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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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um sie, und als im letzten Moment das Flugzeug abdrehte und der Propeller nur wenige Zentimeter an ihnen vorbeiwirbelte, fühlte sich Michael von stahlharten Fäusten gepackt. Er und Emma wurden aus dem Wasser und hinein ins Flugzeug gezogen. Emma schrie laut auf, und Michael, der immer noch – alle viere von sich gestreckt – auf dem Boden lag und nach Atem rang, sah, wie sie Gabriel umarmte. Es war Gabriel, der sie in Sicherheit gezogen hatte und jetzt dem Piloten etwas zurief. Das Flugzeug erhob sich in die Luft, streifte mit der Unterseite der Kufen ganz leicht ein Brückengeländer und stieg dann höher und höher. Michael setzte seine Brille wieder auf und taumelte zur offenen Tür. Dort draußen sah er zwei Schemen auf einem Dach einander gegenüberstehen. Ihre Konturen wurden von Flammen beleuchtet und von der Hitze verzerrt. Dann geriet das ganze Gebäude ins Wanken und fiel in sich zusammen. Steine und Mörtel polterten in den Kanal. Höher und höher stieg das Flugzeug, bis Malpesa unter ihnen verschwand und es nichts mehr gab, außer dem Wind und dem Motorengebrumm und der Dunkelheit des Nachthimmels. Emma klammerte sich an Michael und weinte.
    »Oh Michael … Dr. Pym, er … oh Michael!«

»Ich möchte meinen, Master Jake …«
    »Ja, Master Beetles?«
    »Mir will scheinen, als ob sie endlich aufwacht.«
    Kate schlug die Augen auf. Wieder lag sie auf dem Boden und wieder ruhten zwei Augenpaare auf ihr. Aber der Raum, in dem sie sich befand, war nicht der Dachboden, auf dem sie das erste Mal erwacht war, und die beiden Jungen piksten sie auch nicht mit Stöcken. Sie saßen auf zwei zerkratzten Holzstühlen, die Füße auf umgedrehte Obstkisten gelegt. Dicht neben ihnen bullerte ein Eisenofen. Beide Jungen rauchten Pfeifen.
    »Wie lange habe ich geschlafen?«, wollte Kate wissen und setzte sich auf.
    Der Junge namens Beetles zog die Pfeife aus dem Mund und schien angestrengt nachzudenken.
    »Wie lange hat sie wohl geschlafen, was würden Sie sagen, Master Jake? Fünf Stunden?«
    »Och, mir will scheinen, es waren eher sechs, Master Beetles.«
    »Sechs Stunden? Tatsächlich?«
    »Aber mindestens. Ich dachte schon, sie würde einen Laden aufmachen und …«
    »Ja, ja, schon gut«, sagte Kate.
    »Ach, tatsächlich?«, grinste Beetles. »Was für einen Laden denn, Master Jake?«
    »Na ja, einen Ich-schlafe-den-ganzen-Tag-und-drücke-mich-vor-der-Arbeit-Laden, Master Beetles.«
    Kate schüttelte den Kopf, während sich die beiden Jungen vor Lachen die Bäuche hielten. Beetles machte viel Aufhebens davon, seine Mütze zu ziehen und sich tief vor seinem Freund zu verneigen, augenscheinlich vor Ehrfurcht über seinen unschlagbaren Witz. Kate schaute sich um.
    Bleiches Winterlicht zwängte sich durch ein einziges schmutz- und frostverkrustetes Fenster und beleuchtete nur spärlich den kleinen, einfachen Raum. Abgesehen von dem Ofen, den Obstkisten und den Stühlen, auf denen die beiden Jungen saßen, gab es nichts zu sehen. Wände und Boden bestanden aus mächtigen grauen Steinquadern, nur die Dachbalken waren aus Holz.
    Kate sah, dass sie auf einer zusammengefalteten Decke gelegen hatte und eine zweite Decke über ihre nackten Füße ausgebreitet gewesen war. Die Geste kam ihr merkwürdig fürsorglich vor. Sie trug immer noch den Wollmantel, für den sie in der Bowery ihre Goldkette eingetauscht hatte. Ihre Hand fuhr in ihre Tasche, tastete nach dem vertrauten, ovalen Medaillon und fand es auch. Sie brauchte eine neue Kette, so schnell wie möglich. Ihr fehlte das Gewicht des Medaillons um ihren Hals. Sie wollte es jederzeit spüren können und wissen, dass es noch da war.
    Dann dachte sie an den magischen Markt, an die Hexe, die sie betäubt und an die beiden Gnome verkauft hatte. Sie erinnerte sich daran, dass sie von einem anderen Jungen gerettet worden war. Rafe. Sie sah ihn vor ihrem geistigen Auge, wie er von oben herabgesprungen kam. Er hatte sie erkannt. Aber wie war das möglich? Wer war er?
    Sie schaute zu Jake und Beetles. Sie fochten gerade einen Wettstreit aus, wer den größten Rauchkringel blasen konnte, aber immer wenn einem einer gelang, hustete der andere wie zufällig oder sprang auf, als ob ihn ein Floh gebissen hätte, um das zarte Rauchgebilde zu zerstören. Es dauerte eine Weile, bis Kate klar wurde, dass die Lust an der Zerstörung der Rauchkringel das eigentliche Spiel war.
    Sie hatten dabei so viel Spaß, dass Kate unwillkürlich lächeln musste.
    »Wisst ihr eigentlich«, sagte sie,

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