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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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sich hinlegte, war sie auch schon eingeschlafen.
    »Geh auch schlafen«, sagte Gabriel zu Michael. »Ich werde Wache halten.«
    Michael hatte wirklich die Absicht, Gabriel zu bitten, ihn in ein paar Stunden zu wecken, damit er die nächste Wache übernehmen konnte, aber sein ganzer Körper tat ihm weh, und er war so müde, dass er sich vom sanften Murmeln des Flusses einlullen ließ. Michael legte sich neben seine Schwester und schlief ein.
    Michael träumte.
    Wieder war er in dem langen dunklen Tunnel und ging auf das rote Leuchten zu.
    Wieder stand er vor dem See aus Feuer und starrte mit brennenden Augen hinein, während seine Kehle von der Hitze brannte.
    Er wusste, dass die Chronik des Lebens irgendwo in der Nähe war. Aber wo?
    Und dann hörte er Musik. Sie schien von überallher zu kommen. Die Hitze ließ nach. Er konnte wieder ohne Schmerzen atmen. Es war, als würde ihm eine Last von den Schultern genommen. Er fühlte sich so leicht wie eine Feder, als ob er in den Himmel schweben und davonfliegen könnte …
    Eine Hand rüttelte ihn wach.
    Es war noch dunkel. Gabriel beugte sich über ihn und legte warnend den Finger an die Lippen. Musik säuselte durch den Wald und Michael erkannte in ihr die Melodie aus seinem Traum. Er setzte sich auf. Wäre Gabriels Hand nicht gewesen, die immer noch auf seiner Schulter lag, wäre er aufgesprungen und der Musik nachgelaufen.
    »Ich hörte …«
    »Ja, es fing vor einer Minute an. Ich gehe nachschauen. Du bleibst bei deiner Schwester.« Gabriel stand auf und warf Michael dann einen strengen Blick zu. »Du bleibst auch bestimmt bei ihr, nicht wahr?«
    »Aber natürlich bleibe ich bei ihr.«
    Der große Mann blickte ihn unverwandt an. In seinen Augen stand eine Frage. Michael wurde rot. »Nur … die Musik ist so … wunderschön.«
    »Versuche, nicht hinzuhören.«
    »Okay.«
    Immer noch schaute Gabriel ihn an. Michael merkte, dass er summte. Er riss sich zusammen.
    Gabriel sagte: »Ich bin bald wieder da.« Dann zog er seine Machete aus der Scheide und verschwand geräuschlos zwischen den Bäumen.
    Michael betrachtete seine Schwester. Emma lächelte im Schlaf. Michael hatte noch nie erlebt, dass Emma im Schlaf gelächelt hatte. Normalerweise schlief sie mit geballten Fäusten, als ob sie in ihren Träumen Boxkämpfe ausfechten würde. Er frage sich, ob sie die Musik hören konnte. Sie war so wunder-wunderschön …
    Nein! Gabriel hatte ihm gesagt, er solle nicht hinhören.
    Michael nahm seine Brille ab, legte sich bäuchlings auf den Felsen und schöpfte mit der hohlen Hand Wasser aus dem Fluss, das er sich dann ins Gesicht spritzte. Das Wasser war eiskalt und Michael war hellwach.
    So ist’s besser, dachte er.
    Dann wurde ihm klar, dass er sich jetzt wohler fühlte, weil er die Musik deutlicher hören konnte. Er stand auf und schaute sich in der Dunkelheit um, die nur vom Glanz der Sterne erleuchtet wurde. Das Wasser tropfte von seinem Gesicht. Alles um ihn herum – die Luft, das Wasser, die Erde und die Felsen – schienen der Melodie zu lauschen. Aber Gabriel hatte doch gesagt, er solle nicht hinhören! Na ja, dachte Michael, Gabriel war ein toller Kerl und er hatte ein paar wirklich nützliche Tricks auf Lager, aber Musikalität war offensichtlich nicht seine starke Seite. An einer solchen Musik konnte nichts Gefährliches sein. Es war ein Lied über die Luft und das Wasser, über die Bäume und Vögel – es war ein Lied über das Leben. Und es forderte einen zum Tanzen auf. Michael wiegte sich vor und zurück, während er seine rechte Hand erhoben hatte und damit hin und her wedelte, als würde er einen Taktstock schwingen. Und ich tanze doch so gerne , dachte Michael, obwohl er noch nie in seinem Leben auch nur einen einzigen Tanzschritt gemacht hatte.
    Er rüttelte Emma wach.
    Sie stöhnte und kniff die Augen zusammen. »Hör auf damit …«
    »Emma, wach auf!«
    »Aber ich habe gerade so schön geträumt, und da war diese …«
    Sie verstummte. Sie hatte die Musik gehört.
    »Es ist kein Traum!«
    »Ich weiß!« Michael wusste sich vor lauter Glück kaum zu fassen. Er hatte eine fantastische Idee. Er hatte Gabriel versprochen, dass er bei Emma bleiben würde, aber was wäre, wenn sie gemeinsam nach dem Ursprung dieser Musik suchen würden? »Komm mit! Wir müssen sie finden!«
    Er packte Emma an der Hand und zog sie mit sich in den Wald. Die Musik kam aus Richtung des Vulkans. Merkwürdigerweise schienen die Farne, die ihnen den ganzen Tag das Vorwärtskommen

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