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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Gnome wichen beiseite.
    Mit verschleiertem Blick sah Kate, wie Rourke vortrat. Der massige, kahlköpfige Mann musterte sie und Rafe.
    »Dein Meister muss sie gesund machen«, sagte Rafe. »Ich tue alles, was er will. Er muss sie nur gesund machen.«
    Der große Mann schaute ihn eine Weile an, dann nickte er. »Er wusste, dass du kommen würdest. Folge mir. Es sieht so aus, als bliebe ihr nicht mehr viel Zeit.«
    Kate hatte das Gefühl, sich in einem Traum zu befinden. Sie hatte keine Kontrolle über die Ereignisse. Sie war bloß eine Zuschauerin. Rafe trug sie die Treppe hinauf. Rourke ging ihnen voraus durch die große, doppelflügelige Tür hinein in den Ballsaal, der voller Menschen und anderer, düsterer Kreaturen war. Die Menge teilte sich und machte den Weg frei zum Herrn des Hauses. Der grässliche Magnus trug ein langes grünes Gewand. Rourke verbeugte sich vor ihm, aber Rafe ging einfach weiter, bis es nur noch sie drei gab: Kate, den Jungen, der sie in den Armen hielt, und den uralten Zauberer.
    »Ich wusste es«, murmelte der grässliche Magnus. »Ich wusste, dass du kommen würdest.«
    »Nein«, keuchte Kate und klammerte sich an Rafes Hemd, das mit ihrem Blut getränkt war. »Nein, bitte … geh weg … lauf …«
    Sie wollte sich wehren, wollte ihn zwingen zu fliehen, aber sie hatte keine Kraft mehr. Ihr Leben sickerte mit jedem Blutstropfen aus ihrem Körper. Sie hörte Rafes Stimme nur noch wie aus weiter Ferne, als er den grässlichen Magnus aufforderte, sie zu heilen, und dass er, Rafe, tun würde, was immer der Zauberer von ihm verlangte, egal was, nur gesund müsse sie werden …
    Sie fühlte die runzlige Hand des Zauberers auf ihrer Stirn.
    »Sie driftet weg. Ist jetzt schon jenseits meiner Macht. Es gibt nur eins, was ich tun kann, um sie zu retten. Ich kann sie zurückschicken. Ich werde die Magie in ihr nutzen, um sie in ihre eigene Zeit zurückzuschicken. Dann wird sie leben.«
    »Tun Sie es«, sagte Rafe. »Tun Sie es und ich gehöre Ihnen.«
    »Sonst nichts? Das ist alles, worum du mich bittest?«
    »Nein. Ich will, dass die Menschen für das büßen, was sie uns angetan haben. Ich will Rache nehmen.«
    »Oh, mein Junge, das garantiere ich dir.«
    Und dann fühlte Kate, wie der grässliche Magnus die Magie in ihr wachrief, die Magie des Buches Emerald. Sie hörte ihn flüstern: »Dein Bruder hat die Chronik des Lebens gefunden. Dorthin musst du gehen. Er wird dich retten.«
    Sie schaute in Rafes Gesicht, blickte ihm direkt in die grünen Augen. »Nein …«, stammelte sie, aber er schüttelte den Kopf und flüsterte: »Zu spät. Es ist vollbracht. Du wirst leben, das ist alles, was zählt.«
    Ihr Blick glitt von ihm weg; sie hörte die Glocken der Stadt Mitternacht schlagen. Die magische Welt löste sich von der Welt der Menschen. Bevor sich ihre Augen verschleierten, sah sie noch, wie der grässliche Magnus seinen knochigen Kopf neben den von Rafe schob und zu ihm sagte: »Keine Sorge, mein Sohn. Du wirst sie wiedersehen. Wir beide werden sie wiedersehen …«

Michael erwachte zum Gesang der Vögel.
    Er sah frisches grünes Laub und hin und wieder ein Stückchen blauen Himmels.
    Er lag in einem Bett, dem weichsten, das er je erlebt hatte.
    Darüber hinaus hatte er keine Ahnung, wo er war und wie er hierher gekommen war. Aber er beschloss, jeden Moment der Unwissenheit in vollen Zügen zu genießen.
    Dann roch er … Pfeifenrauch?
    »Fühlst du dich jetzt besser, mein Junge? Du hast ziemlich lange geschlafen. Es ist fast Mittag.«
    Michael drehte sich um und sah Dr. Stanislaus Pym auf einem Stuhl sitzen. Der Zauberer sah beinahe aus wie immer. Er trug denselben zerknitterten Tweed-Anzug mit den ausgebeulten Taschen, sein Haar stand immer noch in alle Richtungen ab, die Brillengläser mussten – wie üblich – dringend geputzt werden. Anders war nur das Lächeln: es war ernst, gedämpft und ohne die gewohnte Fröhlichkeit. Wenn Michael nicht so schlaftrunken gewesen wäre, hätte er diese Veränderung bemerkt.
    »Wo … wo bin ich?«, fragte er, nahm die Brille, die der Zauberer ihm reichte, und schaute sich um.
    Der Raum, in dem er lag, kam Michael wie eine Art hölzerne Höhle vor. Allerdings bestand sie nicht aus Planken oder Balken, sondern schien aus einem einzigen knorrigen Holzblock geschnitten zu sein. Sein Bett und Dr. Pyms Stuhl waren die einzigen Möbelstücke. Es gab keine Tür. Aber dem Zauberer gegenüber befand sich eine Öffnung in der Wand, die zu einer Art Balkon

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