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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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passten und die Absatzhöhe war in etwa gleich.
    »Jetzt noch eine Mütze!«
    Und wieder tauchte das Mädchen in den Haufen.
    »Dieser Rafe, wer ist er eigentlich?«, fragte Kate.
    »Rafe? Er ist der Beste!«
    »Ja, das habe ich schon gehört. Und abgesehen davon?«
    »Er hat mich hierher gebracht.« Nur die Beine des Mädchens lugten noch aus dem Haufen heraus, durch den sie sich gerade pflügte. »Meine Eltern sind an der Schwindsucht gestorben. Danach hab ich in einer Fabrik gearbeitet. Schrecklich war es da. Es gab dort ein Haufen Mädchen wie mich. Der Fabrikbesitzer hat uns eingesperrt und wir mussten Tag und Nacht nähen. Er hat uns geschlagen und uns kaum etwas zu essen gegeben.«
    »Aber …« Kate war entsetzt. »Das geht doch nicht … Es gibt doch Gesetze!«
    »Gesetze? Ha! Wenn du ein Kind bist und noch dazu Magie in dir hast, dann holt dich irgendein Mensch von der Straße und lässt dich für sich arbeiten. Keinen kümmert’s. Die Sachen, die wir herstellen, sind nämlich was Besonderes. Egal, was es ist – ob Schuhe oder Schränke. In allem, was wir herstellen, steckt Magie. Die Kleidung, die wir nähten, machte die Leute, die sie trugen, hübscher oder größer oder schlanker. Der Fabrikbesitzer hat viel Geld dafür verlangt. Er hat die Polente geschmiert. Keinen kümmert’s.«
    »Warum bist du nicht weggelaufen?«
    »Sei doch nicht blöd«, sagte das Mädchen in genau dem Ton, in dem Emma das gesagt hätte. »Nur weil man Magie in sich hat, kann man noch lange keine Blitze aus der Nase rotzen.« Sie tauchte mit einer Handvoll Mützen wieder aus dem Haufen auf. »Na ja, Rafe hat uns gefunden. Er hat den Mann – einen erwachsenen Mann! – fürchterlich verdroschen. Er hat uns gesagt: Ihr könnt eurer Wege gehen oder ihr könnt mit mir kommen. Ihr müsst arbeiten, aber niemand wird euch schlagen und ihr könnt gehen, wann immer ihr wollt. Er hat alle Kinder hier gerettet. So wie Miss B ihn gerettet hat, als er klein war. Du kennst doch die Geschichte, oder?«
    Kate schüttelte den Kopf und das kleine Mädchen senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern.
    »Verrate nicht, dass ich’s dir gesagt habe. Rafe hat einen Mann getötet. Er war erst sechs Jahre alt und er hat dem Mann ein Messer ins Herz gestochen.« Abigail tat so, als würde sie Kate erdolchen, verzog das Gesicht zu einer Grimasse und stöhnte : »Uaaarrrgh!« Dann sprach sie mit normaler Stimme weiter. »Als ihn der Pöbel – Menschen natürlich! – durch die Stadt gejagt hat, stellte sich Miss B ihnen in den Weg. Sie wussten gleich, dass sie eine Hexe ist. Sie meinte, sie würde den Ersten, der Rafe anfasst, in ein Schwein verwandeln. Dann hat sie einen von den Kerlen tatsächlich in ein Schwein verwandelt, um den anderen zu beweisen, dass sie’s kann. So hat es angefangen mit den Wilden . Rafe war der Erste. Und er fand den Rest von uns.«
    Das Mädchen nahm eine Mütze und versuchte, sie Kate über den Kopf zu stülpen.
    »Ich glaube, die ist zu klein«, meinte Kate.
    Aber noch während sie das sagte, schien sich die Mütze zu dehnen, sodass sie wie angegossen passte. Das Mädchen warf die anderen Mützen beiseite.
    »Prima!«
    Und als Kate an sich herabsah, erkannte sie, dass die zwei unterschiedlichen Stiefel plötzlich zusammenpassten. Und ihre Kleidung, die mehr schlecht als recht gesessen hatte, wirkte mit einem Mal wie maßgeschneidert. War das die Magie der Kinder? Floss sie in alle Gegenstände, die sie berührten?
    »Gehen wir was essen«, sagte das Mädchen mit einem breiten Grinsen. »Bevor nichts mehr übrig ist!«
    Und sie hüpfte fröhlich aus dem Zimmer.
    Kate stand da. In ihrem Kopf drehte sich alles. Wer waren diese Kinder? Und wer war er ? Wer war Rafe? Mit sechs Jahren hatte er einen Mann getötet. Dann hatte er sich aufgemacht, andere Kinder zu retten. Das ergab doch alles keinen Sinn.
    Und was Kate am meisten beschäftigte, war die Frage: Woher kannte Rafe sie?
    In diesem Augenblick war der Junge, um den sich Kates Gedanken drehten, ein Dutzend Blocks südlich des Hauptquartiers unterwegs. Er huschte durch eine Straße, die schon bald aus den Karten New Yorks verschwinden würde. Die Nacht war hereingebrochen. Dicke weiße Schneeflocken segelten vom dunklen Himmel. Der Junge steuerte auf ein schäbiges Haus zu, stieg ein paar Stufen hinunter und klopfte dreimal an die Tür zur Kellerwohnung.
    Eine Frau, eine alte Vettel, den Schal eng um die knochigen Schultern gezogen, öffnete die Tür. Rafe

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