Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
das Mädchen hast, Sanchez.«
»Ihr könnt auch allein nach oben gehen. Dort entlang«, sagte Sanchez und deutete in das Hinterzimmer hinter der Theke, von wo aus die Treppe nach oben führte.
Die drei Vampir-Cops umrundeten die Theke und betraten das Hinterzimmer, wo sie am Fuß einer kahlen Treppe stehen blieben. Zwei von ihnen spien immer noch die Reste des fauligen Geschmacks aus. Der dritte, Hunter, nahm einen Schluck aus der Flasche, die er von Sanchez bekommen hatte, und schwenkte die Flüssigkeit im Mund herum, um den Geschmack zu genießen, während er den Barmann auf dem Weg zur Treppe passierte.
Sanchez folgte ihnen nicht nach oben. Je weiter er sich von ihnen fernhalten konnte, desto besser. Abgesehen davon saßen vier Gäste an einem der Tische in einer Ecke des Ladens, die möglicherweise im Verlauf der nächsten zwei oder drei Stunden seinen berühmten Service benötigten.
Sobald sie oben auf der Treppe angekommen waren, wo sie einer massiven Tür aus Holz gegenüberstanden, nahm De La Cruz den goldenen Kelch aus einer Innentasche seiner Jacke.
»Ich hoffe wirklich, sie liegt noch im Koma, sonst könnte das hier eine ziemlich haarige Sache werden«, sagte er, indem er die Türklinke hinunterdrückte.
»Sie ist inzwischen wahrscheinlich selbst ziemlich haarig«, bemerkte Benson. Als er die angeekelten Blicke der beiden anderen bemerkte, versuchte er hastig zu erklären: »Ich meine, ihr wisst schon, ihre Beine sind bestimmt ganz haarig. Vielleicht hat sie sogar einen Schnurrbart. Ist schließlich ein Jahr her, oder?«
»Halt die Klappe, du Perverser!«, sagte Hunter und versetzte ihm einen Stoß in den Rücken.
Angeführt von De La Cruz mit Benson in der Mitte und Hunter dahinter, der immer noch eifrig Schlucke aus Sanchez’ Flasche mit »Selbstgebranntem« nahm, betraten sie das Zimmer, in dessen Mitte ein Bett mit der in tiefem Schlaf liegenden Jessica stand. Sie sah ganz friedlich aus, beinahe wie tot. Es war ein schmales Einzelbett mit einer dicken braunen Matratze und einem einfachen weißen Laken, das den Körper der jungen Frau bedeckte. Es war warm genug hier oben, dass nicht mehr nötig war, um sie zuzudecken, während sie schlief.
De La Cruz schlich zum Bett wie die Parodie von jemandem, der versuchte, sie nicht aufzuwecken. Er legte einen Finger an den Mund, um den anderen zu signalisieren, dass sie sich leise verhalten sollten, dann kniete er neben dem Bett nieder, schlug das Laken zur Seite und ergriff ihren rechten Arm. Dann zückte er seinen silbernen Lieblingsdolch und öffnete eine Ader in Jessicas Unterarm, gleich über dem Handgelenk. Überraschenderweise wurde sie nicht davon wach. Er hielt den Kelch unter die Wunde, aus der das Blut sprudelte, und bemühte sich, so viel wie möglich in seinem Kelch aufzufangen.
»Meinst du, sie hat etwas gespürt?«, fragte Benson leise.
»Spielt doch keine Rolle«, sagte De La Cruz hektisch, während er mit dem Kelch hantierte. Er bekam ein paar Blutspritzer über die Finger und leckte sie begierig auf. Seine beiden Kollegen starrten sehnsüchtig auf die Festmahlzeit im Kelch. »Die Wunde ist in null Komma nichts wieder verheilt. Sie wird nie erfahren, dass wir hier waren.«
Als seiner Meinung nach genügend Blut im Kelch war, nahm De La Cruz einen großen Schluck davon und reichte das Gefäß an Benson weiter, bevor er einen weißen Verband aus der Tasche zog und die Wunde an Jessicas Unterarm versorgte. Er war noch nicht fertig, als er einen gewaltigen Adrenalinschub verspürte. Jeder Knochen, jeder Muskel, jede einzelne Zelle schien plötzlich ein Eigenleben zu entwickeln, und er pulsierte vor Energie. Ein Gefühl von Macht erfüllte ihn, von unbeschreiblicher Macht . So fühlte es sich an, Vampirkönig zu sein, ein reinblütiger Daywalker und Gott. Dreißig Sekunden später wurden zuerst Benson und dann Hunter vom gleichen Gefühl erfasst, nachdem sie ihren Anteil an Jessicas Blut getrunken hatten. Es war ein viel intensiveres Gefühl als das, was sie am Abend zuvor nach dem Trinken von Stephanie Rogers’ Blut empfunden hatten.
»Oh … mein … Gott!«, sagte De La Cruz, als er sich zu seiner vollen Größe erhob und die Schultern straffte. »Das ist der Wahnsinn!«
»Nicht wahr?«, pflichtete Hunter ihm bei, indem er Jessicas Blut mit einem weiteren Schluck von Sanchez’ Selbstgebranntem hinunterspülte.
Benson schien die anderen völlig vergessen zu haben. Er genoss das Gefühl zu sehr, als dass er seinen Atem
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