Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
zusammengekrümmt wie ein Fötus da, während er – unbemerkt von seinen Folterknechten – verzweifelt über eine Möglichkeit zu entfliehen nachsann. Er hatte nur eine Hoffnung, lebend aus dieser Situation zu entkommen. Und er hatte ein winziges Stückchen Glück gehabt, denn der Messerhieb, der seine Hand abgehackt hatte, hatte zugleich das Seil durchtrennt, mit dem seine Hände gebunden gewesen waren. Mit seiner gesunden Hand griff er in seine Hosentasche und zog langsam ein Handy hervor, das er während seines Aufenthalts in Dr. Molands Sanatorium erfolgreich verborgen gehalten hatte. Es war sein wertvollster Besitz, ein Geschenk von seinem besten Freund als eine Belohnung für sein gutes Benehmen in der Klinik. Seine einzige Überlebenschance bestand darin, ebendiesen Freund anzurufen. Der eine, einzige Mensch auf der Welt, auf den er zählen konnte. Seinen Bruder. Seinen älteren Bruder. Jenen Bruder, der gegen den Vampir gekämpft hatte, der vor all den Jahren ihre Mutter zerfleischt hatte. Jenen gleichen Bruder, der seit damals der gefürchtetste und berüchtigtste Killer von Santa Mondega geworden war.
Den Bourbon Kid.
De La Cruz bemerkte das Handy fast im gleichen Moment, und sobald er sah, wie der verwundete Gefangene auf die Tasten drückte, trat er es ihm aus der Hand.
»Völlig zwecklos, die Polizei zu rufen, du dämlicher Spinner«, lachte er. »Wir sind nämlich schon da.« Hunter und Benson brachen in schallendes Gelächter aus. Das war wirklich großartig. Was glaubte dieser Spinner eigentlich, wo er war? Versucht, um Hilfe zu rufen. Was für ein dämlicher Loser!
Die beiden Werwölfe waren zu sehr damit beschäftigt, sich in ihrer neu gefundenen Kraft zu sonnen, um in das Lachen einzustimmen. Sie nahmen am Rande wahr, wie der Kelch neu gefüllt wurde und ihre Vampir-Komplizen daraus tranken, doch in ihrer Euphorie sahen sie diese Dinge wie in einem Traum. Nachdem der letzte der Detectives seinen Anteil Blutes getrunken hatte, wurde der goldene Kelch herumgereicht, bis er den Weg zurück in die Hände von Michael De La Cruz gefunden hatte. Erneut packte der Senior Detective und Anführer des Filthy Pigs Vampir-Clans den Armstumpf des Gefangenen und hielt das blutige Ende über den Kelch. Er pumpte den Arm heftig, um den Blutstrom zu beschleunigen und den Kelch noch einmal zu füllen.
»Bleibt noch ein wenig, Jungs. Es gibt noch jede Menge mehr Blut für alle«, sagte er und grinste wild mit blutverschmiertem Maul.
Während der nächsten fünf Minuten rissen die beiden Werwölfe und die drei Vampire ihren unglückseligen Gefangenen in Stücke und verlängerten seine Todesqualen, so gut es nur ging, bis sie ihm schließlich das Herz herausrissen und seinen schwächer werdenden Schreien um Gnade und Erbarmen ein Ende bereiteten. Es war ein Ende, das er sich mit all seinem Wesen herbeigesehnt hatte.
Der Umkleideraum war ein blutbesudeltes Chaos. Das Blut des Toten und seine Eingeweide waren über den Boden und die Wände verschmiert. Doch das war seinen Folterknechten egal. Sie waren zu sehr aufgeputscht, um etwas darum zu geben. Gestärkt und belebt nach einem so wunderbaren Festmahl, war ihr Blutdurst für eine Weile gestillt, und so saßen alle fünf einträchtig auf dem Boden und wechselten gelegentlich einen vielsagenden Blick. Es war ein wunderbares Gefühl. Für die drei Mitglieder der Filthy Pigs war es genauso wie beim Töten von Stephanie Rogers oder wie beim Trinken des Blutes von Jessica Xavier oben in der Wohnung über der Tapioca Bar. Für MC Pedro und Igor hatte das Trinken des Blutes aus dem goldenen Kelch etwas Neues bedeutet. Ein neues Gefühl, das beide in höchstem Maße genossen. Ein Gefühl, das besser war als ein Orgasmus im Licht des Vollmonds.
Während die Sekunden jedoch verstrichen, begann den drei Vampiren zu dämmern, dass dieses Gefühl, so intensiv es auch sein mochte, sich nicht von dem unterschied, das sie beim Töten von Stephanie empfunden hatten. Es war gut, sicher, aber sollte es nicht besser sein? Sollte nicht das Blut des Nachkommen eines Unsterblichen für noch größere Verzückung sorgen?
Benson blickte sich im Raum um, und so war er der Erste, dem der Lichtschein der Hintergrundbeleuchtung des Handys auffiel, das De La Cruz dem Gefangenen während des Ausblutens aus der Hand getreten hatte. Das Handy lag in Reichweite seiner linken Hand auf dem Boden, also beugte er sich zur Seite und hob es auf.
»Sieht so aus, als hätte unser Junge noch
Weitere Kostenlose Bücher