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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens
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seit fast dreitausend Jahren. Um ihretwillen habe ich das Blut jener vergossen, die mir auf der Welt am teuersten waren. Weder du noch jemand anderer wird das Buch jemals bekommen. Hast du verstanden? Niemals!« Er beugte sich näher und starrte in Michaels entsetztes Gesicht. »Ich habe mich immer gefragt, wen mein alter Kamerad zu mir schicken würde. Ich habe mit Zauberern gerechnet, mit Elfenkriegern, Truppen bis an die Zähne bewaffneter Zwerge, die mir meinen Schatz stehlen wollen. Und dann, nach all der Zeit, tauchen zwei Kinder hier auf. Ihr seid seine tollen Helden.«
    Der Mann kicherte irre, und Michael fing wieder an, seine geistige Gesundheit in Zweifel zu ziehen. Er hörte, wie der Drache mit donnernden Schritten näher kam.
    »Wissen Sie was?«, sagte Michael. »Sie sind ein Trottel.«
    Das Gelächter brach abrupt ab. »Was –?«
    Mehr brachte er nicht mehr heraus, ehe Gabriel, der sich von hinten an ihn herangeschlichen hatte, ihn mit dem Knauf seiner Machete bewusstlos schlug.
    Michael fing an zu schreien: »Drache … Tor … schnell, bitte, bitte, schnell!« Gabriel stolperte die Treppe wieder nach oben, und als er sich seitlich drehte, sah Michael das Blut auf seinem Gesicht und dem Haar. Hinter ihm im Tunnel knisterte es vor Hitze; es war, als würde die Luft Feuer fangen. Dann begann das Tor sich langsam zu erheben, ganz langsam. Michael legte sich flach auf den Bauch und kroch darunter durch. Ein Henkel seiner Tasche verfing sich in einem der Eisenstäbe, und er zerrte hektisch daran, um ihn zu lösen. Der Boden unter ihm erzitterte, und dann war er durch, krabbelte über den bewusstlosen Körper des Wächters und schrie: »Mach es zu! Mach es zu!« Er sprintete die Treppe hoch in den Saal, während ihn das widerhallende Brüllen des Drachen verfolgte.
    Zu Michaels Überraschung blieb der Drache vor dem Tor stehen. Er hatte erwartet, dass sich die Kreatur voller Zorn dagegenwerfen und an dem Eisen reißen würde. Michael lag auf dem Steinfußboden des Saals und rang nach Atem. Sein Herz raste, während er dem Fauchen des Drachen lauschte.
    Und dann lachte der Drache.
    »Häschen, du machst mir die Sache wirklich nicht leicht. Wenn du nicht so niedlich wärst, könnte ich fast böse werden. Ich vermute, du weißt, dass dieses Tor mit einem Bannzauber belegt ist. Ansonsten hätte ich es bereits vor langer Zeit niedergerissen.«
    »Natürlich«, keuchte Michael. Er hatte keine Ahnung gehabt.
    »Obwohl mein Meister ohnmächtig ist, bin ich unglücklicherweise immer noch an seinen Befehl gebunden, dich zu töten. Und du glaubst doch nicht wirklich, dass ich nach zweihundert Jahren keinen anderen Weg aus dem Vulkan gefunden habe, nicht wahr?«
    Michael sprang auf die Füße. Er hörte, wie der Drache sich eilig durch den Tunnel entfernte.
    »Gabriel, wir müssen …«
    Aber Gabriel lag bewusstlos am Boden. Die Verletzungen, die der Wächter ihm zugefügt hatte, waren für den großen Mann letztlich doch zu viel gewesen. Michael vergewisserte sich rasch, dass sein Freund noch atmete und hechtete dann auf die Treppe zu, die in den Turm führte. Er hatte keinen Plan. Aber Emma war da oben im Turmzimmer. Sie war ganz allein. Während er nach oben rannte, verfluchte er sich dafür, dass er überhaupt in den Vulkan gegangen war. Wie dumm er gewesen war! Wie arrogant! Seit Cambridge Falls hatte er sich kein bisschen verändert. Er hatte geglaubt, dass er klüger sei als alle anderen, aber das stimmte nicht, und jetzt musste seine Schwester den Preis für seine Dummheit bezahlen. Dass er ebenfalls sein Leben lassen würde, kam Michael überhaupt nicht in den Sinn. Er dachte nur daran, dass er Emma und Kate enttäuscht hatte – wieder einmal.
    Als Michael die letzte Treppenstufe erreicht hatte, sah er Emma, genau wie er sie verlassen hatte – bewegungslos und ins Leere starrend. Über ihnen ertönte ein Kreischen. Michael wirbelte herum und sah den Drachen, von dessen Flügeln rot glühende Lava tropfte, aus dem Krater des Vulkans aufsteigen. Der Drache wendete – ein Geschöpf des Feuers, rot und golden brennend vor dem blauschwarzen Himmel – und ließ sich aufreizend langsam und graziös in den Sinkflug fallen.
    Michael packte Emma am Arm und zog ihren steifen Körper zur Treppe. Aber bereits nach einigen Stufen stolperte er, riss Emma mit sich, und gemeinsam fielen sie bis auf den nächsten Absatz. Michaels Nase blutete, sein ganzer Körper war zerschlagen. Er kniete über Emma und sagte immer wieder:

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