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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Dachbalken vorbei nach oben, und der Zauberer trieb sie immer weiter, bis sie auf einem geneigten, nur noch zur Hälfte mit Ziegeln bedeckten Dach standen. Sie blickten über die Stadt und das dunkle Wasser des Kanals. Der Zauberer schickte einen weiteren Feuerbogen in den Himmel. Dort hing er und leuchtete.
    »Wer …«, keuchte Michael, »wer war dieser Mann?«
    »Das war Rourke«, antwortete Dr. Pym. »Die rechte Hand des Feindes. Ich muss mich konzentrieren. Sie werden uns jeden Moment erwischen. Wir brauchen Zeit. Zeit ist das allerwichtigste.«
    Überall in der Stadt läuteten die Glocken und Michael sah Lichter in den Fenstern angehen. Stimmen riefen einander ängstlich und beunruhigt zu. Und dann hörten sie die Kreischer. Einige kamen über die Eisenleiter aufs Dach, andere kletterten an der Hauswand nach oben und zogen sich über die Dachkante hinauf.
    »Zurück!«, befahl der Zauberer den Kindern.
    Michael und Emma wollten zurückweichen, aber sie fanden kaum Halt. Die Ziegel waren lose und einer gab unter Michaels Füßen nach. Michael rutschte aus und wäre beinahe vom Dach gefallen.
    Überall waren jetzt Kreischer. Dr. Pym schleuderte den Kreaturen eine Flammensichel entgegen. Die trockenen Fetzen ihrer Uniformen gerieten sofort in Brand und etliche der Ungeheuer fielen wie riesige Fackeln vom Dach. Das ganze Gebäude erzitterte. Michael hörte von unten wütendes Gebrüll. Er spähte über die Dachkante und sah zwei Trolle auf das Haus einhämmern wie Holzfäller auf einen Stamm. Emma dagegen hatte sich darauf verlegt, mit Ziegeln um sich zu werfen, so schnell sie konnte. Es gab keine Fluchtmöglichkeit, sie saßen in der Falle.
    Da packte Dr. Pym Michaels Arm und beugte sich dicht an sein Ohr. Die Feuersichel wehrte die Kreischer für den Moment ab.
    »Michael, hör mir zu! Du musst die Chronik des Lebens finden. Alles hängt von dir ab. Du weißt, wo sie versteckt ist, nicht wahr? Du kannst sie finden.«
    »J…ja.«
    »Der grässliche Magnus darf sie nicht haben. Versprich mir das. Versprich es mir!«
    »Ich … verspreche es.«
    »Du bist ihr Hüter. Katherine hat es vorausgesehen. Hast du das begriffen? Sag mir – hast du das begriffen?!«
    Michael nickte, aber er spürte, wie Panik in ihm hochstieg. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er nicht bereit war. Warum hatte er so getan, als ob er alles unter Kontrolle hätte? Er versuchte etwas zu sagen, aber seine Kehle war wie ausgedörrt und die Worte wollten nicht kommen.
    Dann schrie Emma etwas und deutete zum Kanal.
    Der Zauberer wirbelte herum. »Dem Himmel sei Dank, er hat mein Signal gesehen.«
    Michael hörte jetzt Motorengebrumm, das stetig lauter wurde. Und dann sah er ein Flugzeug, das durch den Kanal gefahren kam. Die Kufen schnitten breite Spuren in das stille Wasser. Das Flugzeug glitt unter einer Brücke durch und würde in wenigen Sekunden bei ihnen sein.
    »Wenn ihr im Wasser landet – nein, hör mir zu, Michael – wenn ihr im Wasser landet, halte deine Schwester gut fest. Ihr werdet nur eine Chance haben, aufgenommen zu werden.«
    »Sie … sie kommen doch mit«, stammelte Michael.
    »Nein. Jemand muss hier bleiben. Rourke weiß über das Grab Bescheid. Er wird schon bald herausfinden, wo sich die Chronik des Lebens befindet. Ich bin der Einzige, der ihn zumindest eine Zeit lang aufhalten kann. Ich kann euch einen Vorsprung verschaffen.«
    »Aber … ich …«
    »Ich weiß, wovor du Angst hast. Vertraue Emma. Vertraue dir selbst. Du hast ein gutes Herz. Lass dich davon leiten.«
    »Aber Sie können doch nicht …«
    »Er kommt. Ihr müsst jetzt springen.«
    Michael sah den glatzköpfigen Mann aufs Dach steigen.
    »Springt! Jetzt!«
    Er stieß Michael auf Emma zu. Michael packte seine Schwester an der Hand. Ihnen blieb keine Zeit mehr.
    »Wir müssen springen!«
    »Was ist mit Dr. Pym?«
    »Er kommt nicht mit.«
    Bevor Emma noch etwas sagen konnte, umklammerte Michael ihre Hand ganz fest, schob seine Brille in den Beutel, nahm drei Schritte Anlauf – und dann sprang er, und Emma blieb nichts anderes übrig, als mit ihm zu springen.
    Sie fielen und fielen. Die Wasseroberfläche zu durchbrechen, war wie auf Beton zu treffen. Michael wurde nach unten gedrückt und Emmas Hand löste sich aus seiner. Er kämpfte sich nach oben, und als er mit dem Kopf durchs Wasser stieß, sah er vor sich den Propeller des Flugzeugs. Emma war ganz in seiner Nähe und blickte sich orientierungslos und ängstlich um. Er schwamm zu ihr, schlang seine Arme

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