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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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sich immer noch nicht gerührt.
    Er rief sich die Worte ins Gedächtnis, die in der Wand eingemeißelt waren.
    Ich lasse zurück, was mir überantwortet wurde, in der Hoffnung, dass der wahre Hüter eines Tages kommen möge. Triff die Wahl des Weisen, und du wirst nicht sterben. Triff die Wahl des Narren, und du wirst dich zu mir gesellen …
    Es war ein Rätsel! Man musste aus einem der Gefäße trinken.
    Michael rieb sich die Hände. Das wurde ja immer besser. Er liebte Rätsel und Geheimnisse, alle Fragen, die mit Logik beantwortet werden konnten.
    »Du listiger Bursche«, sagte er zu dem Skelett. Er fühlte sich schon viel besser. Er drehte sich um und wollte Dr. Pym zurufen, was er entdeckt hatte …
    Dann hielt er inne.
    Es gab keinen Zweifel, dass der Zauberer dieses Rätsel in Sekundenschnelle lösen konnte. Aber vielleicht war dies die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Er war jetzt der Älteste. Er hatte Kates Rolle übernommen. Aber Michael war sich darüber im Klaren, dass ihm niemand zutraute, dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Dies war seine Chance, sich zu beweisen. Er sah sich schon aus dem Tunnel klettern und hörte Dr. Pym fragen: »Was hast du herausgefunden? Was muss ich tun?« Er würde sich bescheiden den Staub von den Kleidern klopfen und sagen: »Sparen Sie sich Ihren Atem, Dr. Pym. Ich habe das Rätsel schon gelöst. Mit guter, altmodischer Logik.« Selbst Emma würde beeindruckt sein.
    »Michael, was ist da bei dir los?«
    »Nur noch eine Minute!«
    Er musste sich beeilen.
    Triff die Wahl des Narren, und du wirst dich zu mir gesellen …
    Diese Aussage bedurfte keiner Erklärung: Wenn man das falsche Gefäß wählte, wurde man selbst zum Skelett.
    Triff die Wahl des Weisen, und du wirst nicht sterben.
    Dieser Mann – wenn es ein Mann gewesen war – hatte Tausende von Jahren gelebt, dank der Chronik des Lebens. Die Sache war klar: In zwei Gefäßen befand sich Gift. Das dritte dagegen würde den Weg zum Buch Rubyn weisen. Er musste nur die richtige Wahl treffen.
    Er blickte zu dem linken Gefäß. Es bestand aus rötlich braunem Ton, war geformt wie ein dickbauchiger Krug und mit einem Korken verschlossen. Michael zog den Korken heraus und roch an dem Inhalt. Angeekelt fuhr er zurück. Es war, als ob jemand den Krug mit schleimigem Flussschlamm gefüllt, mit Kerosin und Essig vermischt hätte, und mit etwas, das wie nasser Hund roch. Michael steckte den Korken wieder in die Öffnung und griff nach dem mittleren Gefäß.
    Dies war eine schlanke Flasche aus Rubinglas, halb voll mit einer dunklen Flüssigkeit. Michael entfernte den Korken, beugte sich vor und schnüffelte – allerdings viel vorsichtiger als beim ersten Mal. Er schnüffelte noch einmal. Das war doch nicht möglich! Was immer sich in der Flasche befand, roch nach Limonade!
    Er wandte sich dem letzten Gefäß zu, einer kleinen Phiole aus Metall, die aussah wie ein Parfümfläschchen. Auf dem Verschluss befand sich ein Knopf, der wie eine winzige Klaue geformt war, und als Michael darauf drückte, sprang der Verschluss auf. Er hob das Fläschchen an die Nase. Er roch nichts. Er hielt es noch näher an sein Gesicht und atmete tief ein. Nichts. Er verschloss die Flasche wieder und stellte sie auf den Tisch.
    »Michael!« Die Stimme des Zauberers klang jetzt eher verärgert als besorgt. »Würdest du mir bitte endlich sagen, was bei dir los ist?«
    »Hier ist keine Karte! Nur ein Tisch mit drei Flaschen. Oh, und ein Skelett. Aber das sitzt bloß da.«
    Michael betrachtete den Knochenmann. Er hatte sich doch nicht bewegt, oder? Michael versuchte sich daran zu erinnern, ob der Kopf des Skeletts schon immer so geneigt gewesen war.
    »Michael, ich verbiete dir, aus irgendeiner Flasche zu trinken! Du kommst jetzt sofort zurück! Hast du mich gehört?«
    »Ich … ich muss mir nur den Schuh binden!«
    »Ach, Herrgott noch mal! … Oh, warte einen Moment, mein Junge …«
    Michael glaubte, auf der anderen Seite des Schutthaufens eine weitere Stimme zu hören, die seiner Schwester. Der Zauberer rief ihr etwas zu. Er überlegte, ob auf dem Friedhof wohl etwas geschehen war. Was auch immer es war, Michael spürte, dass die Zeit knapp wurde.
    Triff die Wahl des Weisen, und du wirst nicht sterben …
    Triff die Wahl des Narren, und du wirst dich zu mir gesellen …
    Das Zeug in dem Tonkrug roch wie Gift, aber vielleicht war genau das der Punkt. Wenn man ein Rätsel erdachte, versteckte man die Lösung stets dort, wo es der andere am

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