«, bellte der Deutsche aggressiv. » SSSein Name laut’t SSSilence !« Er tätschelte seinem Kollegen den Rücken. Silence hatte dunkles, oben kurz geschnittenes Haar, das an den Seiten bis auf die Haut rasiert war. Davon abgesehen sah er schon viel eher nach einem Vampir aus, zumindest nach Dantes Dafürhalten. Er war totenblass, hatte lange Zähne und tief in den Höhlen liegende Augen sowie einen zwei Tage alten Stoppelbart.
»Warum nennen sie dich Silence?«, wollte Dante von ihm wissen. Weil Silence nicht antwortete, wandte sich Dante an Obedience. »Warum nennen sie ihn Silence?«
»Weil er kaum je den Mund aufmacht.«
»Oh. Richtig. Und warum
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