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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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stärker, und es dauerte nicht lange, da bewegten sich Michaels Füße wie von selbst, angezogen von der Magie des Buches Rubyn.
    Plötzlich stieg der Tunnel wieder an, und in der Luft lag ein neuer Geruch, der Michael völlig unbekannt war. Dafür gab es nur eine Erklärung: Es war der Geruch nach Drache.
    Michael, der wusste, dass er ganz in der Nähe des Drachenhorts war, kniete sich hin und zog mit zitternden Händen sein Handbuch über Zwerge heraus. G. G. Greenleaf hatte mehrfach über Drachen geschrieben und Michael fand die entsprechenden Absätze mühelos. Er las:
    Drachen sind versessen auf Gold – in Maßen gar keine schlechte Eigenschaft. … Feuer kann Drachen nichts anhaben, was nicht weiter verwundert. … Alle Drachen sind schrecklich eitel, und ich könnte auch nach reiflicher Überlegung nicht sagen, wer eitler ist, ein Drache oder ein Elf (kleiner Tipp: ein Elf). .. Man sollte sich niemals auf eine Unterhaltung mit einem Drachen einlassen, denn sie sind unübertroffene Lügner und hinterlistige Betrüger; allerdings ist das vermutlich nicht weiter von Bedeutung, weil man ohnehin als Toast endet, sollte man je mit einem Drachen ins Gespräch kommen. … Nenne niemals einen Drachen Wurm, egal, wie sehr er es verdient!
    Michael klappte das Buch zu. Er fühlte sich kein bisschen besser. Er wollte gerade aufstehen, als er mit dem Daumen die scharfe Kante des Fotos berührte, das Hugo Algernon ihm gegeben hatte. Er zog es heraus und da war sein Vater. Er lächelte ihm aus den Abgründen der Vergangenheit zu. Michael merkte, wie sich in seiner Brust ein dicker Knoten aus Traurigkeit bildete. Würde er seinem Vater eines Tages leibhaftig gegenüberstehen? Würden sie sich irgendwann zusammensetzen und über ihre Liebe zu allen Zwergendingen reden, wie Michael es sich schon oft vorgestellt hatte? Würde ihm sein Vater dann sagen, wie stolz er auf seinen Sohn war? Hier, in dieser stinkenden, backofenheißen Höhle, nur wenige Meter vom Nest eines Drachen entfernt, hatte Michael große Zweifel, ob dieser Tag jemals kommen würde.
    Michael steckte das Foto wieder zwischen die Seiten, und dann, aus einem Impuls heraus, schlug er das Buch auf einer beliebigen Seite auf und begann zu lesen.
    In diesem Frühling fielen die Horden der Trolle ins Zwergenland ein, brandschatzten und plünderten alles auf ihrem Weg. König Killin Killick hob eine Armee aus und ritt den Ungeheuern entgegen. Ein Junker, der neben dem König ritt, fragte ihn nach dem Geheimnis seiner langen und erfolgreichen Regentschaft. König Killick erwiderte, dass »ein großer Anführer nicht in seinem Herzen lebt, sondern in seinem Kopf«.
    Es war das Zitat, das – sofern man Hugo Algernon Glauben schenkte – sein Vater so sehr liebte. Es war das Zitat, das auch Michael liebte und an das er sich stets zu halten versuchte. Er las weiter.
    »Gefühle vernebeln die Sinne«, erklärte der König. »Nur wer einen klaren Kopf behält, wird am Ende triumphieren.« Unglücklicherweise war es ein warmer Tag und Killick hatte beschlossen, ohne Helm auszureiten. In dem Moment sprang ein Troll aus einem Baum und spaltete seinen edlen Kopf entzwei. Aber trösten wir uns damit, dass die Trolle zwar die Armee aufrieben, marodierend durchs Land zogen, es schließlich unterwarfen und Killicks Hauptstadt in Trollheim umbenannten – wobei sie wieder einmal ihre Fantasielosigkeit in Sachen Namensgebung bewiesen –, die Worte des großen Königs jedoch die Zeiten überdauert haben und uns immer wieder ein Vorbild sind.
    Michael klappte das Buch zu und stand auf. Er fühlte sich gestärkt. Als er das Buch wieder in seine Tasche steckte, musste er den goldenen Reif beiseite schieben, den er der Eisfigur der Elfen abgenommen hatte. Er rückte seine Brille zurecht. Es wird Zeit, dachte er.
    Nach siebenundzwanzig nervösen Schritten hatte er die Höhle erreicht.
    Gabriel stand auf der Spitze des Turms. Er hatte den Matsch von Emmas Wangen entfernt und die letzten Reste Farn aus ihrem Haar. Er fragte sich die ganze Zeit, ob er richtig daran getan hatte, Michael allein in den Vulkan gehen zu lassen. Hätte das die Billigung des Zauberers gefunden? Hatte er nach all der Sorge einen Fehler gemacht, als es am meisten darauf ankam?
    Fünfzehn Jahre zuvor wäre Gabriel in Cambridge Falls fast im Kampf gefallen, hätten ihn nicht König Robbie McLaurs Zwerge gefunden und ihm das Leben gerettet. Als er sich dann später bei sich im Dorf von seinen Verletzungen erholte, hatte

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