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Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman

Titel: Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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versicherte der Kaufmann verblüfft. »W egen Caleb mach dir keine Sorgen. Als mein zukünftiger Erbe ist er in das Geheimnis eingeweiht und ein Träger wie …«
    »… wie Vater und du«, brachte Chaya den Satz zu Ende. »Auch ich kenne das Geheimnis, Onkel, aber nicht deshalb, weil Vater sein Versprechen gebrochen und es mir offenbart hätte, sondern weil ich es ohne sein Wissen und gegen seinen ausdrücklichen Willen zu ergründen suchte. Ihn trifft also keine Schuld daran, dass es kein Träger, sondern eine Trägerin war, die das Buch ins Land der Väter zurückgebracht hat.«
    »Dann – ist es also hier?«, fragte Ezra atemlos.
    »Ja, Onkel«, bestätigte Chaya und legte die Hand auf jene Stelle ihres Gewandes, wo sie den ledernen Köcher verborgen hielt.
    »Dann sei der Herr gepriesen für seine Gerechtigkeit und seine mächtige Hand – denn nichts anderes als göttliches Walten kann es gewesen sein, das dir das Geheimnis offenbarte und dich die Bürde deines Vaters übernehmen ließ. Sei willkommen in meinem Haus, Chaya – deine Mission ist zu Ende.«
    Die nächsten Stunden verbrachte Chaya damit, sich auszuruhen.
    Man wies ihr eine Kammer zu, die Zugang zu einem kleinen Dachgarten hatte, von dem aus man die alte Kathedrale v on Antiochia sehen konnte, die sich eindrucksvoll aus dem Häusermeer erhob. Aus Furcht davor, sie könnten mit den herannahenden Kreuzfahrern sympathisieren oder gar innerhalb der Stadtmauern einen Aufstand anzetteln, hatte Yaghi Siyan, der türkische Statthalter von Antiochia, alle christlichen Würdenträger der Stadt verwiesen, sodass die Kathedrale verwaist war und nun von den Muslimen zum Gebet genutzt wurde. Von oben betrachtet hatte die Unruhe, die allenthalben herrschte, etwas von einem wimmelnden Ameisenhaufen, und unwillkürlich fühlte sich Chaya an ihre alte Heimat erinnert. Wehmut wollte sich in ihr Herz schleichen, doch die Erleichterung darüber, endlich jemanden zu haben, mit dem sie die Last des Wissens um das Buch von Ascalon teilen konnte, war stärker als das Heimweh.
    Am späten Nachmittag wurde sie zum Essen gerufen. Ezras Gattin Batya, eine Jüdin aus Antiochia, die er zur Frau genommen hatte, nachdem Esther, die Mutter Calebs, vor einigen Jahren verstorben war, holte Chaya ab und führte sie nach unten in den von Palmen gesäumten Innenhof, auf den das Speisezimmer mündete. Da es die Tage zwischen Neujahr und dem Versöhnungsfest waren, wurde eine zwar sättigende, jedoch einfache Mahlzeit gereicht, die aus Linsen, Fisch und getrockneten Früchten bestand. Chaya, der es lange nicht möglich gewesen war, sich an die Vorschriften der Kaschrut zu halten, war dankbar dafür, nach langer Entbehrung wieder koschere Speisen essen zu können. Etwas beruhigend Vertrautes lag darin – zugleich aber fühlte sie sich auch an ihre Verfehlung erinnert, als die ihre Religion die Liebe zu einem Christen brandmarkte.
    Im Anschluss an das Mahl zogen Batya und ihre beiden Töchter Irit und Rinah sich zurück, worauf Ezra Chaya bat, von ihrer langen Reise zu berichten. Chaya begann zu erzählen: von den Ereignissen von Clermont und den beunruhigenden Vorfällen, zu denen es daraufhin im Reich gekommen war; von ihrer überstürzten Abreise und der langen Wander s chaft gen Süden; von der verzögerten Überfahrt und Isaacs Fieber; von der syrischen Karawane und den Gefahren einer aus den Fugen geratenen Welt.
    Auch vom Tod ihres Vaters berichtete sie in allen Einzelheiten, und es überraschte sie selbst, mit welcher Gefasstheit sie das tat. Vielleicht, weil seit jenen schmerzlichen Ereignissen nun doch schon ein wenig Zeit verstrichen war. Vielleicht aber auch, weil in der Zwischenzeit etwas geschehen war, das wieder Licht und Freude in ihr Leben gebracht hatte.
    Einen Augenblick lang schweiften ihre Gedanken ab, und sie musste an Conwulf denken. Ihr Onkel hatte selbst gesagt, dass ihre Aufgabe beendet war. Was, wenn sie ihre wiedergewonnene Freiheit dazu nutzte, die Stadt zu verlassen und …
    »So bist du also hierhergelangt«, unterbrach Ezras sanfte Stimme ihren Gedankengang, die sie so sehr an ihren Vater erinnerte. »Gottes Pfade sind für Menschen wahrlich unergründlich. Doch es ist sein Wille, auf den wir vertrauen.«
    »Das tun wir, Onkel. Dennoch bin ich mir in diesem Fall nicht sicher, ob es Gottes Wille gewesen ist oder mein Eigensinn. Wider Vaters Beschluss habe ich es ertrotzt, ihn auf seiner Mission zu begleiten. Dabei hätte mir von Beginn an klar sein müssen,

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