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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Und die Luft selbst war so feucht und schwer von dem Geruch nach Mineralien, dass einem jeder Atemzug vorkam wie ein Löffel voll Medizin.
    Michael sah, dass sie zwei Tunnel zur Auswahl hatten, die von der Höhle aus in entgegengesetzte Richtungen führten.
    »Also, ich würde mal sagen«, meinte der Zauberer und deutete nach links, »dass dieser Tunnel hier uns nach Malpesa zurückbringt. Während der da«, und damit zeigte er nach rechts, »weiter unter dem Friedhof zu verlaufen scheint. Was meinst du?«
    Michael hatte überhaupt keine Meinung. Er musste an Emma denken, die oben auf dem Friedhof ganz allein war. Er hoffte, dass sie seinen Rat befolgen würde. Und er hoffte, dass ihr nichts geschehen würde.
    Dann versuchte er, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.
    »Tja …«
    »Oder wir könnten da langgehen!«
    Dr. Pym deutete auf die gegenüberliegende Höhlenwand. Zunächst sah Michael nur Felsen und das Spiel der Schatten, die durch die Fackeln auf die Wand geworfen wurden. Aber als er genauer hinschaute, erkannte er, dass einer der Schatten in Wirklichkeit eine schmale Spalte war, kaum mehr als ein Riss in der Felswand.
    Der Zauberer lächelte. »So ein Glück, dass wir beide schlank sind, was?«
    Sie mussten sich seitlich hindurchquetschen und die scharfen Felskanten zerrissen Michaels Jacke und seine Hosenbeine. Einmal schlug er sich das Knie an und musste sich auf die Zunge beißen, um nicht laut aufzuschreien. Endlich weitete sich der Spalt, sodass Michael und Dr. Pym normal gehen konnten. Aber es war immer noch dunkel und die einzigen Geräusche waren ihre Schritte und das leise Flackern der Fackeln. Michael blieb dicht hinter dem Zauberer und fing an, Fragen zu stellen – hauptsächlich, damit er die Stimme seines Begleiters hören konnte.
    »Dieser Brief, den Dr. Algernon fand, der war also zweihundert Jahre alt, richtig?«
    »Richtig.«
    »Und der kranke Mann, der Typ von dem Orden, sagte, dass er und die anderen das Buch aus Ägypten gebracht haben. Und das war vor etwa zweitausend Jahren, stimmt’s?«
    »Richtig. Ach, Michael, mein Lieber …«
    »Ja, Sir?«
    »Pass bitte auf, dass du meinen Anzug nicht in Brand steckst. Ich habe nur den einen.«
    »Entschuldigung.« Michael hielt ein bisschen mehr Abstand zwischen seiner Fackel und Dr. Pyms Rockschößen. »Also muss doch dieser kranke Mann wirklich sehr, sehr alt gewesen sein, oder?«
    Michael hörte Dr. Pym kichern. Der Klang hallte von den Wänden wider.
    »In der Tat. Was uns zu einer weiteren Frage bringt. Es gibt noch zwei weitere Chroniken vom Anbeginn. Jede davon verfügt über eine einzigartige Macht. Sag mal, haben du und deine Schwestern vielleicht schon mal überlegt, welche Mächte das sein könnten?«
    Das hatte Michael tatsächlich. Er und Emma hatten schon oft über dieses Thema spekuliert, während Kate sich kategorisch geweigert hatte. Sie meinte, die Bücher seien, was sie seien. »Ich will erst darüber nachdenken, wenn es unbedingt sein muss«, hatte sie immer gesagt. Aber alles, was er und Emma sich ausgemalt hatten – die Macht zu fliegen, Superkräfte zu entwickeln, die Fähigkeit, mit Insekten zu reden (was Michael faszinierend fand, weil er davon überzeugt war, dass Insekten eines Tages die Weltherrschaft übernehmen würden), jeden Tag einen Eimer voll Eiscreme essen zu können (was in Emmas Augen nicht zu überbieten war), die Fähigkeit, über lange Distanzen mit Leuten reden zu können (was wiederum Michaels Idee war, die von Emma mit der Bemerkung quittiert wurde, so etwas gäbe es schon, man würde es Telefon nennen) – all das kam ihm plötzlich zu belanglos oder schlicht albern vor.
    »Ja, nachgedacht schon. Aber uns ist nichts eingefallen.«
    »Dann will ich dir einen Tipp geben«, sagte der Zauberer. »Du hast soeben völlig zu Recht darauf hingewiesen, dass der Mann, von dem im Brief des Schweinehändlers die Rede ist, etwa zweitausend Jahre alt gewesen sein muss. Aber die Mitglieder des Ordens waren ganz normale Menschen mit einer ganz normalen Lebenserwartung. Wie erklärst du dir dann, dass dieser Bursche so lange gelebt hat?«
    »Sie meinen … es hatte etwas mit dem Buch zu tun?«
    »Aber gewiss. Welchen Namen würdest du einem solchen Buch geben? Denk daran, das Buch hat Macht über die Existenz eines Menschen, wie das Buch Emerald Macht über die Zeit hat. Und das Buch Emerald ist die Chronik der Zeit. Du musst in großem Maßstab denken, mein Junge.«
    Darauf gab es nur eine Antwort: »Die …

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