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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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und merkte dann, dass Emma sich nicht rührte. Er packte sie am Arm und zerrte sie mit sich durch das dunkle Wasser.
    »Keine Angst!«, schrie er. »Das Kreischen kann dir nichts anhaben!«
    »Ich … ich weiß!«, schrie sie zurück. »Hör auf, mir ins Ohr zu brüllen!«
    Michael warf einen Blick über seine Schulter und sah Dr. Pym, der sich den Kreischern entgegenstellte. Aber er schaute nicht in Richtung der Ungeheuer, sondern nach oben in die Dunkelheit. Michael und Emma erreichten die gegenüberliegende Höhlenwand und Michal half seiner Schwester den schmalen Absatz über ihnen zu erklimmen, der entlang des Kanals verlief. Dann drehte er sich wieder um und sah Dr. Pym auf sich zuwaten, sich nach oben auf den Absatz ziehen und sie tiefer in den Kanalschacht drängen. Immer mehr der Ungeheuer strömten wie Ratten aus dem anderen Tunnel. Dann hörte Michael ein gewaltiges Rauschen und Brüllen und eine mächtige Welle ergoss sich aus der Dunkelheit und füllte den Tunnel bis kurz unter ihren Kanalschacht. Sie raste durch die Tunnel und riss die Kreischer mit sich.
    Michael packte eine Sprosse der eisernen Leiter, die an der Wand des Schachtes nach oben führte. Emma kletterte voraus und er folgte ihr dichtauf. Als sie oben ankamen, sahen sie, dass sie durch einen Brunnen neben einer alten Kirche an die Oberfläche gelangt waren. Die Stadt lag still. Alles schlief. Der Zauberer kletterte über die Brunnenmauer und Emma fragte ihn gerade, ob die Flutwelle sein Werk gewesen war, als sie plötzlich ein mächtiges Dröhnen hörten. Die Erde erzitterte, und dann bog die riesige, unförmige Gestalt eines Trolls um die Ecke. Er schwang eine mächtige, mit Metallnägeln besetzte Keule und griff sie an.
    Es war, als würde man vor einem Erdbeben fliehen. Die Erde schwankte und schaukelte so heftig, dass sie Mühe hatten, das Gleichgewicht zu halten. Der Zauberer lief ihnen voraus in eine schmale Gasse, durch die der dicke Troll ihnen nicht folgen konnte, und Michael hörte die Kreatur hinter sich vor Wut brüllen und mit der Keule die umliegenden Hauswände bearbeiten. Sie rannten weiter einen gewundenen Kanal entlang, an dessen Böschung Boote vertäut waren, und sie hörten erst einen Schrei, dann noch einen und noch einen. Die Kreischer kamen von allen Seiten. Sie kreisten die Fliehenden ein.
    Im Laufen schien Dr. Pym die Architektur der Stadt zu verändern. Brücken verschwanden hinter ihnen und Gebäude rückten zusammen, sodass ihren Feinden der Weg versperrt war. Aber bei jeder Biegung tauchten drei oder vier Morum Cadi auf, zückten die Schwerter und nahmen kreischend die Verfolgung auf.
    »Zum Hafen«, keuchte Dr. Pym ein ums andere Mal. »Wir müssen zum Hafen.«
    Und dann bogen sie um die Ecke des Hauptkanals und sahen sich einem Dutzend Kreischer gegenüber, die vor der Brücke standen. Vor ihnen ragte ein Mann auf. Es war der größte Mann, den Michael je gesehen hatte. Er trug einen langen dunklen Mantel, schwarze Lederhandschuhe und auf seinem Glatzkopf spiegelte sich das Licht der Straßenlaternen. Allein schon der Anblick dieses Mannes erfüllte Michael mit Furcht. Emma packte ihren Bruder am Arm.
    »Doktor!« Der Mann breitete die Arme wie zum Willkommen aus. »Wir haben schon auf sie gewartet! Jetzt ist es aber genug mit dem Herumgerenne. Wir wecken sonst noch die Nachbarn.«
    »Du kriegst sie nicht, Rourke!« Der Zauberer stellte sich vor die Kinder. »Nur über meine Leiche.«
    »Ach, wissen Sie, Doktor«, sagte der Mann und lächelte, »den Gefallen kann ich Ihnen tun.«
    Die Kreischer griffen an, aber Dr. Pym blies auf seine Fackel, und mitten auf der Straße erhob sich eine Wand aus Flammen. Dann hob der Zauberer die Arme, als ob er ein Orchester dirigieren wollte, und ein Feuerball fuhr in die Luft und flog in großem Bogen über die Stadt.
    »Dr. Pym!«, schrie Emma. »Was sollen wir denn jetzt machen?«
    »Wenn wir nicht zum Hafen gelangen können«, sagte der Zauberer grimmig, »dann muss der Hafen eben zu uns kommen. Hier entlang!«
    Sie rannten zu einem verfallenen vierstöckigen Gebäude, das sich an den Rand des Kanals klammerte. Dr. Pym stieß die aus modrigen Holzplanken bestehende Tür auf und scheuchte sie eine breite Treppe hoch.
    »Aufs Dach! Beeilt euch!«
    Während sie nach oben eilten, hörte Michael, wie die Tür aus den Angeln gerissen wurde. Seine Beine waren schwer und die Muskeln brannten vor Anstrengung. Vom obersten Stock aus führte eine eiserne Leiter an verfaulten

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