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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Morgengrauen ein Signalfeuer entzündet, als Zeichen, dass der Fluch von mir genommen wurde. Sie werden zu uns kommen, aber dazu müssen sie an diesen Ungeheuern vorbei.«
    Emma hatte sich wieder hingekniet, und Michael spürte, wie sich ihre Finger in seine Hand schoben. Er schloss die Augen und stellte sich vor, dass es Kate war, die seine linke Hand hielt, nicht Wilamena, und dass seine beiden Schwestern bei ihm waren.
    Wir schaffen das, dachte er. Ich bringe uns hier raus. Ich habe keine andere Wahl.
    »Wenn Rourke hier ist«, sagte Gabriel, und Michael öffnete die Augen; der große Mann starrte auf die Säule aus schwarzem Rauch, »dann ist Dr. Pym nicht mehr weit. Lasst uns hoffen, dass er oder die Elfen rechtzeitig eintreffen, um uns zu helfen.«
    »Aber es muss doch etwas geben, was wir tun können«, sagte Michael. »Ich meine … oder nicht?«
    Gabriel schaute ihn an. »Doch. Du kannst frühstücken.«
    Obwohl sie behaupteten, keinen Hunger zu haben, saßen Michael und Emma fünf Minuten später in dem kleinen Gebäude am Fuß der Festungsmauer, das als Küche diente, und schaufelten Schalen voller Eintopf in sich hinein. »Was immer heute auch geschehen mag«, hatte Gabriel gesagt, »ihr braucht all eure Kraft.« Und nachdem sie einmal angefangen hatten, den Eintopf zu essen, den Gabriel am offenen Feuer zubereitet hatte, merkten die Kinder, dass sie halb verhungert waren. Abgesehen von der kärglichen Mahlzeit aus Salami, Käse und Brot gestern, hatten Michael und Emma seit dem Frühstück in dem Außenposten am Rand der Antarktis keine anständige Mahlzeit mehr zu sich genommen. Und das schien schon Ewigkeiten her zu sein. Außerdem war der Eintopf köstlich. Gabriel hatte im Vorratsraum eine große Auswahl an frischem Gemüse vorgefunden, das dank der magischen Fruchtbarkeit der Erde in diesem Tal riesenhafte Dimensionen hatte.
    Während Michael und Emma sich über ihr Essen hermachten, überprüfte Gabriel die Festungsanlage auf ihre Sicherheit. Michael dachte über den Wächter nach. Als er und Emma durch den Bergfried gegangen waren, hatte der Mann nicht aufgeschaut, aber immer noch klangen seine Worte in Michaels Ohren: »Du bist nicht der wahre Hüter!«
    Emma senkte plötzlich ihre Schale und stieß einen Rülpser aus, der aus der Kehle einer riesigen, prähistorischen Kröte zu kommen schien. Er hallte in dem Raum wider. Die Kinder sahen einander an. Emma war genauso peinlich berührt wie Michael.
    »Entschuldige.«
    »Schon gut.«
    »Aber der war nicht schlecht, oder?«
    Dann hörten sie Wilamena rufen: »Liebster Hasi und Schwesterchen! Kommt schnell!« Sie ließen ihre Schalen fallen und rannten hinaus.
    Draußen auf dem Hof der Festung knieten vierzig Elfen in Reih und Glied vor ihrer Prinzessin. Gabriel stand neben Wilamena. Das Erste, was Michael und Emma an den Elfen auffiel – abgesehen von der Tatsache, dass sie alle umwerfend gut aussahen – war, dass sie nicht, wie die Elfen, die sie am Vortag auf der Lichtung gesehen hatten, wie Dandys aus dem vorigen Jahrhundert gekleidet waren. Diese Elfen sahen aus, als wären sie einem Märchen entsprungen: weiche Lederstiefel, weite Hemden, bestickte Waffenröcke, Kettenhemden und Umhänge mit Kapuzen aus grünem und braunem Tuch. Sie alle trugen Schwerter an der Hüfte und auf ihren Rücken ruhten hölzerne Bögen und Köcher mit Pfeilen.
    Ein Elf stand vor den anderen. Er hatte dunkle, schulterlange Haare, sehr helle Haut und die blauesten Augen, die Michael und Emma je gesehen hatten. Seine Augen waren so blau, dass die Kinder ihre Vorstellung von dieser Farbe neu überdenken mussten, als ob alles, was ihnen früher blau erschienen war, eine neue Bezeichnung verdiente, wie »nicht ganz blau« oder »fast blau« oder »ansatzweise blau«.
    »Und mein Vater ist wohlauf?«, fragte Wilamena.
    »Er vermisst Euch«, antwortete der blauäugige Elf.
    »Sagt mir, Hauptmann, in welchem Zustand befindet sich sein Haar?«
    »Seit Eurer Gefangennahme hat es etwas an Glanz eingebüßt, aber ich bin mir sicher, dass es in alter Pracht und Herrlichkeit erstrahlen wird, wenn Ihr erst wieder zu Hause seid.«
    »Der Ärmste. Hoffen wir das Beste.«
    Die Elfenprinzessin wandte sich zu Michael und Emma. Ihr Lächeln war strahlend, musste Michael zugeben, und ausnahmsweise tadelte er sich nicht für diesen Gedanken.
    »Ich sagte euch ja, dass meine Leute kommen würden. Dies ist Hauptmann Anton, der Kommandant der königlichen Wache. Hauptmann, Eure Männer

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