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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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zur Chronik des Lebens führt. Vielleicht lacht uns der Glücksstern.«
    »Warten Sie, was ist das?« Michael deutete auf eine schmale Zeile unterhalb der Inschrift. Es sah so aus, als sei sie in einer anderen Sprache verfasst als der Rest.
    Der Zauberer beugte sich dichter heran und brach dann in Gelächter aus.
    »Was ist?«, insistiere Michael. »Was steht da?«
    » Grabmahl- und Tunnelbau durchgeführt von Osborne und Söhnen, Zwergen-Bauunternehmung, Malpesa. « Der Zauberer musste immer noch lachen. »Ich hab mich schon gewundert, wie es unserem kranken Freund wohl gelungen sein mochte, diese Grabstätte anzulegen. Aber er hat Zwerge dafür angeheuert.«
    »Und er hatte keine Sorge, dass sie sein Geheimnis verraten könnten?«, fragte Michael und bekam noch während er das sagte ein schlechtes Gewissen.
    »Oh, ich denke nicht, dass er ihnen die ganze Wahrheit verraten hat, aber in Teilen wohl schon. Er muss ihnen vertraut haben. Zwergenbaumeister sind für ihre Diskretion berühmt. Es gibt keinen Tresorraum, keine Gruft in der magischen Welt, der nicht von einem Zwerg angelegt wurde. Es überrascht mich, dass du das nicht wusstest.«
    »Na ja«, verteidigte Michael sich, »man kann nicht erwarten, dass ein einzelner Mensch wirklich alles über Zwerge weiß. Sie sind so tiefgründig und vielschichtig. Bei Elfen ist es etwas anderes; was es über sie zu wissen gibt, könnte man sich in zwanzig Minuten aneignen, aber bei Zwergen …«
    »Ja, ja, genau. Aber komm jetzt.«
    Während sie weitergingen, dachte Michael an den Hüter, der in der Inschrift erwähnt wurde und daran, was Dr. Pym ihm über Kates Traum erzählt hatte, in dem er ein seltsames Buch hielt. War das Buch in ihrem Traum die Chronik des Lebens? Und was war mit dem »wahren Hüter«? Wenn er das Buch des Lebens bekam, war das Buch des Todes dann für Emma bestimmt?
    Darüber wird sie nicht glücklich sein, dachte Michael.
    »Oh je.«
    Michael blieb neben dem Zauberer stehen. Vor ihnen war der Weg zu Ende. Der Tunnel war durch einen Haufen Geröll und Steine versperrt, der bis zur Decke reichte.
    »Die Decke ist eingestürzt«, sagte Dr. Pym. »Sieht so aus, als sei das erst kürzlich geschehen. Es könnte eine Weile dauern, bis wir das in Ordnung gebracht haben – he, mein Junge, was machst du denn da?«
    Michael kletterte über den Abhang aus kleinen und großen Steinen. Er hatte dicht bei der Decke ein kleines Loch oder die Öffnung zu einem Durchschlupf entdeckt. Als er den Durchlass erreicht hatte, stemmte er sich mit den Füßen gegen einen großen Steinbrocken und hielt sich mit einer Hand an der Wand fest, während er mit der Fackel, die er in der anderen Hand hielt, in das Loch leuchtete.
    »Es führt bis zur anderen Seite«, keuchte er, noch atemlos von dem steilen Anstieg. »Es sind nur etwa drei Meter. Ich glaube, ich passe da durch.«
    »Nein. Auf keinen Fall.«
    »Dr. Pym, je länger wir hier unten sind, desto länger ist Emma allein da oben auf dem Friedhof. Ich will doch nur mal nachsehen. Bitte.«
    »Michael …«
    »Wenn Kate hier wäre, würden Sie es ihr erlauben. Das wissen Sie sehr gut.«
    Der Zauberer seufzte. »Also schön. Aber du fasst nichts an, ohne dich vorher mit mir abzusprechen, verstanden?«
    Michael versprach es und entledigte sich seines dicken Mantels. Dann schob er sich, die Hand mit der Fackel voraus, in den schmalen Tunnel. Er war enger, als Michael gedacht hatte. Er musste auf dem Bauch kriechen und mit Unterarmen und Ellbogen vorwärtsrobben. Es dauerte nicht lange und seine Arme und Schultern, seine Beine, sein Kinn und seine Schädeldecke waren mit Schrammen und Schürfwunden übersäht.
    Und dann blieb er stecken.
    Er wand und schlängelte sich hin und her, aber es nutzte nichts. Er beschwor sich, nicht in Panik zu geraten, er war ja fast auf der anderen Seite. Dann streckte er die Arme vor, packte die größten Steine, die er erreichen konnte und stemmte gleichzeitig einen Fuß gegen einen Felsen. Mit aller Kraft zog er sich nach vorne. Er legte so viel Schwung in seine Bewegung, dass er sich förmlich aus dem Tunnel katapultierte, wie der Druck den Korken aus einer Sektflasche.
    Sofort war er wieder auf den Füßen und tastete nach seiner Fackel. Hinter sich hörte er die Stimme des Zauberers: »Michael, sag etwas! Was war das für ein Geräusch? Bist du verletzt?«
    Michael machte den Mund auf, aber kein Laut kam heraus. Im Licht seiner Fackel erkannte er, dass er in einer kleinen Kammer stand. Vor ihm

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