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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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ausgebrütet, das kann ich dir versichern.« Der Drache wurde mit einem Mal ernst. »Aber du hast recht. Die Elfen werden ihm nicht zu nahe kommen. Möchtest du den Grund dafür erfahren?«
    »Ich bin an deinen Lügen nicht interessiert.«
    »Schlechte Manieren, wie ich schon sagte«, seufzte der Drache, aber er fuhr fort, als ob Michael darum gebeten hätte, die Geschichte zu hören.
    »Weißt du, Häschen, nachdem er seine Gefährten entweder umgebracht oder vertrieben hatte, war mein Meister nicht mehr bei klarem Verstand. Er sah in jedem einen Feind. Und die Elfen lebten in der Nähe. Sie waren mächtig. Er war davon überzeugt, dass sie hinter seinem Schatz her waren. Also suchte er eines Tages die Elfenprinzessin in ihrem Wald auf – ihr Reich liegt am anderen Ende des Tals. Er täuschte und betrog sie, belegte sie mit einem Fluch und hält sie seitdem gefangen. Du wirst sie nicht zu Gesicht bekommen, aber sie ist hier. Die Elfen wagen es nicht, meinen Meister anzugreifen.«
    »Und sie … sie haben das Buch nie gewollt?«
    »Nein. Mein idiotischer Meister hat einen Feind bezwungen, der nie einer war, und sein Schatz ist sicher vor einem Volk, das ihn nie haben wollte. Wenn das kein Wahnsinn ist! Und jetzt hat er auch noch dich hereingelegt. Armes Häschen, zum Untergang verdammt.«
    »Du lügst. Drachen lügen doch ständig.«
    »Nun, dann stell mich doch auf die Probe. Gib mir einen Befehl und warte ab, ob ich ihn befolgen muss. Das wird lustig!«
    Michael gefiel dieses Gespräch immer weniger. Er wollte das Buch haben und nach Hause gehen. Das Foto war nicht so wichtig.
    »Ich warte, Häschen. Gib mir einen Befehl.«
    »Geh … geh und hol mir die Chronik des Lebens.«
    »Hm. Nein.«
    »Ich sagte«, wiederholte Michael mit aufsteigender Panik in der Stimme, »geh – und – hol – mir – die – Chronik!«
    »Ich habe dich beim ersten Mal schon verstanden, Häschen. Du musst nicht schreien.«
    »Also hol sie!«
    »Hol sie doch selber.«
    »Hör auf!«
    »Womit soll ich aufhören?«
    »Hör auf, mir zu widersprechen!«
    Der Drache lachte. »Du bist so süß, wenn du wütend bist.«
    Michael zitterte am ganzen Leib. Seine Fäuste waren verkrampft und in seinen Augen brannten Tränen der Verzweiflung. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte einfach nicht wahr sein.
    »Aber warum sollte … Warum …?«
    »Warum sollte er lügen? Warum sollte er dich ins Verderben schicken? Soweit ich das verstehe – ich kann seine Gedanken nicht lesen, aber ich fühle, was er fühlt, wir sind miteinander verbunden –, hat er Angst vor deinem Gefährten, diesem großen, kräftigen Mann, und er wollte euch beide hinters Licht führen. Und so hat er euch Bert vorgestellt.«
    »Aber … er ist Bert. Oder nicht?«
    »Ja. Und nein. Er ist auch Xanbertis, Mörder und Eidbrecher. Und er will, dass ich dich töte. Deshalb frage ich dich noch einmal – und hör auf, zum Tunnel zu schauen, du wirst nirgendwo hingehen –, möchtest du roh oder gebraten gefressen werden? Mir wäre gebraten lieber. Das gibt nicht so eine Sauerei.«
    Michael hörte ein Knurren, das zweifelsohne aus dem Bauch der Kreatur drang.
    »H…hör zu«, stotterte er, »t…tu nichts … Unüberlegtes …«
    Michael hatte die Hand in seine Tasche gesteckt und kramte hektisch darin herum, auf der Suche nach irgendetwas, das den Drachen davon abhalten könnte, ihn zu fressen. Seine Finger berührten sein Taschenmesser, den Kompass, die Kamera, das Zwergenhandbuch, die Medaille von King Robbie – alles nutz- und wertloses Zeug in seiner gegenwärtigen Lage.
    »W…wenn du gegen deinen Willen festgehalten wirst, dann kann ich dir h…helfen. Ich kenne einen sehr mächtigen Z…Zauberer.«
    Weglaufen half nichts. Der Drache würde ihn sofort einholen. Aber es musste doch etwas geben, irgendetwas …
    »Moment mal! Ich schenke dir das hier!«
    Michaels Finger hatten sich um den goldenen Reif geschlossen, den er von der Eisfigur des Elfenmädchens genommen hatte. Es war keine Kostbarkeit, eigentlich nur eine Kleinigkeit, verglichen mit seinem Leben, aber mehr hatte er nicht anzubieten. Im Zwergenhandbuch war von der Lust der Drachen auf Gold die Rede und G. G. Greenleaf hatte sich noch nie geirrt.
    Trotzdem traf die Reaktion des Drachen Michael völlig unvorbereitet.
    In dem Moment, als er den goldenen Reif aus der Tasche zog, stieß der Drache ein so wildes Gebrüll aus, dass sein Atem Michaels Körper wie ein Sturmwind traf. Etwas glänzend Goldenes schoss auf ihn

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