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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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Willen der Chronik. Als die Elfen die Festung angriffen, nun …«
    »Ho, ho, ho«, kicherte Michael. »Damit haben sie wohl nicht gerechnet, was?«
    Dann sah er Gabriels tadelnden Blick und wurde wieder ernst.
    »Und das war’s!«, sagte der Mann, klatschte wieder in die Hände und wirkte sehr mit sich zufrieden. »Jetzt sag Bert die Wahrheit«, fügte er hinzu und beugte sich vor, wobei er Michael eindringlich ansah. »Du bist wegen des Buchs hier, nicht wahr?«
    »Nun … ja.«
    »Ha! Ich wusste es! Aber die eigentliche Frage, die große Frage ist …«
    Der Mann kam ganz nah an Michael heran. Sein Atem rasselte durch seinen Bart. Er legte Michael eine zitternde Hand auf die Schulter, woraufhin sich Gabriel versteifte, bereit, Michael zur Hilfe zu eilen, falls es nötig sein sollte.
    »Bist du der wahre Hüter? Der Hüter, auf den Bert gewartet und gewartet hat?«
    Das Gesicht des Mannes war faltenlos unter dem Schmutz und dem verfilzten Haar. Nur die Augen verrieten sein Alter. Es waren Augen, die fast dreitausend Jahre nur aus einem einzigen Grund hatten vorbeiziehen sehen. Und nun stellten sie diese Frage: Ist es vorbei? Ist es endlich vorbei?
    Es waren die traurigsten Augen, die Michael je erblickt hatte.
    »Bist du der Hüter?«
    Das war eigentlich eine einfache Frage, auf die es eine einfache Antwort gab. Dr. Pym hatte ihm versichert, dass Michael der Hüter der Chronik des Lebens war. Und er hatte das Buch gefühlt, hatte gespürt, wie es nach ihm rief. Aber es auszusprechen und damit anzuerkennen, war eine ganz andere Sache.
    Doch vor diesen Augen gab es kein Entkommen.
    Leise sagte er: »Ja, das bin ich.«
    Der verrückte Wächter nickte und nahm seine Hand von Michaels Schulter. »Nun, das werden wir ja bald sehen, nicht wahr?«
    »Was … was meinen Sie damit?«
    »Du willst deine Schwester erlösen, stimmt’s? Die kreischende Schienbeintreterin.«
    »Aber gewiss …«
    »Und du hast den Wald gesehen. Dort, wo jetzt die Bäume wachsen, waren einstmals nur Eis und Schnee. Was, glaubst du, hat das Leben und die Fruchtbarkeit entstehen lassen? Die Chronik! Sie wird auch deine Schwester wieder ins Leben rufen. Sie wird das Leben erwecken, das in ihr schlummert. Das ist der einzige Weg.«
    »Dann sollten wir keine weitere Zeit verschwenden«, sagte Gabriel und steuerte auf die Treppe zu. »Wir wissen, dass die Chronik im Vulkan versteckt ist.«
    »Nein!« Der Mann sprang auf und versperrte ihm den Weg. »Der Drache wird euch töten!«
    »Aber sind Sie nicht der Meister des Drachen?«, wollte Michael wissen. »Sie sagten doch, sie hätten ihn ausgebrütet.«
    »Nein, nein, nein! Der Drache gehorcht Bert nicht! Er … Sie dient nur der Chronik. Sie duldet Bert, weil Bert auch der Chronik verpflichtet ist. Aber«, sagte er und beugte sich wieder dicht zu Michael, »die Chronik ist wirklich im Vulkan, und der Drache wird jeden töten, der ihn betritt. Selbst Bert. Nur der wahre Hüter kann ungehindert passieren.« Er packte Michael an der Schulter. »Um deine Schwester zu retten, musst du in den Vulkan gehen und dich dem Drachen stellen. Allein.«

Natürlich wollte Gabriel an Michaels Stelle gehen. Er meinte, die Warnung des Wächters sei bedeutungslos.
    »Warum sollten wir uns auf das Wort eines Irren verlassen, der Käfer knabbert, als wären es Chips?«
    »Hör sich das einer an«, murmelte der Wächter. »Er hat die Käfer noch gar nicht probiert!«
    »Dann gehen wir wenigstens zusammen!«, beharrte Gabriel.
    Sie waren noch immer im Turm. Emma war nach wie vor eingefroren. Nur der Himmel hatte sich gewandelt. Er war nicht mehr tintenschwarz, sondern von einem tiefen, dunklen Blau. Michael blieb fest.
    »Wir können nicht beide gehen. Was ist, wenn wir beide getötet werden? Dann ist niemand mehr da, der sich um Emma kümmert. Und wenn du gehst und getötet wirst, kann ich sie nicht allein hier herausschaffen. Ich muss gehen und du musst hierbleiben. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    »Und wenn der Drache dir nicht gehorcht?«, fragte Gabriel. »Was dann?«
    Damit meint er wohl, was sein wird, wenn ich getötet werde, dachte Michael.
    »Dann bringst du Emma zu Dr. Pym.«
    »Dann lass uns jetzt zu ihm gehen und wiederkommen, wenn es deiner Schwester wieder gut geht. Es ist nicht nötig, ein solches Risiko einzugehen.«
    Michael schüttelte den Kopf. Sie hatten keine Ahnung, was in Malpesa passiert war, nachdem sie losgeflogen waren. Was, wenn Dr. Pym Rourke lediglich für eine kurze Weile hatte aufhalten

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