Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
Vom Netzwerk:
vornherein nicht so klug gewesen, wie alle immer dachten. Hier kommt Bert ins Spiel. Er war ein junger Wächter. Mit hellen Augen. Voller Tatendrang. Und freundlich und sanftmütig und …«
    »Den Teil können Sie überspringen«, erklärte Michael.
    »Und dann änderte sich auf einmal alles.« Der Mann sprang auf und begann, hin und her zu laufen, wobei er wild mit den Armen gestikulierte. Michael und Gabriel stellten sich vor Emma, damit der Wächter nicht aus Versehen ein Stück von ihr abbrach. »Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien. Bert war oben auf dem Wachturm, als plötzlich aus dem Nichts tausend Schiffe vor der Küste auftauchten. Feuer überzog den Himmel. Drachen verwüsteten den Osten der Stadt. Sandtrolle griffen von Süden aus an. Es war Alexander, der junge Eroberer, und die klugen Zauberer waren machtlos. Alexander war zu stark und er hatte viele dunkle Magier in seiner Armee versammelt. Es war nun an Bert und seinen Brüdern, die Bücher aus der Stadt zu schaffen. Aber als wir die Gewölbe erreichten, lag dort nur noch die Chronik des Lebens. Die anderen beiden Bücher waren verschwunden.«
    Die Gedanken des Mannes schienen abzugleiten. Er stand auf, strich sich über den Bart und murmelte: »Es war nicht Berts Schuld, er hat sein Bestes gegeben, dem alten Bert kann man keinen Vorwurf machen …« Michael berührte ihn am Arm und der verwirrte Mann kam wieder zu sich.
    »Am Ende gelang nur vier Wächtern die Flucht aus der Stadt. Alle anderen starben im Kampf. Die Überlebenden flohen nach Süden, zum Grund der Welt. Dort lebten Elfen in Eis und Schnee. Anfangs mochte Bert sie. Er hätte es besser wissen müssen.«
    »Warum?«, fragte Michael. »Was haben die Elfen getan?«
    Der Mann gab keine Antwort. Er war völlig in seiner Geschichte versunken.
    »Bert und die anderen wurden in die Magie des Buchs hineingezogen. Das Tal wurde fruchtbar und grün. Die Wächter erlangten ewiges Leben. Sie erbauten diese Festung und versteckten das Buch Rubyn erneut. Die Zeit verging. Ein Jahrhundert nach dem anderen. Die Wächter hatten eine Schale, die – mit Wasser gefüllt – die Welt da draußen zeigte. So vieles hatte sich verändert. Aber wie sehr sie auch suchten und suchten, sie fanden keine Spur der anderen beiden Bücher. Sie blieben verschwunden.« Der bärtige Mann mit den wilden Augen blickte Michael an und grinste. »Aber sie erfuhren von einer Prophezeiung. Die wahren Hüter der Bücher würden erscheinen und sie wieder zusammenführen. Bert überzeugte die anderen, dass es ihre Pflicht sei, die Chronik des Lebens so lange zu bewachen, bis dieser Hüter auftauchte. Und dann … und dann …«
    Seine Kraft war mit einem Mal aufgebraucht. Der Mann sank an der Wand in sich zusammen. Michael und Gabriel mussten geraume Zeit warten, bis er sich wieder so weit erholt hatte, dass er fortfahren konnte.
    »Menschen sind nicht dafür geschaffen, Tausende von Jahren zu leben. Der Geist des stärksten Mannes wird brüchig und verdorrt. Einer von Berts Brüdern behauptete schließlich, dass er der wahre Hüter der Chronik sei und dass Bert und die anderen ihm das Buch vorenthielten. Bruder brachte Bruder um. Oh, welch ein Morden! Welch ein Verrat! Das Blut, das Blut! Schrecklich. Ganz entsetzlich.« Er bedeckte das Gesicht mit seinem Bart und sprach gedämpft durch die verfilzten Haare. »Berts falscher Bruder wurde niedergemacht und dann waren nur noch Bert und ein anderer Bruder übrig. Wir waren zu wenige, um die Chronik verteidigen zu können. Berts letzter Bruder erbot sich, in die Welt hinauszuziehen, um den wahren Hüter zu suchen. Arme, tapfere Seele! Der arme Bert, ganz allein!« Und wieder fing der Mann an zu greinen.
    Michael und Gabriel wechselten einen Blick. Beide dachten das Gleiche: Der andere Wächter, derjenige, welcher weggegangen war, musste der Mann sein, dessen Gerippe Michael und Dr. Pym in Malpesa entdeckt hatten.
    »Und wo kommt der Drache her?«, fragte Michael. »Und was haben die Elfen angestellt, dass Sie ihnen nicht vertrauen? Und würden Sie bitte aufhören zu weinen?«
    Der Mann hob, mit einem Mal gut gelaunt, den Kopf und lachte. Dabei klatschte er sich vergnügt auf die Knie. »Ja! Ja! Die Elfen. Als Bert allein war, haben sie ihr wahres Gesicht gezeigt. Sie haben versucht, das Buch zu stehlen! Aber sie wussten nicht, dass Bert und seine Brüder ein Drachenei aus Rhakotis mitgebracht hatten. Bert brütete es in der Hitze des Vulkans aus und unterwarf den Drachen dem

Weitere Kostenlose Bücher