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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Bedeutung, sich genau an die Anweisungen zu halten – sie wurden nicht ohne Grund geschrieben.
    Die Anweisungen, dachte Michael.
    Triff die Wahl des Weisen, und du wirst niemals sterben. Triff die Wahl des Narren, und du wirst dich zu mir gesellen. Und aus Drei wird Eins .
    Über Michaels Rücken lief ein Schauer der Erregung.
    Und aus Drei wird Eins …
    Dr. Pym hatte behauptet, dies beziehe sich auf die drei Chroniken vom Anbeginn, und vermutlich stimmte das ja. Aber vielleicht bedeutete es noch etwas anderes.
    Der grüngelbe Schleim in dem Kelch hatte sich noch mehr verfestigt. Michael riss den Korken aus der rubinroten Flasche und goss die nach Limonade duftende Flüssigkeit ebenfalls in den Kelch. Es zischte und blubberte und das Gebräu wurde schwarz und stank noch mehr als vorher – wenn das überhaupt möglich war. Aber Michael öffnete bereits den kleinen Flakon und kippte ihn in den Kelch. Heraus kamen nur ein paar farblose Tropfen. Aber das Resultat war verblüffend. Das Zischen und Blubbern versiegte und die Flüssigkeit in dem Kelch nahm eine silbrig schimmernde Farbe an.
    »Michael, das ist die letzte Warn –«
    »Ich trinke aus allen drei Gefäßen!«
    Er wollte sie wissen lassen, was er tat. Nur für den Fall, dass er sich irrte.
    Bevor Michael den Kelch an die Lippen hob, konnte er sich eine letzte dramatische Geste nicht verkneifen. Er hob den Kelch und prostete dem Skelett zu. Unglücklicherweise fiel ihm auf die Schnelle kein passender Trinkspruch ein. Schließlich stotterte er bloß: »Na denn …«
    Und trank.
    Es war, als ob ihm Eiswasser ins Herz gegossen worden wäre. Der Kelch fiel klappernd zu Boden und Michael sank auf die Knie. Die Kälte breitete sich durch seinen Körper aus und er fing an zu zittern. Aber das konnte nicht stimmen; er war sich so sicher gewesen. Er wollte nach seiner Schwester rufen, aber seine Stimme versagte. Er fühlte, wie seine Lungen einfroren und sich Eis in seinen Herzkammern absetzte. Sein Blick verschleierte sich und ihm wurde schwarz vor Augen. Er sank nach vorn, die Stirn gegen den Steinboden gepresst. In seinem ganzen Körper hämmerte es.
    Was für eine Art zu sterben, dachte Michael. Das Hämmern kam und ging. Michaels Blick wurde wieder klar, und er erkannte, dass das Hämmern sein Herzschlag war. Er spürte, wie Wärme und Leben in seine Glieder zurückkehrten, und er holte tief Atem. Dann hörte er Emma, die seinen Namen rief und ihn anflehte, doch bitte, bitte zurückzukommen …
    »Bin schon unterwegs!«, schrie er und sprang auf. »Mir geht’s gut!«
    Aber es ging ihm sogar besser als gut, denn ganz plötzlich wusste er, wo die Chronik des Lebens verborgen lag.
    Was danach passierte, nahm er nur noch undeutlich wahr. Er kletterte durch die Öffnung oberhalb des Schuttberges, wo ihn auf der anderen Seite helfende Hände erwarteten. Emma drückte ihn an sich und versicherte ihm, er sei ein Idiot, und Dr. Pym schrie, sie müssten sich beeilen, es bliebe keine Zeit mehr …
    Und dann rannten sie. Durch den Tunnel bis zu der Höhle unterhalb des Sarkophags. Sie hörten die Kreischer dicht über sich. Der Zauberer rief den Kindern zu, sie mögen ihm folgen, und stürzte sich in den Tunnel, der nach Malpesa führte.
    Und sie rannten, so schnell sie konnten.
    Sie mussten den Hafen erreichen, wo jemand auf sie wartete, wie Dr. Pym versicherte. »Ich hatte so ein Gefühl«, keuchte der Zauberer, »dass wir Malpesa möglicherweise in aller Eile würden verlassen müssen. Ich habe vorgesorgt.«
    Hinter ihnen hallten die entsetzlichen Schreie der Kreischer durch den Tunnel, hüllten sie ein und ließen dass Innere der Kinder schrumpfen und kalt und schwach werden. Aber sie rissen sich zusammen und rannten weiter.
    Ganz plötzlich weitete sich der Tunnel zu einem breiten Kanal, durch den ein dunkler Fluss strömte. Sie stiegen ins Wasser, das eiskalt und schleimig war und ihnen bis an die Knie reichte. Platschend kämpften sie sich voran, auf die gegenüberliegende Wand zu, wo sie im Licht ihrer Fackeln die Mündung eines weiteren Tunnels erkannten. Diese Öffnung war mit Backsteinen ausgekleidet, und Michael wusste, dass sie die Kanalisation von Malpesa erreicht hatten. Hinter ihnen erzitterte die Luft unter den Schreien der Kreischer, und als sie sich umdrehten, sahen sie dunkle Schemen aus dem Tunnel preschen, den sie gerade eben verlassen hatten.
    »Lauft!«, schrie der Zauberer. »Nicht stehen bleiben! Überlasst sie mir!«
    Michael machte zwei Schritte

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